"Unverantwortlich und völkerrechtswidrig" Russland reagiert auf US-Angriff im Iran
Nach dem Angriff der USA auf iranische Atomanlagen gehen die internationalen Reaktionen auseinander. Ein Überblick.
Inhaltsverzeichnis
- So reagiert Peking auf den US-Angriff
- Russland weist US-Angriff als völkerrechtswidrig zurück
- Nach US-Angriff auf Iran: UN setzen auf Diplomatie
- Reaktionen auf US-Angriff: Starmer drängt Iran zu Verhandlungen
- Israel: Trump trägt sich ein in das "Goldene Buch der Geschichte"
- Iran startet neue Raketenangriffe auf Israel
- Saudi-Arabien warnt vor Gewaltspirale
- Libanon fürchtet Ausweitung des Krieges
- Irak verurteilt Trumps Vorgehen
Mit 14 bunkerbrechenden Bomben haben die USA in der Nacht zum Sonntag in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingegriffen. Bei der Operation "Midnight Hammer" (deutsch: "Mitternachtshammer") haben die Vereinigten Staaten insgesamt drei Atomanlagen bombardiert.
t-online hat internationale Reaktionen auf den Angriff zusammengefasst:
- Newsblog zum Krieg in Nahost: Alle Entwicklungen im Überblick
- Der Einsatz: Die USA greifen den Iran an
- Die Waffen: Trump zündet wohl stärkste Bombe der Welt
- Die Lage: Alle Nachrichten im Newsblog
- Die Debatte: Innenpolitische Diskussion in den USA
Die internationalen Reaktionen im Überblick:
So reagiert Peking auf den US-Angriff
China hat den USA vorgeworfen, mit den Angriffen auf Atomanlagen im Iran den Konflikt im Nahen Osten anzuheizen. Die Regierung in Peking verurteilt die Angriffe "aufs Schärfste", erklärte das chinesische Außenministerium am Sonntag. Die Attacken führten zu einer Eskalation der "Spannungen im Nahen Osten", hieß es weiter. "China ruft alle Konfliktparteien, vor allem Israel, dazu auf, das Feuer so schnell wie möglich einzustellen."
Peking hat nach Angaben des iranischen Außenministers Abbas Araghtschi in den vergangenen Tagen gemeinsam mit Moskau versucht, im UN-Sicherheitsrat eine Resolution für das Ende des Krieges zwischen dem Iran und Israel einzubringen.
Russland weist US-Angriff als völkerrechtswidrig zurück
Russland hat die US-Angriffe auf Atomanlagen im Iran als "unverantwortlich" und völkerrechtswidrig verurteilt. "Die unverantwortliche Entscheidung, das Gebiet eines souveränen Staates mit Raketen und Bomben anzugreifen, mit welchen Argumenten auch immer, verletzt das Völkerrecht auf eklatante Art und Weise", erklärte das russische Außenministerium am Sonntag. "Es zeigt sich bereits, dass eine gefährliche Eskalation begonnen hat, die mit einer weiteren Untergrabung der regionalen und globalen Sicherheit einhergeht", hieß es weiter.
Das Vorgehen sei unverantwortlich und ein eklatanter Verstoß gegen internationales Recht, die Charta der Vereinten Nationen (UN) und Resolutionen des UN-Sicherheitsrats, erklärt das Außenministerium in Moskau. "Wir rufen dazu auf, die Aggression zu beenden und die Bemühungen zu verstärken, um Bedingungen für eine Rückkehr zur Diplomatie zu schaffen."
Russlands Außenminister Abbas Araghtschi wird am Montag in Moskau mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin zusammenkommen, um über die Lage zu beraten. Russland gilt als einer der engsten Verbündeten des Iran.
Nach US-Angriff auf Iran: UN setzen auf Diplomatie
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich besorgt. Die Angriffe seien "eine gefährliche Eskalation in einer Region am Rande des Abgrunds und eine direkte Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit in der Welt", erklärte Guterres. "In dieser gefährlichen Stunde ist es entscheidend, eine Spirale des Chaos zu vermeiden", warnte er. Weiter sagte Guterres: "Es gibt keine militärische Lösung. Der einzige Weg nach vorn ist die Diplomatie. Die einzige Hoffnung ist Frieden."
Reaktionen auf US-Angriff: Starmer drängt Iran zu Verhandlungen
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer sieht nun den Zeitpunkt für Verhandlungen gekommen. Er forderte den Iran nach den US-Angriffen zu Gesprächen auf. "Wir appellieren an den Iran, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und einen diplomatischen Ausweg aus der Krise zu suchen", erklärte Starmer.
Das iranische Atomprogramm sei eine schwerwiegende Bedrohung für die internationale Sicherheit, sagte der Premier. "Dem Iran darf niemals erlaubt werden, eine Atomwaffe zu entwickeln, und die USA haben Maßnahmen ergriffen, um diese Bedrohung zu verringern." Die Stabilität in der Region habe weiter oberste Priorität.
Offiziell war Großbritannien nicht an den Luftangriffen beteiligt.
