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Trump Àtzt gegen seinen Lieblingssender
Was war da mit Donald Trump los, als er am Wochenende seinen Haussender Fox News so scharf attackierte? "UnertrÀglich" und "schlimmer als CNN", polterte er. Einen anderen Sender empfahl er hingegen wÀrmstens.
Am Sonntagnachmittag um 13.31 Ortszeit machte Donald Trump seinem Ărger Luft. "Fox News ist unertrĂ€glich an den Wochenend-Nachmittagen. Es ist schlimmer als 'Fake News CNN'", schnaubte der US-PrĂ€sident im Kurznachrichtendienst Twitter und hatte fĂŒr seine 85,2 Millionen Follower gleich noch einen Tipp parat: "Geht lieber zu OANN. Sie berichten wirklich 'fair und ausgewogen'" â letzteres ist das Sendermotto von Fox News.
Was hatte Donald Trump so aufgeregt, dass er dermaĂen scharf gegen den ihm treu ergebenen US-Nachrichtensender schoss, der seit Amtsantritt weitgehend unkritisch ĂŒber den amtierenden US-PrĂ€sidenten berichtet? Vielleicht war es die Schalte mit der demokratischen Abgeordneten Debbie Dingell aus Michigan am frĂŒhen Sonntagnachmittag. Dort erklĂ€rte sie, warum die US-Post in Corona-Zeiten die UnterstĂŒtzung des Kongresses besonders nötig hat.
Oder das GesprĂ€ch mit dem frĂŒheren Gouverneur Tom Ridge, ein Republikaner wie Donald Trump, der den US-PrĂ€sidenten aufrief, seine Angriffe auf das Briefwahlverfahren zu beenden, damit die Behörden in den Bundesstaaten sich endlich an die Vorbereitung der Wahl im November machen könnten.
Angriff auf die Briefwahl
Solche ĂuĂerungen in seinem Haussender dĂŒrften Trump kaum geschmeckt haben. Denn seit Wochen wird der US-PrĂ€sident nicht mĂŒde, das System der Briefwahl schlecht zu machen und den "gröĂten Betrug in unserer Geschichte" zu prophezeien. Stichhaltige Belege, warum dieses Verfahren so viel anfĂ€lliger wĂ€re, lieferte er nicht. Vielmehr scheint der Republikaner die Briefwahl fĂŒr eine Finte der Demokraten zu halten, um ihn mit Hilfe einer höheren Wahlbeteiligung zu schlagen.
"Nicht mehr das, was es mal war"
Dass Trump nun Fox News verschmĂ€ht und seinen AnhĂ€ngern stattdessen einen anderen Sender empfiehlt, mag ĂŒberraschen. Neu ist es allerdings nicht. Schon in der Vergangenheit moserte der US-PrĂ€sident wiederholt, Fox News sei "nicht mehr das, was es mal war". Stattdessen schĂŒttete er Lob ĂŒber den Kabelsender One America News Network, kurz OANN, aus.
Der Sender mit Sitz im sĂŒdkalifornischen San Diego wurde von dem aus der Technologiebranche kommenden MillionĂ€r Robert Herring gegrĂŒndet. OANN beschreibt sich als Kanal "fĂŒr unverfĂ€lschte Nachrichten" und ohne politische Meinung. Das erinnert an das "Fair und ausgewogen"-Motto von Fox News. Doch ebenso wie der Konkurrenzsender ist OANN alles andere als unparteiisch.
"Der liebste Nachrichtenkanal des PrÀsidenten"
Vielmehr setzt OANN konsequent auf eine noch Trump-freundlichere Berichterstattung als Fox News. Als Fox News sich im Sommer 2019 von einem Trump-Auftritt im Bundesstaat New Hampshire wegschaltete, blieb OANN dabei: "Wir werden niemals wegschalten!" versicherte Herring persönlich in einer Twitter-Botschaft.
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Der Sender-Chef beschreibt OANN als "den liebsten Nachrichtenkanal des PrĂ€sidenten". Eine Gemeinsamkeit mit Trump ist, dass OANN einer groĂen NĂ€he zu Moskau verdĂ€chtigt wird. Kritiker werfen dem Sender vor, russische Propaganda und Verschwörungstheorien zu verbreiten. Korrespondenten des Kanals brachten wiederholt Falschnachrichten in Umlauf, wie die, dass Demonstranten bei den Anti-Rassismus-Protesten im Juni Rohrbomben am Mahnmal fĂŒr den Koreakrieg in Washington deponiert hĂ€tten, und dass deshalb Bundestruppen ausgerĂŒckt seien, was beides nicht stimmte. Oder dass Kalifornien 2018 ein Verbot des Verkaufs von Bibeln durchsetzen wollte â ebenfalls erfunden.
KĂŒrzlich sorgte der Sender fĂŒr Schlagzeilen, als er von den Pressekonferenzen im WeiĂen Haus ausgeschlossen wurde. Die Reporterin Chanel Rion, die in der Vergangenheit Dinge behauptet hatte wie, das Coronavirus sei in einem Labor in North Carolina entwickelt worden, war zweimal unangemeldet in den Presseterminen erschien â und hatte damit gegen die Corona-Restriktionen fĂŒr die Korrespondenten verstoĂen. Senderchef Herring behauptete spĂ€ter, seine Reporterin hĂ€tte eine Einladung bekommen. Von wem verriet er allerdings nicht.