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Covid-19 in den USA: Joe Bidens gescheiterte Corona-Strategie


Katastrophale Bilanz
Joe Bidens gescheiterte Corona-Strategie

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Washington

07.02.2022Lesedauer: 4 Min.
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Joe Biden: Als US-Präsident macht er fast alles anders als Donald Trump. Und doch bleiben die Erfolge aus - auch beim Thema Corona.Vergrößern des Bildes
Joe Biden: Als US-Präsident macht er fast alles anders als Donald Trump. Und doch bleiben die Erfolge aus - auch beim Thema Corona. (Quelle: Oliver Contreras/imago-images-bilder)

In keinem Industrieland sind so viele Menschen an Corona gestorben wie in den USA. Daran hat auch Präsident Joe Biden nichts geändert. Im Gegenteil: Sein Schlingerkurs bietet den Republikanern immer neue Angriffsflächen.

Es wird ein sehr trauriger Tag: Wahrscheinlich müssen die USA schon bald das millionste Todesopfer der Covid-19-Pandemie beklagen. Im ersten Monat dieses Jahres ist die Anzahl der Toten um mehr als 45.000 auf insgesamt fast 900.000 gestiegen. Obwohl die Zahlen der Omikron-Welle längst sinken, wächst die Anzahl der Verstorbenen derzeit unaufhörlich um mehr als 2.000. Pro Tag. Denn all die schweren Fälle sind jetzt auf den Intensivstationen.

Zugleich wächst die Kritik an der Regierung des US-Präsidenten. Galten die USA und die schnellen Impffortschritte am Beginn der Amtszeit von Joe Biden vor einem Jahr noch als vorbildlich, fällt das Land im weltweiten Vergleich immer weiter zurück. Ausgerechnet hier, wo mit Moderna, Johnson & Johnson und Pfizer/Biontech gleich drei hochwertige Impfstoffe produziert werden.

Viel mehr Tote als anderswo

Gründe dafür gibt es viele: Zum einen bleibt die Impfquote insbesondere in republikanisch regierten Bundesstaaten notorisch niedrig. Obwohl einem in den USA in jeder Drogerie und zahlreichen Supermärkten die Impfungen und Booster-Shots quasi nachgeworfen werden, scheint das Überangebot bei vielen Bürgern einfach keine Wirkung zu entfalten. Zum anderen wirkt auch das demokratisch geführte Weiße Haus mit manchen Entscheidungen derzeit schlecht organisiert. Die USA scheinen blockiert.

Und das hat katastrophale Folgen. Im weltweiten Vergleich der Covid-19-Toten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl liegen die Vereinigten Staaten auf einem unrühmlichen 18. Rang. In keiner anderen Industrienation gibt es so viele Tote. Deutschland, das mit der Omikron-Welle ebenfalls hart getroffen wird, befindet sich derzeit auf Rang 50, mit fast halb so vielen Toten pro einer Million Einwohner wie die USA.

Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil Deutschland mit einem Medianalter von 47,8 Jahren weltweit die zweitälteste Bevölkerung nach Japan hat. Das Medienalter in den USA liegt dagegen fast zehn Jahre geringer. Hinzu kommt, dass Deutschland deutlich dichter besiedelt als die USA ist, was die Verbreitung des Virus erleichtert.

Trotzdem sind die Todeszahlen vor allem in jenen US-Bundesstaaten hoch, die eher ländlich sind. Selbst in New York City sind die Zahlen geringer als etwa in Arizona, Montana oder South Carolina, allesamt republikanisch regiert und mit einer Quote vollständig Geimpfter von nur 55 Prozent.

Gut gemeint, aber schlecht durchdacht

Das alles hat nicht nur, aber eben auch damit zu tun, dass der Präsident und seine oberste Gesundheitsbehörde CDC immer wieder einen eher schlechten Eindruck in der Pandemiebekämpfung machen. So empfahl die CDC erst vor kurzem, N95-Masken, die FFP2-Masken ähneln, normalen vorzuziehen. Selbst in der auf strenge Maßnahmen bedachten US-Hauptstadt Washington sah man davor zumeist Leute mit einfachen Stoffmasken herumlaufen. Zu einem Zeitpunkt, an dem etwa in Deutschland vielfach längst eine FFP2-Pflicht galt.

Die CDC hat zudem keine Anstrengungen unternommen, den US-Bundesstaaten Maskenpflichten während des Omikron-Anstiegs zu empfehlen. Auch verpflichtende negative Schnelltests als Voraussetzung, um zur Arbeit zu gehen, blieben aus.

Zuletzt, die Omikron-Welle war längst da, entschied das Weiße Haus, insgesamt vier kostenlose Selbsttests an jeden US-Bürger zu verschicken. Das Hindernis: Man muss sie bestellen. Und die Lieferung kommt häufig erst nach zwei Wochen. Zeitgleich sollten kostenlos drei N95-Masken an jeden Bürger ausgegeben werden. Diese konnten aber wiederum nicht bestellt werden, sondern mussten in Apotheken abgeholt werden. Wirklich durchdacht schien das alles nicht.

Ungeachtet dessen feiert sich das Weiße Haus ständig für seine Taten. Nicht zuletzt angesichts der vom Supreme Court eingestampften Impfpflichten wirkt dieses Selbstlob allerdings beinahe schon verzweifelt. Man werde weiter für das Impfen kämpfen, heißt es von der Regierung. Nur wie, darüber erfährt man wenig.

Politisierung der Pandemie

Einer der tragischen Gründe für das Corona-Chaos liegt einmal mehr in der politischen Spaltung. Da die Bundesstaaten über ihre Gesundheitspolitik selbst entscheiden, hat Washington wenig Einfluss. An ein gemeinsames Vorgehen wie bei der in Deutschland viel gescholtenen Ministerpräsidentenkonferenz ist in Uneinigen Staaten von Amerika nicht zu denken.

Im Gegenteil: Zwar gibt es die National Governors Association. Doch die trifft sich nur zweimal im Jahr. Und bei ihrem Treffen in dieser Woche mit dem US-Präsidenten machten die Gouverneure sogar Druck: Joe Biden solle Covid-19 endlich hinter sich lassen, hieß es vielfach.

Die Republikaner haben Corona längst als Wahlkampfinstrument entdeckt. In zahlreichen von ihnen geprägten Bundesstaaten machen sie mit dem Kampf gegen Impf- und Maskenpflichten vor allem Stimmung gegen die Demokraten. Schließlich wird im November der Kongress neu gewählt.

Dass die Republikaner dabei erfolgreich sein könnten, hat auch mit einem anderen Thema zu tun. So lange die USA unter den Folgen der Pandemie leiden, lassen sich auch die wirtschaftlichen Probleme nicht richtig lösen. Kein Thema beschäftigt die Amerikaner derzeit so wie die Inflation. Und auch bei diesem Verliererthema rangieren die Vereinigten Staaten im weltweiten Vergleich längst ganz vorne: auf Platz 6 aller verglichenen Länder.

Verwendete Quellen
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