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Kattowitz: Ein Forscher erklärt, warum die Gipfel-Ergebnisse nicht ausreichen


Nach dem UN-Gipfel
Klimaforscher: "Vereinbarung des kleinsten gemeinsamen Nenners"

Interviewdpa, Von Teresa Dapp und Torsten Holtz

Aktualisiert am 16.12.2018Lesedauer: 2 Min.
Überschwemmungen in Pocahontas, USA: Die Weltgemeinschaft hat sich auf ein Regelbuch zum Klimaabkommen geeinigt – aber reicht das?Vergrößern des BildesÜberschwemmungen in Pocahontas, USA: Die Weltgemeinschaft hat sich auf ein Regelbuch zum Klimaabkommen geeinigt – aber reicht das? (Quelle: Maj. W.B. Phillips/Planet Pix/ZUMA Wire/dpa-bilder)
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In der Klimadiplomatie gibt es viele große Gipfel, aber meist geht es nur in Trippelschritten voran. Was in Kattowitz passiert ist, reicht nicht, sagt der Klima-Ökonom Ottmar Edenhofer.

Nach dem UN-Klimagipfel in Kattowitz fallen die Bewertungen unterschiedlich aus. Die einen sehen in den neuen Regeln für die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens einen Meilenstein, die anderen vermissen Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung.

Der Co-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, schaut mit dem Blick eines Ökonomen auf die Klimapolitik. Er gehört zu den prominentesten Verfechtern eines CO2-Preises – also einer Art Steuer oder Abgabe auf den Ausstoß von Kohlendioxid, dem wichtigsten Treibhausgas.

Edenhofer ist angesichts der Gipfelergebnisse skeptisch – sieht aber auch eine Chance, wie er im Interview erzählt.

Herr Edehofer, sind die Beschlüsse ehrgeizig genug?

Edenhofer: Nein. Die Staaten in Kattowitz konnten sich nicht dazu durchringen, ihren Ausstoß von Treibhausgasen stärker zu vermindern. Das müssten sie aber tun, wenn sie die Menschen vor den Klimarisiken wirklich schützen wollen. Die Staaten haben allerdings ein Regelbuch vereinbart, das sie verpflichtet, die Entwicklung ihrer Emissionen offen zu legen, und etwa auch darüber zu berichten, welche konkreten Maßnahmen sie ergreifen. Das klingt wenig aufregend, war aber ein Riesenstreit, und ist faktisch die Grundlage für die weitere Klimapolitik.

Was ist die größte Stärke, was die größte Schwäche?

Die größte Stärke: Das Abkommen ist ein Sieg des Multilateralismus, der Zusammenarbeit von Staaten, und das unter extrem schwierigen Bedingungen. Die Zahl nationalistischer und populistischer Regierungen hat ja zugenommen. Die größte Schwäche: Es ist eine Vereinbarung des kleinsten gemeinsamen Nenners. Nötige Vereinbarungen etwa zur Ausgestaltung der Emissionsmärkte, zur Bepreisung des Ausstoßes von CO2, wurden vertagt. Das zeigt leider, dass die Regierungen noch weit davon entfernt sind, wirklich Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgase umzusetzen.

Der Klima-Ökonom Ottmar Edenhofer (57) ist Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, das zur Leibniz Gemeinschaft gehört. Er leitet außerdem das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC).

Was muss die deutsche Politik jetzt schnell anpacken?

Wenn Deutschland die internationale Kooperation voranbringen will, muss es die Reform des europäischen Emissionshandels vorantreiben. Der europäische Emissionshandel wird in seiner globalen Vorbildfunktion immer wichtiger, das haben wir auch in Kattowitz gesehen. Die EU wird hier auf die internationale Regelsetzung einen großen Einfluss gewinnen können. Vor allem die Einführung eines Mindestpreises ist notwendig, um den Investoren ausreichend Sicherheit für ihre Entscheidungen zu geben. Das würde auch Deutschland helfen, den nationalen Kohleausstieg zu bewältigen.

Trotz jahrzehntelanger Klimadiplomatie steigen die weltweiten Treibhausgas-Emissionen – versagt die Weltgemeinschaft?

Die Weltgemeinschaft darf sich nicht weiter in diesem Schneckentempo bewegen. Wetterextreme und Meeresspiegelanstieg sind bereits ein Problem. Die Forschung zeigt sehr klar: Je länger wir warten, desto stärker steigen die Kosten – und die Risiken. Es wäre ja beruhigend, wenn wir sagen könnten, es geht zu langsam, aber wir bewegen uns in die richtige Richtung. Das ist aber nicht der Fall. Die Tatsache, dass man bei CO2-Bepreisung und Kohlenstoffmärkten beim Gipfel keine Einigung finden konnte, bewerte ich positiv. Es geht jetzt ans Eingemachte. Endlich streitet man über die richtigen Werkzeuge und nicht nur über die Ziele.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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