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Zum journalistischen Leitbild von t-online.USA unter Trump Juristin warnt: "Das ist geplant und explizit auch für Europäer"

Fabian Schmidt saß lange in Abschiebehaft in den USA. Trotzdem will der Deutsche erneut die Einreise versuchen. Eine Expertin warnt.
Sein Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen. Am Dienstagabend schilderte Fabian Schmidt bei "Maischberger" noch einmal ausführlich, was ihm im Frühjahr in den USA widerfahren war. Der deutsche Elektrotechniker lebt seit 18 Jahren dort. Trotz gültiger Aufenthaltsgenehmigung kam er bei der Wiedereinreise in Abschiebehaft. Dort blieb er für zwei Monate. "Man wird behandelt wie ein Mörder oder Vergewaltiger", berichtete Schmidt. Klein beigeben will er aber nicht.
Die Gäste
- Fabian Schmidt, Elektrotechniker
- Sandra Navidi, Autorin und US-Expertin
- Roland Berger, Unternehmensberater
- Katharina Hamberger, Deutschlandfunk
- Matthias Deiß, ARD-Politjournalist
- Hans-Ulrich Jörges, Kolumnist
"Angst hatte ich wirklich keine", erinnerte sich der aus Washington, D.C. zugeschaltete Schmidt an seinen Rückflug in die USA. Er hatte seinen Vater in Deutschland besucht und wollte im März zu seiner Frau und seiner kleinen Tochter zurückkehren. Am Flughafen sei ihm aber sofort die Greencard abgenommen worden. Zudem sei er verhört worden.
So schlimm ist die Abschiebehaft in den USA
"Das war sehr schlimm", berichtete Schmidt über die ersten Befragungen. "Ich habe da 18 Stunden lang in einem Stuhl gesessen. Und man konnte da auch gar nicht schlafen." Ganze fünf Tage musste der Deutsche am Flughafen ausharren – ohne Kontakt zu einem Anwalt, zur Botschaft oder zu seiner Familie.
Die Juristin und Börsenexpertin Sandra Navidi, warnte bei "Maischberger", dass die Grenze in den USA aktuell ein rechtsfreier Raum sei. Die Regierung von Donald Trump lasse Menschen erst einmal verschwinden und sorge so in der Bevölkerung für Panik.
Bei Schmidt kam erschwerend hinzu, dass er sich nach eigenen Angaben kurz vor der Abreise in Deutschland mit der Grippe angesteckt hatte. "Ich bin dann auch umgefallen im Badezimmer und habe dann da auf dem Boden gelegen und musste mit einem Krankenwagen zum Krankenhaus gebracht werden", erzählte er.
Nach fünf Tagen wurde er in ein Hochsicherheitsgefängnis nahe Boston verlegt und durfte dort das erste Mal seine Mutter anrufen und schließlich auch einen Anwalt und seine Frau. "Grausam war das", berichtete Schmidt von der Haft. "Man sieht die Sonne nicht. Da sind keine Fenster", beschrieb er die Bedingungen. Er sei in den Hochsicherheitsbereich gebracht worden: "Wo ich nicht hingehört habe", so Schmidt.
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Erst nach 62 Tagen hatte Schmidt laut Medienberichten seine erste Anhörung vor Gericht. Das ordnete demnach seine sofortige Freilassung an. Anlass der Festnahme sei offenbar ein zehn Jahre zurückliegendes, eingestelltes Verfahren wegen vermeintlichen Drogenbesitzes gewesen, berichtete Maischberger. "Der Fall war erledigt", bekräftigte Schmidt.
Trotz Zeit in Abschiebehaft: Er will es erneut riskieren
Er sei im Gefängnis jeden Tag gefragt worden, ob er nicht seine Greencard aufgeben und nach Deutschland zurückkehren wolle: "Aber ich habe nein gesagt", so Schmidt. Die monatelange Haft hat bei dem Mittdreißiger Spuren hinterlassen. "Ich fühle mich nicht so sicher, weil zu viele Sachen passieren, unkontrolliert", sagte er.
Doch wer denkt, dass Schmidt Grenzkontrollen künftig aus dem Weg gehen will, der irrt. Zum Ende des Gesprächs wollte Maischberger wissen, ob Schmidt seine Familie in Deutschland wieder besuchen werde. "Oder haben Sie Schiss?", so die Moderatorin. Der Elektrotechniker nahm es mit Humor – und überraschte viele Zuschauer. "Nee, ich komme im Dezember wieder. Ich habe keinen Schiss. Ich mache das noch mal mit", kündigte Schmidt an.
Er wolle damit auch zeigen, dass man "nicht so viel Angst" haben müsse, in den USA Urlaub zu machen, sagte Schmidt und verwies auf die Fußballweltmeisterschaft 2026 in Nordamerika. "Wir teilen Ihren Optimismus gerne", verabschiedete sich Maischberger. Dabei hatte Navidi wenige Minuten zuvor insbesondere auch deutsche Reisende gewarnt, sie könnten auf Kuba interniert werden.
Deutsche in Guantánamo?
"Das ist geplant und explizit auch für Europäer", sagte Navidi. US-Medien hatten vor einigen Tagen berichtet, dass Trump im umstrittenen Gefangenenlager Guantánamo unter anderem europäische Staatsbürger – darunter explizit auch Deutsche – inhaftieren wolle, bevor sie abgeschoben werden.
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Ein Konsul in New York habe ihr gesagt, man werde für diesen Fall versuchen, Kontakt mit den Betroffenen herzustellen, könne diese Menschen aber nicht freibekommen, berichtete Navidi, die seit Kurzem auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt und in New York lebt. "Auf jeden Fabian (Schmidt) kommen Hunderte andere, deren Fälle überhaupt nicht an die Öffentlichkeit kommen", warnte sie und warf Trump vor, die USA "ethnisch säubern" zu wollen.
Zwar hatten die Kommentatoren bei "Maischberger" die landesweiten Proteste gegen Trump einhellig begrüßt. Navidi warf allerdings die Frage auf, was das Volk noch gegen die Machtfülle eines Präsidenten ausrichten könne, der Gerichtsurteile ignoriere und widerrechtlich das Militär in ihm nicht genehme Landesteile entsende. "Meine Besorgnis ist, dass Donald Trump sein großes Vorbild Wladimir Putin noch gemäßigt aussehen lässt", sagte die Juristin.
- ard.de: "Maischberger" vom 17. Juni 2025