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Grausame Szenen im Ukraine-Krieg: "Seit zwei Wochen verfaulen die Leichen dort"


"Seit zwei Wochen verfaulen die Leichen dort"

afp, Hervé Bar

Aktualisiert am 03.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Ukrainischer Polizist in Charkiw: Die Großstadt wird von russischen Truppen angegriffen.Vergrößern des BildesUkrainischer Polizist in Charkiw: Die Großstadt wird von russischen Truppen angegriffen. (Quelle: Seth Sidney Berry/imago-images-bilder)
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Halbnackte Leichen auf einer Tankstelle, bebende Erde dort, wo einmal Familien wohnten: Das ist die neue Realität in Charkiw. Die zweitgrößte Stadt der Ukraine ist Kampfgebiet – ein Ortsbesuch.

Der Schützengraben zieht sich durch Gärten – wo bis vor Kurzem Familien wohnten, verläuft jetzt die Front. Das sei "die letzte Stellung vor dem Feind", sagt der Hauptmann, der sich "Best" nennt. Am Rand von Charkiw versucht die 92. Brigade der ukrainischen Armee, die zweitgrößte Stadt des Landes gegen die russischen Angreifer zu verteidigen.

Unweit einer Schnellstraße und eines Waldes, der die Stadtgrenze markiert, lagern die Soldaten in einem ehemaligen Wohngebiet, das nur noch aus Ruinen besteht. "Wir werden ständig angegriffen, Tag und Nacht", sagt der junge Hauptmann mit der Kalaschnikow über der Schulter. Die Erde bebt in regelmäßigen Abständen, wenn wieder eine Granate in der Gegend einschlägt. "Wir können nicht zurück, wir haben keine Wahl", sagt Best. "Hinter uns sind unsere Familien."

Leichen bleiben im Dauergefecht einfach liegen

Der Ort ist strategisch wichtig, da die Schnellstraße direkt ins Stadtzentrum führt. Er wird von mehreren Panzern und aus einem Netz von Schützengräben und mehreren Festungen heraus verteidigt. Die "Iwans", wie Ukrainer die russischen Soldaten manchmal nennen, sind weniger als vier Kilometer entfernt.

Fünf halbnackte Leichen russischer Soldaten liegen auf dem Rasen einer Tankstelle. Ein Vogel pickt daran. Das sei übrig geblieben von einem "russischen Infiltrationsversuch hinter unseren Linien", sagt ein Leutnant. "Seit fast zwei Wochen verfaulen die Leichen dort." Wegen des ständigen Beschusses könnten die Toten nicht geborgen werden.

Der Hauptmann zeigt auf ein klaffendes Loch in der Fassade eines bereits weitgehend zerstörten Hauses. Rauch steigt aus einem Schutthaufen auf, dort, wo die Truppe sich bis zum Vortag zum Essen traf. "Diese Schweine haben unser Lokal in die Luft gejagt! Was sollen wir jetzt essen?", sagt ein Unteroffizier verächtlich, sein Schädel ist bis auf eine Strähne kahl rasiert.

"Das bedeutet, dass Raketen fallen werden"

Er steigt aus einem Lieferwagen mit zerborstenen Scheiben und schildert, wie er vier Russen mit einer Handgranate tötete. Der Unteroffizier ist für die Versorgung zuständig, das heißt, er durchsucht das Schlachtfeld nach allem, was für die Soldaten nützlich sein könnte und wagt sich dabei auch ins Niemandsland zwischen den Fronten. "Ich sammle dort ein bisschen von allem ein, die Russen holen dort ihre Leichen ab", sagt er. Die jüngste Ausbeute: russische Munitionskisten, ein Generator, eine alte Schaufel, kugelsichere Westen – eine davon mit Einschussloch.

Plötzlich ist ein lautes Knattern zu hören. Am grauen Himmel ist ein kleines Flugzeug zu erkennen. "Eine russische Orlan-Drohne", sagt Oleksy, ein Anwalt, der sich freiwillig zum Militär meldete. "Die spähen ukrainische Stellungen aus und helfen bei der Einstellung der russischen Artillerie, wir müssen sie unbedingt abschießen."

"Das bedeutet, dass Raketen fallen werden", warnt der Unteroffizier. Die Soldaten springen in die Schützengräben oder schleichen zu befestigten Stellungen. Eine schmale, mit Sandsäcken geschützte Treppe führt in einen unterirdischen Schutzraum. Dort sitzen zwei Soldaten an einem Tisch und kochen Tee. An der Wand hängen Kinderbilder. Auf einem ist ein Panzer in den Nationalfarben Blau und Gelb gezeichnet. "Liebe Soldaten, danke, dass ihr für unsere geliebte Ukraine kämpft", steht in Kinderschrift darunter.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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