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Bei Anschlag in Afghanistan getötet: Fotograf riskierte sein Leben


Getöteter Fotograf Shah Marai
Unter der Taliban-Herrschaft riskierte er sein Leben

t-online, Sara Orlos

Aktualisiert am 30.04.2018Lesedauer: 2 Min.
Shah Marai im AFP-Büro in Kabul: Der Fotograf wurde bei einem Anschlag am Montag getötet.Vergrößern des BildesShah Marai im AFP-Büro in Kabul: Der Fotograf wurde bei einem Anschlag am Montag getötet. (Quelle: Johannes Eisele/dpa-bilder)
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Am Morgen starben 25 Menschen bei einem Selbstmordanschlag in Kabul. Unter ihnen der Presse-Fotograf Shah Marai. Er hat den Krieg in Afghanistan dokumentiert und hinterlässt bewegende Bilder. Ein Rückblick auf seine mutige Arbeit.

Ein Schal um die Hand gewickelt, darunter eine kleine Kamera versteckt – der Fotograf Shah Marai musste bei seiner Arbeit oft diskret sein. Mit seiner Risikobereitschaft schafft er einzigartige Aufnahmen, die den Krieg in Afghanistan dokumentieren, aber auch das gewöhnliche Leben der Menschen in Kabul zeigen. Von Menschenschlangen vor einer Bäckerei bis hin zu Kriegsszenen – Marais Fotos waren vielfältig.

Er fing als Fahrer an und fotografierte zunächst nur nebenbei. Er berichtete unter anderem über die Herrschaft der radikalislamischen Taliban in Afghanistan und den Einmarsch der US-Truppen im Jahr 2001. Ab 2002 arbeitete er hauptberuflich als Fotograf für die Nachrichtenagentur AFP und stieg im Kabuler Büro bis zum Cheffotografen auf. "Ich habe mir das Fotografieren selbst beigebracht, darum versuche ich mich ständig zu verbessern", schrieb Marai 2015 über sich selbst. "Jetzt erscheinen meine Fotos auf der ganzen Welt."

Gefährliche Aufnahmen unter den Taliban

Shah Marai begann 1998 als Fotograf für die französische Nachrichtenagentur AFP zu arbeiten. Damals stand Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban. In einem Artikel über seine Arbeit schreibt er: "Sie hassten Journalisten, also war ich immer sehr diskret". Er schlüpfte in ein traditionelles Gewand, um nicht aufzufallen. Die Taliban-Vorschriften machten es für ihn besonders schwer zu arbeiten, schreibt er. Das Fotografieren von Menschen war zu der Zeit verboten. Immer wieder musste sich Shah Marai verstecken, unterzeichnete seine Fotos nicht mit seinem echten Namen. Er wurde oft bedroht und bewegte sich mit jedem Schuss seiner Kamera auf einem schmalen Grad zwischen Leben und Tod. Eines Tages sprach ihn ein Taliban-Kämpfer an und sagte: "Hör zu, ich bin heute nett zu dir also werde ich dich nicht töten. Aber verschwinde hier sofort", erinnert sich der Fotograf in dem Artikel.

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Als die Taliban 2001 vertrieben wurden hat sich für den Fotografen vieles verändert. Es waren "goldene Jahre". Es gab keine Kämpfe mehr auf den Straßen Kabuls und er durfte wieder legal fotografieren. Viele Journalisten sind in der nächsten Zeit nach Kabul gereist. Die schwere Zeit davor, haben nur wenige vor Ort dokumentiert. Marai war einer der Wenigen.

Marai und fünf weitere Reporter getötet

Am Montagmorgen ist Shah Marai bei einem Selbstmord-Anschlag in Kabul getötet worden. Nach einer Explosion eilte er zum Tatort, um zu fotografieren. Kurz danach sprengte sich ein zweiter Selbstmordattentäter in die Luft. Neben Marai starben fünf weitere Reporter, die für die afghanischen Fernsehsender 1TV, Tolo News und Dschahan TV arbeiteten. Zu der Tat bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

AFP-Informationsdirektorin Michèle Léridon würdigte den getöteten Fotografen bei Twitter für seine "außergewöhnliche Stärke, seinen Mut und seine Großzügigkeit". Von oft "traumatischen und schrecklichen Ereignissen" habe er mit "vollendeter Professionalität" berichtet. Sein Tod sei ein "schrecklicher Schlag" für die "tapferen Mitarbeiter" des AFP-Büros in Kabul sowie für die gesamte Nachrichtenagentur. Marai hinterlässt sechs Kinder, darunter eine neugeborene Tochter.

Verwendete Quellen
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