Proteste in Los Angeles Eine Flagge erhitzt die Gemüter der Trump-Freunde
In keiner anderen Stadt außerhalb Mexikos leben so viele Mexikaner wie in Los Angeles. Die Flagge des Landes entwickelt sich zu einem Symbol des dortigen Protests.
Die Farben Rot, Weiß und Grün wehen über den Straßen von Los Angeles – in Form der mexikanischen Flagge. Seit Freitag wird die kalifornische Millionenstadt von Protesten erschüttert. Auslöser waren großangelegte Razzien der Einwanderungsbehörde ICE in der kalifornischen Metropole.
Was mit friedlichen Kundgebungen begann, ist inzwischen zu einer Bewegung mit Spannungen und Gewalt eskaliert. Zahlreiche Festnahmen, brennende Autos und der massive Einsatz von Sicherheitskräften – darunter auch die Nationalgarde – prägen das Bild seit dem Wochenende.
"Das ist Wahnsinn"
Ein zentrales Symbol der Proteste: die mexikanische Nationalflagge. Für viele Demonstrierende ist sie Ausdruck von Herkunft, Familie und kultureller Identität – insbesondere in Los Angeles, das als inoffizielle Hauptstadt der mexikanischen Diaspora in den USA gilt: mehr als 3,4 Millionen Menschen haben dort einen mexikanischen Pass oder ihre Wurzeln in dem südlichen Nachbarstaat der USA.
Doch das Bild der schwenkenden Flaggen trifft in konservativen Kreisen auf Widerstand – und auf kalkulierte Empörung. Republikanische Politiker werten sie als Zeichen der Ablehnung amerikanischer Werte. "Sie protestieren mit einer ausländischen Flagge. Das ist Wahnsinn", sagte der republikanische Senator Markwayne Mullin dem US-Nachrichtensender CNN.
Noch deutlicher wurde Vizepräsident JD Vance, der auf der Plattform X von "Aufständischen, die ausländische Flaggen tragen" sprach, die gegen US-Beamte vorgingen. Auch Stephen Miller, Trumps politischer Berater, wetterte auf sozialen Medien gegen "Ausländer, die ausländische Flaggen schwenken" und die sich angeblich gewaltsam gegen die Staatsmacht stellten.
"Bedeuten Familie"
Dabei ist das Zeigen einer fremden Flagge oder das Verbrennen der amerikanischen rechtlich durch die Verfassung gedeckt – als Ausdruck der Meinungsfreiheit. Doch die politische Symbolik der Flagge löst dennoch Debatten aus.
Raul Hinojosa-Ojeda, Professor an der Universität UCLA, ordnet die Entwicklung ein: "Jede dieser Demonstrationen bringt die mexikanische Flagge hervor – und das weiß auch die Trump-Regierung", sagte er CNN. Die Empörung sei kalkuliert. Die Flagge stehe für viele nicht für Ablehnung, sondern für Zugehörigkeit: "Die Flaggen bedeuten Familie. Die Flaggen bedeuten Gemeinschaft."
Tatsächlich war die mexikanische Flagge schon in den 1990er-Jahren zentrales Protestsymbol – etwa beim Widerstand gegen die umstrittene "Proposition 187", die Migranten von Sozialleistungen ausschließen wollte. Schon damals warf man Demonstrierenden "Anti-Amerikanismus" vor.
"Verwandelt eine Debatte"
Doch auch innerhalb der Protestbewegung ist die Rolle der Flagge nicht unumstritten. Manche sehen darin eine Provokation, die von der eigentlichen Botschaft ablenkt: dem Kampf um Menschenrechte, faire Verfahren und Schutz vor Diskriminierung.
Der republikanische Stratege Mike Madrid formuliert es so: "Das verwandelt eine Debatte über verfassungsmäßige Rechte in eine Diskussion über Loyalität und kulturelle Integration." Antonio Rodriguez von der Einwanderungsorganisation Brown Berets sieht das anders. Für ihn steht die Flagge für Zusammenhalt: "Wegen einer kulturellen Identität ist man nicht unamerikanisch", sagt er.
- cnn.com: "The Mexican flag has become a defining symbol of the LA protests" (englisch)
- census.gov: "Mexican Population Largest Hispanic Group in 90% of U.S. Counties" (Englisch)
- x.com: Beitrag von @JDVance
- x.com: Beitrag von @StephenM
- latimes.com: "Anglos’ Support Key to Prop. 187 Victory" (Englisch)
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