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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Trumps Eklat im Weißen Haus Seine Lügen werden immer plumper

Dass US-Präsident Donald Trump ein chronischer Lügner ist, ist keine Neuigkeit. Bei dem Besuch des südafrikanischen Präsidenten in Washington zeigt sich allerdings eine neue Dimension beim Verbreiten von Unwahrheiten.
Dem südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa war wohl klar, dass sein Besuch bei Donald Trump kein Spaziergang werden würde: Das Verhältnis zwischen Südafrika und den USA ist seit Trumps Amtsantritt belastet. Die US-Regierung hatte bereits den südafrikanischen Botschafter ausgewiesen und Zahlungen an das Land gestrichen. Denn schon länger spricht US-Präsident Donald Trump davon, dass es einen Massenmord an weißen Südafrikanern gibt. Der sonst für seinen harten Flüchtlingskurs bekannte Trump gewährte sogar zuletzt einigen Südafrikanern Asyl.
Doch Trump war bei Rampahosas Besuch in Washington für Überraschungen gut: Mit einem kurzen Film und Zeitungsartikeln wollte er den angeblichen "Genozid" an weißen Menschen in dem afrikanischen Land belegen. Ramaphosa reagierte gefasst, wollte das Thema einfach hinter sich lassen. Trump jedoch wurde nicht müde, immer wieder zu seinen falschen Behauptungen zurückzukehren.
- Eklat im Weißen Haus: Trump führt Ramaphosa vor
Der US-Präsident ist ein chronischer Lügner – und das nicht erst seit gestern. Trotzdem hat Trump mit seinen Vorwürfen gegen Ramaphosa ein neues Niveau der Unwahrheiten erreicht: Er scheint sich in seiner Macht so sicher, dass seine Lügen immer plumper werden. Bei Trumps Anschuldigungen handelt es sich um reine Desinformation – dermaßen realitätsfern, dass sie wohl selbst anderen Lügenbaronen wie Wladimir Putin zu peinlich wären. Dass Trump dabei immer dreister vorgeht, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die USA in Richtung einer Autokratie abdriften könnten.
Es braucht nicht viel Recherche, um Trumps Vorwürfe zu entkräften: Für einen systematischen Massenmord an der weißen Bevölkerung Südafrikas gibt es keinerlei Belege. Tatsächlich werden in dem Land deutlich mehr schwarze Menschen Opfer von Tötungsdelikten. Dass die weiße Minderheit die schwarze Bevölkerung während der Apartheid jahrzehntelang systematisch unterdrückt hat, spielte in Trumps Erzählung ebenfalls keine Rolle.
Trump zeigte auch ein Video, in dem angebliche Massengräber gezeigt wurden, in dem "mehr als 1.000" weiße Bauern aus dem Land beerdigt wurden. Tatsächlich handelte es sich um eine Trauerprozession, bei der eines ermordeten weißen Paares gedacht wurde. Unter den vielen Kreuzen, die an einem Straßenrand aufgestellt waren, lag kein einziger Mensch begraben.
Keine Furcht vor Konsequenzen
Doch für den US-Präsidenten ist längst nicht mehr relevant, dass sich seine Lügen so leicht entlarven lassen. Der fernseherfahrene Trump will eine Show bieten und dabei gleichzeitig seine eigenen Narrative verbreiten. Die Mär des "weißen Genozids" ist in rechtsextremen Kreisen verbreitet. Auch Elon Musk, selbst in Südafrika geboren, spricht seit Jahren davon. Trump zeigt so den Hardlinern unter seinen Wählern: Seht her, eure Erzählungen werden von oberster Stelle geteilt.
Für seine engste Anhängerschaft gilt ohnehin schon lange: Wahr ist nur das, was Trump von sich gibt. Die kritische Öffentlichkeit scheint den Präsidenten immer weniger zu kümmern. Warum auch? Schließlich zeigt sich immer mehr, dass Trump aktuell kaum Konsequenzen für sein Handeln fürchten muss.
Offen für Korruption
In Trumps erster Amtszeit wurden kritische Medien nur verbal abgekanzelt. Mittlerweile werden Journalisten auch vom Weißen Haus ferngehalten. Über juristische Entscheidungen setzt sich die US-Regierung bei Bedarf hinweg. Trump und seine Unterstützer lassen sich zudem mehr oder weniger offen bestechen – etwa wenn der Präsident ein 400 Millionen Dollar teures Flugzeug aus Katar annimmt.
Cyril Ramaphosa bot Trump am Mittwoch keinen Jet an. Trump erwiderte, dass er sich ein solches Geschenk gewünscht hätte. Es war wohl einer der wenigen wahren Sätze aus dem Mund des US-Präsidenten bei diesem Auftritt.