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Weltklimakonferenz I Morgan: "Wir schlafwandeln auf einen Abgrund zu"


Vor dem Weltklimagipfel
"Wir schlafwandeln auf einen Abgrund zu"

Von dpa
Aktualisiert am 05.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Jennifer Morgan (Archivbild): Die Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik will vor der Weltklimakonferenz in Dubai eine breite Koalition aufstellen. (Quelle: Thomas Trutschel via www.imago-images.de)
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In Bonn sind die Zwischenverhandlungen für die Weltklimakonferenz gestartet – die findet Ende des Jahres in den Emiraten statt. Die Kritik am Gastgeberland wächst.

Ein halbes Jahr vor der nächste Weltklimakonferenz in Dubai beginnen am Montag in Bonn zehntägige Zwischenverhandlungen. "Dass wir auf der Weltklimakonferenz überhaupt zu Entscheidungen kommen können, ist nur deshalb möglich, weil übers Jahr uns insbesondere hier bei dieser Zwischenkonferenz in Bonn die Vorarbeit gemacht wird", sagte der Leiter Internationale Klimapolitik bei der Umweltorganisation Germanwatch, David Ryfisch, der Deutschen Presse-Agentur in Bonn.

Der Klimaexperte der Welthungerhilfe, Michael Kühn, erläuterte: "Nur was in Bonn formuliert und vorbereitet wird, kann auf der großen Konferenz in Dubai verabschiedet werden."

Umweltschutzorganisationen halten es für dringend nötig, dass sich progressive Staaten während der bis zum 15. Juni dauernden Zwischenkonferenz in Bonn zu einer progressiven Allianz zusammenschließen, um den Erdöl exportierenden Staaten in Dubai etwas entgegenzusetzen.

Bundesregierung arbeitet an Klima-Allianz

Die Bundesregierung arbeitet nach eigenen Angaben an einer solchen Allianz. "In den kommenden zwei Wochen werden wir gemeinsam mit der EU daran arbeiten, eine breite Koalition für eine ambitionierte globale Klimapolitik aufzubauen, damit wir in Dubai wegweisende Entscheidungen treffen können", kündigte die Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik, Jennifer Morgan, am Montag an.

Morgan erinnerte an den im März veröffentlichten Bericht des Weltklimarats (IPCC). Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist nach diesem Bericht praktisch schon unmöglich: Die 1,5 Grad können demnach sogar bereits in der ersten Hälfte der 2030er Jahre überschritten werden, die Erwärmung liegt derzeit schon bei 1,1 Grad. Morgan sagte, der IPCC-Bericht habe "mit brutaler Klarheit" gezeigt: "Als Weltgemeinschaft schlafwandeln wir auf einen Abgrund zu."

"Die haben kein Trinkwasser mehr"

Greenpeace-Chef Martin Kaiser sagte, in Deutschland falle hingegen auf, dass die Klimakrisenleugner und -skeptiker in der Diskussion um das Heizungsgesetz auf Zeit spielten. "Sie sagen ständig: "Lasst uns mal nicht so schnell machen, das überfordert die Leute." Das ist verheerend, denn die Weichen müssen jetzt gestellt werden. Klimakatastrophen wie die im Ahrtal rücken schnell in den Hintergrund der öffentlichen Aufmerksamkeit. Doch Verdrängung bringt nichts. Wir müssen raus aus der fossilen Verbrennung", forderte Kaiser.

Die Veränderungen, die den reichen Europäern zugemutet würden, seien dabei nichts im Vergleich zu dem, was derzeit zum Beispiel die Menschen in der südlichen Sahara erlebten. "Die haben kein Trinkwasser mehr und kämpfen ums Überleben", so Kaiser.

Michael Kühn von der Welthungerhilfe sagte, der Klimawandel bedrohe die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen weltweit und verschärfe den Hunger vor allem in ländlichen Gebieten. Vielfach bewältigten Kleinbauern im globalen Süden Extremwetterereignisse wie Dürren oder Überflutungen, indem sie mehr arbeiteten, Ersparnisse einsetzten, ihr Vieh verkauften und sich verschuldeten. "Für viele Menschen in der ganzen Welt ist es eine Überlebensfrage, dass wir die Erwärmung unseres Planeten auf 1,5 Grad begrenzen", sagte UN-Klima-Chef Simon Stiell in Bonn.

Kritik an Gastgeberland

Zugleich wächst die Kritik an den Vereinigten Arabischen Emiraten als Gastgeber. "Da hat man den Bock zum Gärtner gemacht", sagte Greenpeace-Chef Martin Kaiser der Deutschen Presse-Agentur zum Auftakt einer zehntägigen Vorbereitungskonferenz am Montag in Bonn.

David Ryfisch, Leiter Internationale Klimapolitik bei der Umweltschutzorganisation Germanwatch, warnte: "Alles deutet darauf hin, dass die Vereinigten Arabischen Emirate als kommende Präsidentschaft der Weltklimakonferenz versuchen werden, ihre Agenda zur Verlängerung des Zeitalters von Öl und Gas massiv voranzutreiben."

Der Industrieminister der Emirate, Sultan Ahmed Al Jaber, teilte dagegen mit, sein Land wolle einen Konsens in strittigen Punkten herstellen. Sein Ziel sei ein ebenso "ausgewogenes wie ehrgeiziges Ergebnis" der Konferenz vom 30. November bis zum 12. Dezember in Dubai.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • auswaertiges-amt.de: "Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik Jennifer Morgan zum Auftakt der Bonner Klimakonferenz"
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