Newsblog zum Krieg in Nahost Iraner feiern "Sieg" – Israel will Einsatz fortsetzen
Die von Trump verkündete Waffenruhe soll nun eigentlich gelten. Der Iran hat aber offenbar bereits dagegen verstoßen. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
- Tausende bei "Siegesfeier" in Teheran
- Palästinenser: Wieder Dutzende Tote nahe Gaza-Hilfszentren
- Iran meldet Tod von hochrangigem Kommandeur
- Nach Gespräch mit Trump: Israel will Angriffe einstellen
- Iranische Revolutionsgarde bestreitet Bruch der Waffenruhe
- Trump warnt Israel vor Bruch der Waffenruhe mit Iran
Irans Präsident verspricht Rückkehr zur Normalität
Nach Beginn der Waffenruhe mit Israel hat der iranische Präsident Massud Peseschkian eine Rückkehr zum Alltag für die Menschen in Aussicht gestellt. In einer Botschaft an die Nation sprach er vom "Ende eines zwölftägigen Krieges", der dem iranischen Volk von Israel aufgezwungen worden sei, und würdigte den Widerstand seines Landes. "Ab heute werden die Regierung und die zuständigen Institutionen mit dem Wiederaufbau beginnen und die Normalität wiederherstellen."
Der "terroristische Angriff" habe sich ereignet, während der Iran einen diplomatischen Dialog mit den USA gesucht und sich bemüht habe, Missverständnisse auszuräumen, so Peseschkian. Die Feinde hätten während der Verhandlungen einen Angriff gestartet - "ein Verrat, den die Geschichte nicht vergessen wird."
Tausende bei "Siegesfeier" in Teheran
Nach der Verkündung der Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran sind Tausende Iranerinnen und Iraner in Teheran zu einer staatlich organisierten Feier zusammengekommen, um den Streitkräften ihre Anerkennung auszudrücken. Das berichteten mehrere iranische Nachrichtenagenturen. Demnach skandierten sie neben den üblichen Slogans "Tod Amerika!" und "Tod Israel!" etwa auch, dass sich das Land nie Druck und Erniedrigung unterwerfen werde.
Bei der Demonstration wurden iranische Nationalflaggen und Banner mit Parolen geschwenkt, die eine Unterstützung der politischen Führung in Teheran ausdrücken.
Unter den Dissidenten im Iran bestand Beobachtern zufolge zuletzt zunehmend die Sorge, dass die israelischen und amerikanischen Angriffe auf den Iran selbst bei Systemkritikern nationalistische Gefühle wecken könnten – was der erzkonservativen und beim Großteil der Iraner unbeliebten politischen Führung genützt hätte. Die Beobachter gehen davon aus, dass mit der Waffenruhe die wahren politischen, militärischen und wirtschaftlichen Schäden sichtbar werden und die Systemkritik wieder an Fahrt gewinnt.
Israel: Einsatz gegen Iran nicht vorbei
Trotz einer Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran geht Israels Kampf gegen die Islamische Republik nach Angaben des israelischen Generalstabschefs Ejal Zamir weiter. "Wir haben eine wichtige Phase abgeschlossen, aber der Einsatz gegen den Iran ist noch nicht vorbei", sagte Zamir laut Armeeangaben, ohne Details zu nennen, wie dieser von nun an aussehen werde. Israel trete jetzt in eine neue Phase ein, sagte er zugleich. "Jetzt richtet sich der Fokus wieder auf Gaza – um die Geiseln nach Hause zu bringen und das Hamas-Regime zu stürzen", behauptete er.
Zu dem Krieg im Iran sagte der israelische Militärchef weiter: "Wir haben das iranische Atomprojekt um Jahre zurückgeworfen, und dasselbe gilt für sein Raketenprogramm." Das Ausmaß der Zerstörung nach den Angriffen Israels und der USA auf die Atomanlagen des Landes ist laut Experten jedoch weiterhin unklar.
Israel hebt Beschränkungen für Bevölkerung auf
Nach der Verkündigung einer Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran hat das israelische Heimatfrontkommando am Abend alle Beschränkungen für die Bevölkerung aufgehoben. Dies sei nach einer Lagebeurteilung beschlossen worden, teilte Israels Armee mit. So kann etwa der Schulunterricht künftig wieder im Klassenzimmer stattfinden und Versammlungen dürfen wieder ohne Einschränkungen stattfinden.
