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Waffenruhe zwischen Iran und Israel? So vermittelten die USA und Katar


Waffenruhe in Nahost?
Nach dem Raketenschlag liefen die Kanäle heiß


Aktualisiert am 24.06.2025 - 11:04 UhrLesedauer: 4 Min.
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Scheich Tamim bin Hamad Al Thani (l.) begrüßt Donald Trump bei einem Besuch des US-Präsidenten in Doha im vergangenen Mai: Der Emir von Katar nutzte seine Beziehungen zum Iran. (Quelle: IMAGO/Qatar's FM/imago)
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Zumindest für kurze Zeit gab es Hoffnung auf eine Waffenruhe in Nahost. Die Nachricht kam für viele Beobachter unerwartet. Verdeckte Kanäle haben es möglich gemacht.

Am Dienstagmorgen sollte laut US-Präsident Donald Trump eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran in Kraft getreten. Das verkündete Trump auf seiner Plattform Truth Social. "Bitte verstoßen Sie nicht dagegen!", schrieb er. Zuvor hatten iranische Staatsmedien bereits den Beginn der Waffenruhe gemeldet – nachdem eine letzte Raketensalve des Regimes in Teheran auf Israel abgefeuert worden war. Mindestens fünf Menschen wurden dabei getötet. Israel bestätigte die Waffenruhe später ebenfalls.

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Doch die frohe Kunde währte nur kurz. Laut israelischen Angaben verletzte ein iranischer Raketenangriff die gerade erst vereinbarte Waffenruhe. Mindestens eine Rakete wurde demnach auf Nordisrael abgefeuert. Verteidigungsminister Israel Katz drohte sogleich harte Gegenmaßnahmen an. "Ich habe die israelische Armee angewiesen, mit heftigen Angriffen auf Ziele des Regimes im Herzen Teherans kraftvoll auf die Verletzung des Waffenstillstands zu reagieren", kündigte Katz in einer Mitteilung an.

Die Nachricht über eine Waffenruhe kam in der Nacht zu Dienstag so plötzlich wie unerwartet. Am Montagabend noch hatte der Iran US-Militärbasen in Katar und im Irak angegriffen. Es gab weder Tote noch Verletzte. Der Schlag gilt als Vergeltung für die US-Luftangriffe auf iranische Atomanlagen vom vergangenen Wochenende. Trump zufolge hatten die Iraner die USA vor dem Angriff gewarnt – es schien also von vornherein eher ein symbolischer Akt zu sein.

Wenige Stunden später verkündete also Trump die Waffenruhe. Zuvor hatte es kaum Anzeichen für ein Ende des gegenseitigen Beschusses gegeben. Israel hatte lediglich verlauten lassen, kurz vor Erfüllung seiner Kriegsziele zu stehen – nicht aber, wann diese erreicht wären. Wie also ist es dann zur Waffenruhe gekommen?

Video | Trotz verkündeter Waffenruhe: Tote bei Angriff in Israel
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Quelle: reuters

"Direkte und indirekte Kanäle"

Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge kam die Vereinbarung der Waffenruhe auch dank der Vermittlung des Emirats Katar zustande. Katar unterhält sowohl zum Iran als auch zu den USA gute Beziehungen. Das Land ist gleichzeitig ein militärischer Verbündeter Washingtons und teilt sich mit dem Iran das South-Pars-Gasfeld, das größte Vorkommen von Erdgas auf dem Planeten.

Auf US-Seite sollen Vizepräsident JD Vance, Außenminister Marco Rubio und Trumps Sondergesandter für den Nahen Osten, Steve Witkoff, in die Verhandlungen involviert gewesen sein, schreibt die "New York Times" (NYT) unter Berufung auf Mitarbeiter des Weißen Hauses. Die drei Männer sollen "direkte und indirekte Kanäle" bedient haben, um mit dem Iran in Kontakt zu treten. Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, war demnach direkt an den Verhandlungen beteiligt.

Dem Bericht zufolge soll Trump mit der Ankündigung der Waffenruhe sogar Teile seines eigenen Stabs überrascht haben. Das Weiße Haus nannte laut der "NYT" die US-Angriffe auf den Iran als Ausgangspunkt der neuen Gespräche.