Israel: Trump trägt sich ein in das "Goldene Buch der Geschichte"
Zustimmung kam aus Israel. Außenminister Gideon Sa'ar lobte den Angriff der US-Luftwaffe und erklärte: Trumps Name werde "ins goldene Buch der Geschichte eingetragen". Umgehend äußerte sich der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu. Er sprach von "einer perfekten Abstimmung mit den USA". US-Präsident Donald Trump habe mit "großer Stärke" gehandelt, um dem "gefährlichsten Regime die gefährlichsten Waffen der Welt" zu verwehren, sagte Netanjahu. Dies sei ein Wendepunkt, der zu Frieden und Wohlstand im Nahen Osten führen könne. "Präsident Trump, ich danke Ihnen, das Volk Israel dankt Ihnen."
Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog begrüßte die Angriffe. "Trump hat eine historische Entscheidung getroffen, die die Zukunft des Nahen Ostens zweifelsohne verändern wird", zitierte ihn die Nachrichtenseite "ynet" bei dem Besuch eines nach Angriffen des Iran zerstörten Gebäudes in Tel Aviv. Trumps Entscheidung sei historisch und ziele darauf ab, "uns und die ganze Welt von der nuklearen Bedrohung zu befreien", sagte Herzog weiter.
Iran startet neue Raketenangriffe auf Israel
Der Iran reagierte am Sonntag mit neuen Raketenangriffen auf Israel. Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi hatte zuvor massive Reaktionen angekündigt. "Die Ereignisse des heutigen Morgens sind ungeheuerlich und werden dauerhafte Konsequenzen mit sich führen", erklärte Araghtschi am Sonntagmorgen im Onlinedienst X.
Er warf den USA den Bruch des Völkerrechts vor. Zugleich beantragte der Iran eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats. Araghtschi erklärte weiter, der Iran halte sich alle Optionen offen.
Araghtschi lehnte Verhandlungen mit den USA ab. "Die Tür für Verhandlungen steht immer offen, aber derzeit ist dafür nicht der richtige Moment", sagte Araghtschi am Rande des Treffens der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Istanbul.
Araghtschi kündigte an, am Montag in Moskau die Lage mit Russlands Staatschef Wladimir Putin zu beraten. Er verwies auf die strategische Partnerschaft, die der Iran mit Russland unterhalte.
Saudi-Arabien warnt vor Gewaltspirale
Saudi-Arabien warnte vor einer weiteren Eskalation der Lage. In einer Stellungnahme des saudischen Außenministeriums auf der Plattform X hieß es: "Das Königreich Saudi-Arabien verfolgt mit großer Sorge die Entwicklungen in der befreundeten Islamischen Republik Iran, insbesondere die Angriffe der Vereinigten Staaten auf iranische Atomanlagen."
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Der schiitische Iran und das wahabitische Königreich galten lange als Erzfeinde. Beide Länder hatten sich aber unter Vermittlung Chinas angenähert und 2023 diplomatische Beziehungen aufgenommen.
Saudi-Arabien bangt zum einen um seinen Ölexport. So kam es 2019 zum Angriff auf saudische Ölanlagen, hinter denen der Iran vermutet wurde. Zum anderen fürchtet das Königreich, ein möglicher Regimewechsel könnte eine Eigendynamik in der Region entfachen. In der Erklärung der Regierung in Riad heißt es weiter, das Königreich fordere die internationale Gemeinschaft auf, unter diesen "hochsensiblen Umständen" ihre Bemühungen zu verstärken, um eine politische Lösung zur Beendigung der Krise zu finden.
Libanon fürchtet Ausweitung des Krieges
Angesichts der Eskalation zwischen Israel, dem Iran und den USA sorgt sich der Libanon, Teil des Krieges zu werden. Der Libanon dürfe sich nicht in den eskalierenden Konflikt hineinziehen lassen, betonte Ministerpräsident Nauaf Salam auf der Plattform X.
Nun sei es umso wichtiger, im nationalen Interesse zu handeln. Dieses sehe vor, den Libanon nicht in aktuelle regionale Auseinandersetzungen zu verwickeln.
Im Zuge des Gaza-Kriegs kam es im vergangenen Jahr auch zwischen der vom Iran unterstützten Hisbollah im Libanon zum Krieg mit Israel. Eigentlich gilt seit Ende November eine Waffenruhe zwischen Israel und der vom Iran unterstützten Hisbollah. Beide Seiten werfen sich Verstöße vor. Die israelische Luftwaffe greift nahezu täglich weiter im Libanon an.
Seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und dem Iran besteht im Libanon die Sorge, die Hisbollah könnte als Verbündeter des Iran Teil des Konflikts werden. Die schiitische Organisation gilt jedoch seit ihrem eigenen Krieg mit Israel als deutlich geschwächt.
Irak verurteilt Trumps Vorgehen
Der Irak hat die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen als "ernsthafte Bedrohung für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten" verurteilt. Militärische Maßnahmen könnten niemals Dialog oder diplomatische Bemühungen ersetzen, hieß es in einer Erklärung von Ministerpräsident Mohammed al-Sudani.
Eine Fortsetzung der Angriffe berge das Risiko einer unkontrollierbaren Eskalation. "Kriege bringen nur Zerstörung mit sich", hieß es weiter. Der Irak rief die internationale Gemeinschaft sowie die Vereinten Nationen dazu auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und zur Vermeidung von Krisen beizutragen.
Im Irak gibt es nicht nur US-Basen, sondern auch schiitische Milizen, die sich dem Iran verbunden fühlen.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- www.lemonde.fr: "La Chine, principal soutien économique de l’Iran, spectatrice de la guerre au Moyen-Orient" (Französisch)
- www.aljazeera.com: "World reacts to US attacks on Iran" (Englisch)