Nur in einigen Gegenden in der Nähe des Gazastreifens gibt es wegen des andauernden Gaza-Kriegs den Angaben nach weiterhin einige Auflagen, so sind etwa bei Versammlungen die Teilnehmerzahlen beschränkt.
Israels Flughafenbehörde kündigte kurz darauf an, ihren vollen Betrieb wieder aufnehmen zu wollen. Demnach gibt es keine Beschränkungen mehr für die Anzahl der ankommenden und abfliegenden Flugzeuge. Nach Beginn der israelischen Angriffe im Iran am 13. Juni hatte es nur noch einige Sonderflüge gegeben, um im Ausland gestrandete Israelis nach Hause zu holen und Ausländer aus dem Land zu bringen.
Irans Präsident erklärt sich zu Rückkehr "an den Verhandlungstisch" bereit
Der iranische Präsident Massud Peseschkian hat sich am Dienstag bereit erklärt, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. In einem Telefonat mit dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed bin Sayed, sagte Peseschkian laut der amtlichen Nachrichtenagentur Irna, sein Land strebe nicht nach Atomwaffen, wolle aber weiterhin seine "legitimen Rechte" durchsetzen. Der Iran sei "bereit, die Angelegenheiten (...) am Verhandlungstisch zu lösen", sagte Peseschkian.
Palästinenser: Wieder Dutzende Tote nahe Gaza-Hilfszentren
In der Nähe zweier Verteilzentren für humanitäre Hilfe im Gazastreifen hat es palästinensischen Angaben zufolge wieder Dutzende Tote gegeben. Mindestens 44 Menschen seien ums Leben gekommen, teilten medizinische Behörden im Gazastreifen mit. Nördlich der Stadt Rafah im Süden des Gebiets seien 25 Palästinenser getötet und Dutzende weitere verletzt worden, als israelische Soldaten das Feuer auf Wartende eröffnet hätten, hieß es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen.
Das Al-Awda-Krankenhaus in Nuseirat teilte mit, nach einem ähnlichen Vorfall im Zentrum des Küstenstreifens seien 19 Leichen und mehr als 100 Verletzte in die Klinik gebracht worden. Die Menschen warteten den Angaben zufolge auf humanitäre Hilfe. Es habe sich um unbewaffnete Zivilisten gehandelt. Augenzeugen berichteten von einem israelischen Luftangriff auf die wartende Menschenmenge. Von der israelischen Armee gab es zu beiden Vorfällen keine Stellungnahme.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unter Berufung auf medizinische Kreise, dass seit der Einführung eines neuen Hilfsmechanismus im Mai mehr als 500 Palästinenser, die auf Hilfsgüter gewartet hätten, getötet worden seien. Die UN hatten zuvor von mindestens 410 Toten durch israelische Bombardierungen und Beschuss in der Gegend der Verteilzentren gesprochen. Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf habe die Todesfälle praktisch alle selbst verifiziert, sagte ein Sprecher.
Iran meldet Tod von hochrangigem Kommandeur
Bei einem israelischen Angriff am Montag ist iranischen Medienberichten zufolge ein hochrangiger Kommandeur der paramilitärischen Basidsch-Miliz getötet worden. "Der Kommandeur der Basidsch-Sicherheitskräfte wurde bei einem Angriff des zionistischen Regimes getötet", teilten die iranischen Revolutionsgarden laut Berichten der amtlichen Nachrichtenagentur Fars am Dienstag mit. Medienberichten zufolge handelt es sich dabei um Mohammad Taghi Yousefvand. Die Basidsch-Miliz ist mit den Revolutionsgarden verbunden.
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Israel hatte am 13. Juni einen Großangriff auf den Iran gestartet und dies mit der Bedrohung seiner Existenz durch das iranische Atom- und Raketenprogramm begründet. Die israelische Armee bombardierte danach insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen in der Islamischen Republik. Der Iran hat Israel seither im Gegenzug mit Raketen und Drohnen attackiert.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters