Schottland-Reise des US-Präsidenten Trumps Windmühlen-Wut und die Golf-Gier

Trumps Schottlandreise offenbart einmal mehr, wie der US-Präsident Staatsgeschäfte und private Interessen vermischt. Während er öffentlich gegen Windkraft wettert, lobbyiert er für lukrative Golfturniere auf seinen Plätzen.
Kaum war Donald Trump am Wochenende in Schottland gelandet, verkündete er seine wichtige Botschaft an die Europäer: "Stoppt die Windmühlen! Ihr ruiniert eure Länder", sagte der US-Präsident. Es sei ihm ernst, denn es sei eine sehr traurige Angelegenheit. "Wenn man über die Insel fliegt, sieht man überall diese Windmühlen, die eure schönen Felder und Täler zerstören und eure Vögel töten", so Trump.
Was der Mann im Weißen Haus über Windkraftanlagen denkt, ist lange bekannt. Warum er so denkt, hat allerdings weniger Ideologie als vielmehr seine privaten Investments als Grund. Schon in seiner ersten Amtszeit führte Trump einen Rechtsstreit um den Bau von Windkraftanlagen an der Küste gegen die schottische Regierung. Der Präsident beschwerte sich um die verstellte Aussicht auf einen seiner Golfplätze. Trump verlor und grollt seither.
Dieses Mal soll es besser für ihn laufen. Schon lange, bevor der amerikanische Präsident seine aktuelle Sommerreise nach Schottland antrat, war klar, dass er internationale Politik und private Geschäftsinteressen miteinander vermischt. Trumps Schottland-Trip steht beispielhaft für ein Gebaren, das inzwischen zur Normalität zu gehören scheint. Der US-Präsident nutzt sein öffentliches Amt, um sich privat zu bereichern.
Steuergelder und Millionenverluste bei Luxus-Investments
Donald Trumps Problem: Über Jahre schrieben seine Luxus-Investments in Turnberry und in Aberdeenshire rote Zahlen. Dem Präsidenten war darum schon in einer ersten Amtszeit sehr daran gelegen, das Prestige seiner Golfanlagen zu verbessern und um Subventionen der schottischen Regierung zu werben, die naturgemäß wiederum von Touristen und Hunderten Arbeitsplätzen profitieren will.
Trump reiste bereits 2018 für mehrere Tage nach Schottland. Die hohen Kosten, insbesondere für die Sicherheitsvorkehrungen für diese eigentliche Privatreise, führten schon damals zu medialer und politischer Empörung in den USA. Denn Trump übernachtete für rund 70.000 Dollar in seinem eigenen Golfklub, bezahlt von amerikanischen Steuerzahlern.
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Dieses Mal wurde sogar ein gepanzertes Präsidenten-Golf-Cart, eine "Golf Force One", gebaut und mitgebracht. Wie erwartet, nutzt Trump auch dieses Mal seine Reise, um einerseits Politik zu machen. Er trifft nicht nur die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, sondern auch den schottischen Regierungschef John Swinney und den britischen Premierminister Keir Starmer. Andererseits verfolgt Trump trotz Präsidentenamt vor allem seine eigenen Golf-Geschäftsinteressen.
Eric Trump als Lobbyist in Edinburgh
Schon im März schickte Donald Trump darum seinen Sohn, wie bereits des Öfteren, nach Edinburgh. Dort sollte Eric Trump, der Vizepräsident von Trumps bestehendem Firmenkonglomerat, der "Trump Organisation", die Wünsche seines Vaters darlegen. Und die lauten nach wie vor: rentable Golfresorts. Zwei von ihnen besitzt der Präsident seit Jahren in Schottland. Es war die Heimat seiner verstorbenen Mutter Mary Anne Trump, geborene MacLeod.
Trumps Sohn traf am 13. März den schottischen First Minister John Swinney in dessen Amtssitz in Edinburgh. Das geht aus offiziellen Notizen der schottischen Regierung hervor. Themen der Unterredung waren demnach etwa "die Möglichkeiten zukünftiger Investmentpläne" in Schottland und die offizielle Ausrichtung eines wichtigen Golfturniers, organisiert von der R&A, einer internationalen Dachorganisation für Golf mit Sitz in Schottland.
Der schottischen Regierung scheint sehr daran gelegen zu sein, das Treffen mit dem Präsidentensohn als vollkommen normales Treffen mit einem Wirtschaftsvertreter darzustellen. "Der First Minister trifft sich regelmäßig mit Geschäftsleuten, um über Investitionen in Schottland zu sprechen", heißt in den Notizen aus dem Büro von John Swinney. Kaum ein Geschäftsmann aber dürfte einen so mächtigen Vater haben wie Eric Trump. Ein Satz in dem Dokument wurde zudem bewusst fett unterstrichen, um jeglichen Anschein von Einflussnahme auszuräumen.
