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Rafał Trzaskowski: Kann er Polens konservative Bevölkerung überzeugen?


Rafał Trzaskowski
Weltgewandt, fünfsprachig, rechts der Mitte verhasst

Von t-online, dpa, afp
Aktualisiert am 29.05.2025 - 11:45 UhrLesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:250527-99-985732Vergrößern des Bildes
Rafał Trzaskowski: Der Bürgermeister Warschaus will Präsident von Polen werden. (Quelle: Lukasz Gagulski/PAP/dpa)
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Der Bürgermeister von Warschau konnte im ersten Wahlgang die meisten Stimmen einsammeln. Ob er am Sonntag Präsident von Polen wird, ist aber noch völlig offen.

Rafał Trzaskowski weiß, wie sich Niederlagen anfühlen. Der gelernte Politologe trat bereits bei der letzten Präsidentenwahl 2020 an. Als Bürgermeister der Hauptstadt Warschau war der 53-Jährige schon damals ein politisches Schwergewicht. Doch in der Stichwahl unterlag er dem amtierenden Präsidenten Andrzej Duda.

Fünf Jahre später kann Duda nicht mehr antreten – und Trzaskowski hat in diesem Jahr die erste Runde der Präsidentschaftswahl am 18. Mai mit gut 31 Prozent knapp gewonnen. Sein Kontrahent Karol Nawrocki sicherte sich mit knapp 30 Prozent den zweiten Platz und zog damit in die Stichwahl gegen den Warschauer Bürgermeister ein. In Umfragen liegen beide Kandidaten derzeit gleichauf bei 46,3 Prozent.

EU-Parlament, Minister, Bürgermeister

Trzaskowski gilt als Vertreter des bunten, urbanen Polens und gilt in der Partei von Ministerpräsident Donald Tusk als Vertreter des linken Flügels. Als Präsident des Landes soll er dafür sorgen, dass die polnische Regierung seines Parteikollegen Donald Tusk die Reformen umsetzen kann, die der Ministerpräsident schon lange versprochen hat. Doch kann der 53-Jährige auch die konservativ geprägte ländliche Bevölkerung abseits der Großstädte von sich überzeugen?

Rafał Kazimierz Trzaskowski wurde am 17. Januar 1972 in Warschau geboren. Sein Vater war der bekannte Jazzmusiker Andrzej Trzaskowski. Nach dem Abitur am Mikołaj-Rej-Liceum in Warschau studierte er Politikwissenschaft und Anglistik an der Universität Warschau, war Stipendiat in Oxford und Paris und promovierte 2004.

Von 2009 bis 2013 war er Abgeordneter im Europäischen Parlament, danach Minister für Verwaltung und Digitalisierung (2013–2014) und Staatssekretär für europäische Angelegenheiten (2014–2015). Seit 2018 ist er Stadtpräsident (Bürgermeister) von Warschau und wurde 2024 im Amt bestätigt.

Linker Kurs als Hindernis?

Trzaskowski spricht fünf Fremdsprachen, ist liberal und pro-europäisch. Er will Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche legalisieren, ließ in Warschauer Amtsstuben die Kruzifixe abhängen und marschiert bei LGBT-Paraden mit. Für viele Wähler in den katholisch geprägten ländlichen Regionen ist er deshalb ein rotes Tuch.

In Tusks liberalkonservativer Bürgerplattform wird er dem linken Flügel zugeordnet. Zuletzt ist er allerdings in die Mitte gerückt: etwa indem er für einen harten Kurs gegen irreguläre Migranten an der Grenze zu Belarus plädiert und die Sozialleistungen für ukrainische Kriegsflüchtlinge einschränken will.

Kritiker werfen ihm deshalb vor, keine klaren Standpunkte zu haben. Der Mittekurs von Trzaskowski lässt sich aber auch damit erklären, dass es für einen Wahlsieg weitere Stimmen braucht, die sich im konservativen Lager verorten: Beim ersten Wahlgang holten die beiden rechtsextremen Kandidaten Slawomir Mentzen und Grzegorz Braun zusammengerechnet rund 20 Prozent der Stimmen.

Keine Kungelei mit der extremen Rechten

Mentzen hielt sich mit einer Empfehlung nach dem ersten Wahlgang zurück. Stattdessen lud er Nawrocki und Trzaskowski einzeln in seine YouTube-Show ein und legte ihnen einen Acht-Punkte-Plan zur Unterschrift vor. Davon macht er seine Wahlempfehlung abhängig.

Trzaskowski unterschrieb die Forderungen im Gegensatz zu Nawrocki nicht. Stattdessen lieferte er sich mit Mentzen ein spannendes Rededuell. Es komme für ihn nicht infrage, die Perspektive eines Nato-Beitritts der Ukraine abzuschreiben, sagte er: "Putin versteht nur die Sprache der Stärke. Wenn die Ukraine keine Sicherheitsgarantien bekommt, sind wir als Nächste dran." Auf die Stimmen der Mehrheit von Mentzens Wählern wird Trzaskowski bei der Stichwahl nun wohl verzichten müssen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagentur dpa und AFP
Transparenzhinweis

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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