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Geisel zurück in Israel: Frau spricht über Hamas-Gefangenschaft


Nach Freilassung
Hamas-Geisel: "Ich bin durch die Hölle gegangen"

Von Lucas Maier

24.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Sichtlich mitgenommen: Hier erzählt die Frau, was sie als Gefangene der Hamas erlebte. (Quelle: t-online)

Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober befinden sich immer noch über 200 Geiseln im Gazastreifen. Am Montag wurden zwei von ihnen freigelassen. Das sind ihre Worte.

Insgesamt 16 Tage befanden sich Yocheved Lifshitz und Nurit Cooper in der Gewalt von Terroristen der Hamas. Am Montag wurden die 85 und 79 Jahre alten Frauen freigelassen. Damit steigt die Zahl der wieder freigelassenen Geiseln auf vier.

Zwei vermummte und bewaffnete Terroristen der Hamas übergaben die beiden Frauen in der Nähe des ägyptisch kontrollierten Grenzübergangs Rafah an Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Die 85-jährige Yocheved Lifshitz setzte unmittelbar danach ein Statement für Frieden: Nachdem die Terroristen sie in die Freiheit entlassen hatten, ging sie nochmals auf einen der beiden zu. Sie schüttelte ihm die Hand und sagte zu ihm "Shalom", das jüdische Wort für Frieden und Harmonie. In Israel wird "Shalom" auch als Gruß- oder Abschiedsfloskel verwendet.

Am Tag nach ihrer Freilassung sprach Yocheved Lifshitz mit Unterstützung ihrer Tochter, Sharone Lifshitz, auf einer Pressekonferenz in einem Krankenhaus in Tel Aviv. t-online berichtet über die wichtigsten Aussagen der Überlebenden.

"Ich bin durch die Hölle gegangen"

Im Hintergrund hängt eine Fahne Israels, es sind rund ein Dutzend Mikrofone auf Yocheved Lifshitz und ihre Tochter gerichtet. Die 85-Jährige gibt der Welt Einblicke in die Geiselhaft der Hamas und stellt sich den Fragen der internationalen Journalisten.


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Ich bin durch die Hölle gegangen


Yocheved Lifshitz auf der Pressekonferenz in Tel Aviv


Bei der Entführung selbst sei die 85-Jährige durch die Hölle gegangen, betont sie. Bewaffnete Terroristen hätte sie auf einem Motorrad aus ihrem Kibbuz Nir Oz entführt. Durch Schläge mit Stöcken bekam sie blaue Flecken und hatte Atemprobleme. In ihrem Bericht übt sie auch Kritik an der israelischen Regierung.

Für den Grenzzaun habe diese Milliarden bezahlt. Um die Hamas-Terroristen am Durchkommen zu hindern, hätte die Regierung jedoch nichts getan. Nach dem Anschlag der Terrororganisation Anfang Oktober wurde in Israel mehrfach Kritik an der Regierung um Benjamin Netanjahu laut.


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Sie schienen wirklich vorbereitet zu sein, als hätten sie es lange Zeit geheim gehalten.


Yocheved Lifshitz


Geisel gibt Einblick in die Tunnel der Hamas

Die israelische Armee hat in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass die Tunnelsysteme der Hamas sie vor besondere Herausforderungen bei einer möglichen Bodenoffensive stellen würden. Auch die ehemalige Geisel Lifschnitz sprach von Tunnelsystemen. Diese seien wie ein "riesiges Netzwerk", das einem "Spinnennetz" gleiche.


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Während sie entführt wurde, wurde sie mit Stöcken geschlagen, bis sie den Tunnel erreichte.


Sharone Lifshitz im Namen ihrer Mutter


Die Geiseln wurden in den Tunnelsystemen unter Gaza festgehalten, wie die 85-Jährige berichtet. Sie und weitere Geiseln hätten auf Matratzen in den Tunneln geschlafen. Der Boden soll "weich und nass" gewesen sein. Anfangs soll sie mit 24 weiteren Geiseln in einem großen Raum gewesen sein, später sei sie mit einer Gruppe von fünf weiteren Geiseln in einem separaten Raum untergebracht worden.

Die Bedingungen, unter denen die Geiseln festgehalten wurden, beschreibt Lifschnitz insgesamt als sauber. Alle zwei bis drei Tage sei ein Arzt vorbeigekommen. Eine der Geiseln soll bei der Entführung einen schweren Motorradunfall gehabt haben, wie die 85-Jährige berichtet. Sanitäter sollen sich gut um den Verletzten gekümmert haben und besorgt um ihn gewesen sein.


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Sie haben sich um uns gekümmert, das können wir ihnen zugutehalten.


Yocheved Lifshitz


Jede der Geiseln habe eine Wache an ihrer Seite gehabt, berichtet Lifschnitz weiter. Ihre Entführer "haben sich um jedes Detail gekümmert", sagt sie. Unter den Wachen sollen sich auch Frauen befunden haben, die sich um "Frauenhygiene" gekümmert hätten.

"Wir werden dir nichts tun"

"Wir glauben an den Koran. Wir werden dir nichts tun", zitiert Yocheved Lifshitz die Terroristen, die sie in den Tunnel gebracht hatten. Ihre Uhr und den Schmuck hätten diese ihr jedoch zuvor abgenommen.

Die Geiseln hätten dasselbe zu essen bekommen wie ihre Peiniger, berichtet die ehemalige Geisel. Gurken, Fladenbrot, Weich- und Hartkäse habe es gegeben.

Ein Ende der Geschichte scheint nicht in Sicht

"Die Geschichte ist erst zu Ende, wenn alle zurückkommen", sagte Yocheved Lifshitz im Hinblick auf die anderen Geiseln. Die beiden Ehemänner der zuletzt entlassenen Frauen seien noch in der Gewalt der Hamas.

Video | Hamas lässt zwei weitere Geiseln frei
Quelle: Glomex

"Meine Mutter weiß nicht, wo mein Vater ist", sagte die Tochter von Yocheved Lifshitz zum BBC-Radiosender Radio 4. Bereits vor der Freilassung ihrer Mutter sagte sie: "Mein Vater ist 83 und meine Mutter 85. Sie braucht Sauerstoff und er hat eine Lungenkrankheit. Sie können in dieser Umgebung nicht allein überleben." Die Terroristen der Hamas gaben an, die beiden Frauen aus humanitären Gründen freigelassen zu haben. Mehr über die Hamas lesen Sie hier.

Ihr Vater habe sich in der Vergangenheit immer für Palästinenser eingesetzt. Seinen Ruhestand soll er damit verbracht haben, Palästinenser von der Grenze zum und vom Krankenhaus zu fahren. "Er ist nicht der Feind. Er glaubt an die Menschlichkeit aller Menschen", sagte seine Tochter, die britische Staatsangehörige ist, über ihn.

Verwendete Quellen
  • dailymail.co.uk: "Israeli woman, 85, whose gesture of peace towards Hamas captors was seen around the world explains why she did it despite being kidnapped and beaten with sticks" (englisch)
  • bbc.com: "I went through hell, says 85-year-old hostage released by Hamas" (englisch)
  • timesofisrael.com: "Oct. 23: Elderly hostages brought by helicopter to Tel Aviv hospital" (englisch)
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