Krieg im Gazastreifen Hamas reagiert auf US-Vorschlag für Waffenstillstand

Ein Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas könnte die Notlage der Menschen im Gazastreifen entspannen. Doch die beiden Seiten können sich nicht einigen.
Die Hamas hat nach eigenen Angaben eine Antwort auf den Vorschlag eines Waffenstillstands im Gazastreifen übermittelt. Die radikalislamische Terrororganisation erklärte sich grundsätzlich bereit, israelische Geiseln freizulassen, stellte jedoch neue Bedingungen. Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, hat die Reaktion scharf verurteilt. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat angekündigt, den Krieg fortsetzen zu wollen.
Der von Witkoff ausgehandelte Vermittlungsvorschlag sieht eine 60-tägige Waffenruhe im Austausch gegen zehn Geiseln vor, die im Gazastreifen festgehalten werden. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hatte dem Vorschlag zugestimmt.
Israel und Hamas uneins über Bedingungen
Die Hamas hat auf Telegram mitgeteilt, dass sie zehn lebende Geiseln freilassen will. Jedoch sollen sie nicht auf einmal, sondern in fünf Schritten freigelassen werden, wie die "Times of Israel" berichtete. Demnach sollen vier Geiseln am ersten Tag des Waffenstillstands, zwei Geiseln am dreißigsten Tag und dann vier Geiseln am letzten Tag freigelassen werden.
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Der ursprünglich ausgehandelte Plan sieht jedoch vor, dass die zehn Geiseln in zwei Schritten binnen einer Woche freigelassen werden. Außerdem sollen die Leichen von 18 Verschleppten übergeben werden. Israel geht davon aus, dass sich derzeit 20 bis 23 lebende Geiseln sowie mindestens 35 Leichen von Verschleppten in der Gewalt der Hamas befinden.
Im Gegenzug sollten 125 zu lebenslangen Haftstrafen verurteilte Palästinenser freikommen sowie 1.111 Bewohner des Gazastreifens, die nach dem Terrorüberfall am 7. Oktober 2023 festgenommen worden waren.
Witkoff hat die Reaktion der Hamas auf den US-Vorschlag als "völlig inakzeptabel" verurteilt. Die Hamas-Reaktion gefährde das Inkrafttreten einer zweimonatigen Feuerpause und behindere damit auch Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe, erklärte Witkoff am Samstag im Onlinedienst X.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, dass die die Hamas den Vorschlag einer Waffenruhe im Gazastreifen abgelehnt habe. Israel werde daher seine Aktionen im Gazastreifen fortsetzen, um die Rückkehr der Geiseln und die Niederlage der Hamas zu erreichen. Der israelische Außenminister Gideon Saar erklärt, die Hamas sei für die Fortsetzung des Krieges im Gazastreifen verantwortlich, da sie sich weigere, Geiseln freizulassen und ihre Waffen abzugeben.
Im Gazastreifen droht eine Hungersnot
Gemäß dem Witkoff-Plan sollen die beiden Seiten während der 60-tägigen Waffenruhe über die Freilassung der restlichen Geiseln im Gegenzug für eine Beendigung des Krieges verhandeln.
Eine Garantie für die endgültige Einstellung der Kampfhandlungen gibt es dabei nicht – das war aber bisher eine zentrale Forderung der Hamas. Inwieweit die Hamas nun auf diesen Teil des Plans reagiert hat, blieb zunächst offen.
Die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehnt eine Waffenruhe, in deren Zuge alle Geiseln freikommen und der Krieg ein Ende findet, strikt ab. Kritiker werfen ihr vor, den Krieg aus innenpolitischen Gründen unbegrenzt weiterführen zu wollen.
Mit dem Zugeständnis einer nur teilweisen Geiselfreilassung hat sich die Hamas in den Verhandlungen auf Israel zubewegt – wohl auch unter dem Eindruck ihrer massiven Verluste im Krieg und der katastrophalen Lage der gedrängten Bevölkerung des Gazastreifens. Dort droht eine Hungersnot.
- Nachrichtenagenturen dpa und reuters
- timesofisrael.com: Hamas wants to release hostages in five stages instead of two outlined in Witkoff proposal