t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikUkraine

Agrarkrise im Ukraine-Krieg: Ihre einzige Ernte sind russische Raketen


Agrarkrise in der Ukraine
Ihre einzige Ernte sind russische Raketen

Von afp
Aktualisiert am 14.06.2022Lesedauer: 2 Min.
Ivan entfernt eine russische Rakete von seinem Acker in der Region Tschernihiw.Vergrößern des BildesIvan entfernt eine russische Rakete von seinem Acker in der Region Tschernihiw. (Quelle: Maxym Marusenko/NurPhoto/dpa)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Der Krieg und die damit verbundene Blockade von Getreideexporten sind für ukrainische Landwirte eine existenzielle Bedrohung. Doch das sind längst nicht alle Probleme, berichtet eine von ihnen.

Eigentlich rückt die Erntezeit näher – doch bisher sind russische Geschosse das Einzige, was die ukrainische Landwirtin Nadia Iwanowa auf ihren Feldern im Süden der Ukraine finden konnte. "Wir haben spät ausgesät, weil wir erst alles räumen mussten", sagt die 42-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. Doch nicht nur der Beschuss und zurückgebliebene Kampfmittel sind eine Bedrohung – die Infrastruktur ist zerstört, lokale Märkte sind zusammengebrochen.

Als die russischen Truppen im März in Richtung Norden vorstießen, nahmen sie den 4.000 Hektar großen Betrieb von Iwanowa unweit der Stadt Mykolajiw unter Beschuss. Zwar waren die einzigen Todesopfer der Kämpfe zwei Pfauen, die auf dem Hof lebten. Doch der Krieg hinterließ langfristige Schäden.

Preis für Getreide ist eingebrochen

Zerstörte Bahnstrecken, verminte Wasserwege und Raketenbeschuss auf den Hafen in Mykolajiw bedeuten für Iwanowa und ihre 76 Angestellten, dass sie ihr Getreide nicht mehr verkaufen können. In Friedenszeiten produzierte der Betrieb jährlich mehr als 12.000 Tonnen Agrarerzeugnisse für den heimischen Markt, aber auch für den Export nach Europa, Afrika und China.

Dann kam der russische Angriff, der Transport wurde unmöglich. Nun lagern 2.000 Tonnen Getreide in den Silos von Iwanowas Hof – Abnehmer gibt es keine. Der Preis für eine Tonne Getreide ist eingebrochen, aktuell beträgt er noch rund 100 Euro, weniger als ein Drittel als vor dem Krieg.

Auf dem Bauernhof verschärfen sich auch ganz alltägliche Probleme: Die Maschine zur Reinigung des Getreides ist defekt, doch Unterstützung von Versicherungen oder Banken ist unwahrscheinlich. 20 Kilometer entfernt wütet der Krieg. Kaum ein Techniker wagt es angesichts des ständig drohenden Beschusses, in der Gegend zu arbeiten.

Flächenbrände drohen

Doch damit nicht genug: Die Preise für Dünge- und Pflanzenschutzmittel sind explodiert, Motoröl kostet dreimal so viel wie vor dem Krieg – wenn es überhaupt erhältlich ist. Zu allem Überfluss droht in diesem Jahr eine Dürre.

Aber Iwanowa will weitermachen, um jeden Preis. Wird die Ernte nicht eingefahren, drohen bei großer Trockenheit Flächenbrände – durch die Kämpfe ist die Gefahr besonders groß.

Die Landwirtin hat sich der neuen Situation so weit wie möglich angepasst. "Wir haben die Senfpflanze, die eher früh geerntet wird, durch Sonnenblumen und Hirse ersetzt, die erst später kommen", sagt Iwanowa.

Auch ihr Mitarbeiter Oleksandr Chomenko ist zur Arbeit erschienen. Er sitzt auf einem roten Traktor und bereitet ein Feld für die Aussaat vor. "Ob wir Angst haben oder nicht, wir müssen zur Arbeit kommen", sagt er. "Ich habe eine Familie zu ernähren". So wie er kommen die meisten Mitarbeiter weiterhin zur Arbeit und werden bezahlt.

"Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalten kann", sagt Iwanowa. "Aber wenigstens wird es hier bei mir immer etwas zu essen geben."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website