Iran beeilte sich, Wogen zu glätten

Das Portal "Axios" berichtet, dass Trump danach Witkoff angewiesen haben soll, den Iranern die Botschaft zu übermitteln, dass die USA eine Waffenruhe verhandeln wollten. Teheran soll zunächst abgelehnt haben – zunächst mussten noch die US-Angriffe vergolten werden.

Stunden vor den Raketenangriffen auf US-Militärbasen in der Region soll der Iran die Vereinigten Staaten gewarnt haben. "Sofort" nach den Attacken übermittelte Teheran dann laut "Axios" die Mitteilung an die USA, dass der Vergeltungsschlag abgeschlossen sei. Die USA antworteten demnach, dass sie von einem eigenen Vergeltungsschlag absehen würden. Übermittler der gegenseitigen Botschaften sei jeweils Katar gewesen, schreibt das Portal.

Danach habe sich Trump an Israels Premierminister Benjamin Netanjahu gewandt: Er wolle den Krieg nun beenden, soll der US-Präsident erklärt haben. Netanjahu willigte demnach ein und stellte in Aussicht, keine weiteren Luftangriffe zu starten, wenn der Iran seine Raketenangriffe einstellt.

Katar wurde zum Mittelsmann

Trump kontaktierte laut "Axios" danach den Emir von Katar, gleichzeitig sprach der US-Vize Vance mit dem katarischen Premier Mohammed bin Abdulrahman Al Thani. Der Regierungschef des Emirats habe dem Iran dann einen Vorschlag für die Waffenruhe übermittelt. Im Anschluss setzte Trump dann die Nachricht auf seiner eigenen Plattform ab.

Laut israelischen Medienberichten hatten die USA über Vizepräsident JD Vance schon vor den iranischen Angriffen auf ihre Militärbasen der Regierung Israels mitgeteilt, dass sie den Krieg nun beenden wollten. Israel, in Person des Ministers für strategische Aufklärung, Ron Dermer, soll geantwortet haben, dass fast alle Kriegsziele erreicht seien. Ob diese Ziele danach komplett erfüllt wurden, ist nicht bekannt.

Vance erklärte ebenfalls am Montagabend in einem Interview mit dem Sender Fox News, dass der Iran nicht mehr in der Lage sei, eine Atomwaffe zu bauen. US-Angriffe hätten die dafür notwendige Infrastruktur zerstört. "Der Iran stand kurz davor, eine Atomwaffe zu besitzen", so der US-Vize.

Vance: Iran ist "einfach nicht sehr gut im Krieg"

Vance lobte zudem die Nahost-Politik Donald Trumps: "Zunächst einmal hat der Präsident, ohne dass es – toi, toi, toi – einen einzigen amerikanischen Todesfall gab, das iranische Atomprogramm zunichtegemacht." Der US-Luftschlag habe vieles verändert, sagte Vance: "Vor einer Woche stand der Iran kurz davor, eine Atomwaffe zu besitzen. Jetzt ist der Iran mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nicht mehr in der Lage, eine Atomwaffe zu bauen, weil wir diese zerstört haben."

Der US-Vize hob dabei die Bedeutung der Ergebnisse des Kriegs für Israel hervor. Israel habe ein wichtiges Ziel erreicht: "Es hat uns dabei geholfen, das iranische Atomprogramm zu zerstören", erklärte Vance. "Außerdem hat es die konventionellen Raketenkapazitäten des Iran zerstört, die eine Bedrohung für Israel darstellten."

Für die Iraner sieht Vance nun "eine neue Chance, tatsächlich den Weg des Friedens einzuschlagen". Das Land habe gezeigt, dass es "einfach nicht sehr gut im Krieg" sei, so der Vizepräsident. Er nannte den Krieg zwischen Israel und dem Iran einen "wichtigen Reset-Moment für die gesamte Region".

Mit den neuerlichen Angriffen scheint der Krieg nun jedoch weiterzugehen – auch wenn der Iran Berichten zufolge die Attacke bestreitet. Das meldete die den iranischen Revolutionsgarden nahestehende Nachrichtenagentur Tasnim. Der iranische Sicherheitsrat bestätigte die Waffenruhe in einem Statement. Man halte aber "den Finger am Abzug".

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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