Der Tag des Zaren: Putins Privatleben enthΓΌllt

Wladimir Putin
Putin hasst Moskau, den Verkehr, die Luftverschmutzung, die vielen Menschen. Er hat sich seine eigene Welt geschaffen, in Nowo-Ogarjovo. Seine Residenz mit Pferdestall, Sportanlagen und GewΓ€chshΓ€usern liegt 24 Kilometer westlich der Hauptstadt. Den Kreml erreicht er dennoch in 25 Minuten. Wenn er zu seinen seltenen Terminen in die Hauptstadt reist, wird die ganze Strecke dorthin geschlossen. Putin rast durch die Stadt, wenn ganz Moskau im Stau steht.
Der Wecker klingelt erst um 11
WΓ€hrend fast alle anderen Staatschefs FrΓΌhaufsteher sind, verschlΓ€ft Putin fast den ganzen Morgen - um bis spΓ€t in die Nacht zu arbeiten. Normalerweise wacht er erst um 11 Uhr auf und frΓΌhstΓΌckt kurz nach 12: HΓΌttenkΓ€se, ein Omelett, Fruchtsaft und jede Menge Obst. AuΓerdem liebt er Wachteleier. Γberhaupt isst Putin nur russische Produkte, aus Angst vor Vergiftung. Auf seinen Staatsreisen nimmt er tonnenweise Lebensmittel mit, auslΓ€ndische Staatschefs dΓΌrfen ihm nur selten ΓΌberhaupt Essen anbieten.
Wer denkt, dass Putin jetzt anfΓ€ngt, zu arbeiten, liegt falsch: Als nΓ€chstes treibt er ausfΓΌhrlich Sport. Zwei Stunden Schwimmen stehen auf dem Programm. Oft geht der PrΓ€sident auch in den Fitnessraum, wo er Gewichte stemmt. Danach kΓΌmmert sich der harte Mann um Teint und Kleidung - Putin tritt immer wie aus dem Ei gepellt auf.
Putin telefoniert mit Sowjet-Apparaten
GegenΓΌber seinen Untergebenen fΓΌhrt sich Putin auf wie ein Zar - so nennt ihn auch seine Entourage. Er lΓ€sst alle warten, stΓ€ndig. Die normale Wartezeit betrΓ€gt selbst fΓΌr seine Minister drei bis vier Stunden, hat Judah in hunderten von Interviews herausgefunden.
Wenn Putin anfΓ€ngt zu arbeiten, dann ganz ohne digitale Hilfsmittel: Er sitzt an einem Schreibtisch mit Dokumenten auf Papier, kein Computer, kein Handy. Putin ist ein Sicherheitsfreak und telefoniert nur mit einem Apparat aus der Sowjet-Zeit. Das Internet irritiert ihn, beschreibt Judah, er ist nur ganz selten online - dann zeigen ihm seine Assistenten meist Clips auf Youtube. Das Thema: Er. Der Herrscher will wissen, wie man ΓΌber ihn spottet.
Er liest deutsch
Der russische PrΓ€sident ist laut dem Artikel besessen von Informationen und konsumiert in- und auslΓ€ndische Zeitungen. Die deutsche Presse liest er im Original. Das Deutsch hat er gelernt, als er als KGB-Offizier fΓΌnft Jahre lang in Dresden stationiert war.
Putin hat kein Familienleben, schreibt Judah in der "Newsweek". Mutter und Vater sind tot, seine geschiedene Frau ist psychisch krank. Es soll zwei TΓΆchter geben, doch die fallen unter das Staatsgeheimnis und leben im Ausland. Die GerΓΌchte um eine AffΓ€re mit einer russischen Ex-Turnerin bezweifelt der "Newsweek"-Journalist.
Die Einsamkeit um Putin
Judah beschreibt die Stille um Putin. Es scheint keine Freundschaften zu geben, nur Einsamkeit. Der Journalist hat auch mit einem nicht nΓ€her benannten Γbersetzer gesprochen, der Interna verrΓ€t: "Er redet nicht, er glaubt, er muss nicht lΓ€cheln. Er geht nicht spazieren, lehnt GetrΓ€nke ab ... niemand auΓer seiner Entourage kommt nΓ€her als drei Meter an ihn heran."
Wenn der PrΓ€sident den Raum betritt, wird es still, selbst auslΓ€ndische StaatsoberhΓ€upter beginnen zu flΓΌstern. Wenige trauen sich, ihm in die Augen zu schauen, kaum jemand steht ihm nah genug, um einen Scherz zu machen. "Er sieht emotionslos aus, als ob ihn nichts berΓΌhrt", sagt der Γbersetzer in der "Newsweek", "er ist isoliert, gefangen."