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Vizepräsident im Hintergrund: Mike Pence ist der Ruhepol im Chaos um Trump


Der Vizepräsident wartet ab
Mike Pence ist der Ruhepol im Chaos um Trump

ap, Ken Thomas, Catherine Lucey

21.05.2017Lesedauer: 4 Min.
Mike Pence ist der Ruhepol im Chaos um TrumpVergrößern des BildesDer Mann im Hintergrund: US-Vizepräsident Pence beobachtet vor dem Weißen Haus die Abreise Donald Trumps nach Saudi-Arabien. (Quelle: Kevin Lamarque/Reuters-bilder)
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Während der US-Präsident wie gewohnt auf Twitter poltert, hält sich sein Vize Mike Pence aus den Tumulten im Weißen Haus weitgehend heraus. Seine Zurückhaltung könnte dem erzkonservativen Politiker auf lange Sicht von großem Nutzen sein.

US-Vizepräsident Mike Pence manövriert sich mit Bedacht durch das Chaos, das ihn im Weißen Haus umgibt. Zum einen zeigt er sich seinem Chef gegenüber loyal, zum anderen bemüht er sich, nicht in die Skandale mit hineingezogen zu werden. Das war schon bisher nicht einfach, und es wird von Tag zu Tag schwieriger.

Demokraten nehmen auch Pence ins Visier

Während einige Konservative Pence als ruhende Kraft in einer im Durcheinander versinkenden Regierung sehen, sind Demokraten darauf aus, ihn mit den Schwachstellen von Präsident Donald Trump in Verbindung zu bringen. Die Ernennung eines Sonderermittlers in der Russland-Affäre hat Trumps gesamtes Umfeld in helle Aufregung versetzt.

Zudem tauchten neue Fragen auf, wie viel Pence als Leiter von Trumps Übergangsteam wusste. Am Donnerstag geriet der Vizepräsident nach Berichten über den früheren Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn erneut unter Druck.

Wußte Pence von Flynns Aktivitäten?

Demnach soll Flynn bereits im Januar das Übergangsteam über eine Untersuchung des Justizministeriums informiert haben, in der es um seine mutmaßlich geheimen Lobbytätigkeiten für türkische Interessen ging. Pence erklärte aber in einem Interview im März, er habe soeben erstmalig von den Vorwürfen gehört. Ein Sprecher sagte, Pence stehe weiter zu dieser Darstellung. Demokraten bezeichneten das als unglaubwürdig.

"Pence war der Leiter des Übergangsteams, das Flynn als Nationalen Sicherheitsberater vorschlug", sagte Stephanie Schriock, Präsidentin der demokratischen Lobbygruppe EMILY's List. "Das ist nicht gut."

Trumps Stellvertreter gibt sich zurückhaltend

Der Vizepräsident selbst hält sich mit Kommentaren zu den diversen Anschuldigungen gegen die Regierung bislang zurück. Damit hebt er sich deutlich ab von seinem Chef, der auf Twitter und in Reden die Vorwürfe über geheime Absprachen seines Wahlkampfteams mit Russland empört von sich weist.

In den Tagen vor der plötzlichen Entlassung von FBI-Direktor James Comey hielt sich Pence auffallend bedeckt. Auch zur Ernennung des früheren FBI-Chefs Robert Mueller zum Sonderermittler zu den Russland-Kontakten äußerte er sich nicht öffentlich. Nur indirekt nahm er in einer Rede vor der US-Handelskammer am Donnerstag zur Krise in der Regierung Trump Bezug.

Pence lobt "Führungsstärke" des Präsidenten

"Womit auch immer Washington D.C. zu einer bestimmten Zeit befasst ist, seid versichert, dass Präsident Trump nie aufhören wird für die Dinge zu kämpfen, die am wichtigsten sind für das amerikanische Volk", sagte er. Bei einer Rede vor Absolventen des Grove City College am Samstag stellte er Trumps "Führungsstärke und Durchhaltevermögen" als Vorbild für die Studenten dar.

Doch die Comey-Affäre warf erneut die Fragen auf, ob Pence nicht zum Kreis der Eingeweihten im Weißen Haus gehört oder ob er womöglich die Unwahrheit gesagt hat in seinen öffentlichen Erklärungen.

Trump bringt seinen Vize in die Bredouille

Als Trump Comey entließ, hieß es zunächst, der Präsident habe sich dazu nach einem entsprechenden Memo von Justizminister Jeff Sessions und dessen Vize Rod Rosenstein entschieden. Pence bekräftigte diese Darstellung später vor Journalisten und betonte wiederholt, die Entscheidung sei erst gefallen, nachdem Trump beschlossen habe, die Empfehlungen von Sessions und Rosenstein zu "akzeptieren" und zu "unterstützen".

Zwei Tage später jedoch sagte der US-Präsident in einem Interview auf NCB News, er habe Comey sowieso feuern wolle und darüber schon seit Beginn seiner Amtszeit nachgedacht.

"Das wird immer peinlich sein"

Diese Freimütigkeit Trumps wird für dessen Gefolgsleute nach Ansicht von Experten zunehmend zum Problem. Zwar hätten diese Eigenschaften Trump mit zum Wahlsieg verholfen, sagte der republikanische Berater Matt Schlapp, der die Non-Profit-Organisation American Conservative Union leitet. Doch nun falle es Pence und anderen Mitgliedern des präsidialen Teams immer schwerer, damit Schritt zu halten.

"Es wird Momente für den Vizepräsidenten und für alle Mitarbeiter im Weißen Haus und im Umfeld Trumps geben, in denen sie etwas auf eine bestimmte Weise erklären, aber die stimmt nicht mit dem überein, was dazu im Kopf des Präsidenten vorgeht", sagte Schlapp. "Das wird immer peinlich sein." Im Fall Comey gehe er davon aus, dass es sich um einen "ehrlichen Fehler" gehandelt habe und dass zwischen dem Präsidenten und seinem Vize noch immer großer Respekt herrsche.

Der Hinauswurf Comeys war allerdings schon der zweite Fall, der Pence in die Bredouille bracht. Schon kurz nach Beginn der Amtszeit war dieser wegen Flynn unter Druck geraten. Pence hatte den Sicherheitsberater öffentlich gegen Vorwürfe verteidigt, vor Trumps Vereidigung mit dem russischen Botschafter über Sanktionen gesprochen zu haben. Flynn hatte diese Gespräche dem Vizepräsidenten und anderen ranghohen Regierungsmitgliedern gegenüber dementiert. Schließlich musste er aber seinen Hut nehmen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er Pence belogen hatte.

Pence hält das Geschäft am Laufen

Doch trotz aller Turbulenzen gelingt es Pence, sein politisches Alltagsgeschäft nicht zu vernachlässigen. Er betätigt sich rege als ranghöchster Lobbyist der Regierung in Washington und war maßgeblich an der Verabschiedung eines Plans zur Gesundheitsvorsorge im Repräsentantenhaus beteiligt.

Während Trump auf seiner ersten Auslandsreise unterwegs ist, hält sein Vize im Weißen Haus die Stellung. Und sollten die Wogen rund um den Präsidenten einmal so hoch werden, dass das Regierungsschiff zu kentern droht, dann hat Pence in seiner Rolle als Ruhepol im Hintergrund gute Chancen auch einen mögliche Untergang zu überstehen.

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