Zwar unterhalte die schottische Regierung eine Finanzierungsbeziehung mit der Golf-Organisation R&A, um deren Veranstaltungen in Schottland zu unterstützen, heißt es. Trotz der Subventionen will die Regierung allerdings klarstellen: "Alle Entscheidungen über Veranstaltungsorte liegen jedoch ausschließlich im Ermessen der R&A." Die Regierung werde demnach erst nach der Entscheidung über die Auswahl des Veranstaltungsortes informiert. "Die schottische Regierung ist nicht in den Entscheidungsprozess involviert."
Britische Regierung zeigt sich kooperativ
Wie wichtig Donald Trump die Ausrichtung dieses Turniers in seinem Golfresort in Turnberry ist, lässt sich daran erkennen, wie sehr er die Angelegenheit selbst zum Thema macht. Schon Anfang des Jahres wurde laut britischen Medien berichtet, dass Trump den Premierminister Keir Starmer wiederholt gebeten haben soll, die britischen Golf-Open im Jahr 2028 in Turnberry abzuhalten. Es wäre der nächste freie Termin im Turnierkalender der R&A.
Die andauernde Lobbyarbeit der Trumps scheint zu funktionieren. Britische Beamten sollen laut britischen Medienberichten die Angelegenheit bei der R&A "angesprochen" haben. Diese privat-politischen Bemühungen zahlen sich aus. Kurz vor der Präsidentenreise nach Schottland verkündete der neue Chef der R&A, Mark Darbon, bei einer Pressekonferenz Mitte Juli die mögliche Ausrichtung des Turniers auf Trumps Golfplatz.
Erst kürzlich habe er sich mit Trumps Sohn Eric getroffen, um die Angelegenheit zu besprechen. Die R&R sei "von dem Golfplatz begeistert." Er betonte, dass der Ort auch nie offiziell aus dem Turnierplan gestrichen worden sei.
Die letzte Meisterschaft dort fand im Jahr 2009 statt. Und es gab Gründe dafür. Logistische Probleme wie eine mangelhafte Straßenanbindung und begrenzte Unterbringungsmöglichkeiten, aber auch Trumps umstrittene Politik und der Sturm auf das Kapitol sollen die R&A in den vergangenen Jahren davon abgehalten haben, das Turnier an Trump in Turnberry zu vergeben.
Europa schaut in die Röhre
Doch davon ist jetzt keine Rede mehr. In Trumps zweiter Präsidentschaft geht es den übrigen Staats- und Regierungschefs und gerade den Briten mehr denn je darum, den Amerikaner bei Laune zu halten – ob mit Golfturnieren oder Königsaudienzen. Den Briten scheint das so gut zu gelingen wie sonst keiner Nation. Großbritannien durfte sich als eine der wenigen Länder weltweit schon früh damit rühmen, mit Donald Trump ein ganz spezielles und vorteilhaftes Handelsabkommen geschlossen zu haben. Zölle auf Stahl und Aluminium sind etwa zwischen beiden Ländern abgeschafft.
Die Kommissionspräsidentin der Europäischen Union hingegen musste nun ausgerechnet bei Trumps Schottland-Besuch in Turnberry freundlich lächelnd und zugleich zähneknirschend einen Deal verkünden, von dem Experten und Industrievertreter sagen, es sei ein sehr wirklich schlechter.
Im restlichen Europa besitzt Trump, außer einem Resort in Irland, eben auch keine weiteren Golfplätze, die ihm so am Herzen liegen wie die schottischen. Mit profitablen Turnierausrichtungen konnte Ursula von der Leyen also auch gar nicht punkten.
Dagegen wirkt es wie eine Belohnung für die Briten, dass Trump kurz nach seiner Golf-Reise nach Schottland am 13. August einen weiteren Golfplatz an seinem bisherigen Standort in Aberdeenshire eröffnen will.
- ag.ny.gov: "Background on Trump Organization Properties and Fraudulent Schemes" (Englisch)
- gov.scot: "Note of meeting – 21 March 2025" (Englisch)
- citizensforethics.org: "Candidate Report Donald J. Trump 2024" (Englisch)
- theguardian.com: "R&A held talks with Donald Trump’s son over staging the Open at Turnberry" (Englisch)
- newsweek.com: "Donald Trump's New 'Masterpiece' Golf Course Set To Open to the Public" (Englisch)
- espn.com: "Trump's Turnberry 'worthy' of hosting The Open, DeChambeau says" (Englisch)
- bbc.com: "Scottish government wins Donald Trump wind power legal costs" (Englisch)
- scotsman.com: "The R&A in 'good dialogue' with Donald Trump about The Open returning to Turnberry" (Englisch)