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Eklat um Julian Reichelt: Döpfner schildert wahren Auslöser für Entlassung


Eklat um Julian Reichelt
Springer-Chef schildert seine Gründe für Entlassung

Von t-online, ne

Aktualisiert am 20.10.2021Lesedauer: 3 Min.
Mathias Döpfner: "Hinterher ist man immer schlauer."Vergrößern des BildesMathias Döpfner: "Hinterher ist man immer schlauer." (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)
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Der Springer-Verlag steht wegen des späten Rauswurfs des ehemaligen "Bild"-Chefredakteurs Julian Reichelt in der Kritik. Nun schildert der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner seine Version der Ereignisse.

Nach der Entlassung des ehemaligen "Bild"-Chefredakteurs Julian Reichelt hat sich der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner in einer Videobotschaft an die Mitarbeiter des Medienkonzerns gewandt. Darin erklärt er aus seiner Sicht, was zu der Entscheidung geführt habe, Reichelt von seinen Aufgaben zu entbinden.

Nach den damaligen Vorwürfen rund um einvernehmliche Beziehungen mit "Bild"-Mitarbeiterinnen habe die Spitze des Konzerns Reichelt zunächst eine zweite Chance gegeben, aus seinen Fehlern zu lernen. Doch erst vorgestern habe der Vorstand "zwei sehr glaubwürdige Zeugenberichte bekommen", die darlegten, dass Reichelt nicht aus seinen Fehlern gelernt habe und es weiterhin eine Beziehung zu einer Mitarbeiterin von "Bild" gebe.

"Hinterher ist man immer klüger"

Vor der Konfrontation mit den Zeugenberichten habe Reichelt die Beziehung noch abgestritten. "Er hat uns nicht die Wahrheit gesagt", hielt Döpfner fest. "Damit war klar: Wir mussten sofort handeln." Auf die Frage, ob Reichelt schon früher hätte entlassen werden müssen, antwortete Döpfner in dem Video lediglich: "Hinterher ist man immer klüger und es muss im Rechtsstaat das Prinzip der Unschuldsvermutung gelten."

Darüber hinaus betonte Döpfner: Die Protokolle der Frauen, die dem Bericht der "New York Times" zugrunde lagen, lägen dem Springer-Vorstand bis heute nicht vor. Man habe sie aus persönlichkeitsschutz-rechtlichen Gründen nie einsehen dürfen.

Döpfner kritisiert Berichterstattung

Auch dem angeblich durch Medienberichte entstehenden Eindruck, dass es um mehrere Fälle von Sexismus, sexuellem Übergriff und sexuellem Missbrauch gehe, tritt Döpfner entschlossen entgegen. "Es ging um einvernehmliche Beziehungen mit Mitarbeiterinnen von 'Bild'", so der Springer-Chef. Zudem handle es sich nicht um ein Kulturproblem des ganzen Springer-Verlages. In den meisten Unternehmen des Konzerns herrsche eine vorbildliche Kultur. Bei "Bild" müsse man allerdings "sehr schnell noch viel grundlegender an der Modernisierung und Veränderung unserer Kultur im Sinne von Respekt arbeiten".

Auch zwei weitere Dinge kritisierte er an den Inhalten: Erstens sei die Behauptung, dass Axel Springer versucht habe, Einfluss auf die Berichterstattung anderer Verlage zu nehmen, unwahr. Zweitens sehe er die Weitergabe seiner privaten Nachrichten als "Grenzüberschreitung". Seine Äußerungen in einer SMS seien aus dem Zusammenhang gerissen zitiert worden.

"New York Times"-Autor verwundert

Zuvor hatte sich der "New York Times"-Autor Ben Smith über das Vorgehen des Unternehmens verwundert gezeigt. Wie der Autor in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" erklärte, habe das Verlagshaus Axel Springer schon vor der Veröffentlichung der "New York Times" alle wesentlichen Vorwürfe gekannt.

In der Medienkolumne "stand nicht viel, was die Juristen von Axel Springer nicht schon wussten. Sie hatten die Informationen bereits aus einer internen Untersuchung", so Smith. Aus einem Protokoll der Untersuchung, das ihm vorliege, lasse sich schließen, "dass die Beziehungen des Chefredakteurs allgemein bekannt waren".

US-Manager wäre längst entlassen worden

Den Autor überraschte außerdem, "wie schnell die ursprüngliche Untersuchung beendet worden war". Ein US-amerikanischer Manager wäre schon "wegen jeder kleinen Untermenge dieser Vorwürfe, schon wegen fünf Prozent der bekannten Vorwürfe" entlassen worden, sagte Smith der Wochenzeitung. "Bereits in Zeiten vor der MeToo-Bewegung wäre so ein Fall sehr ungewöhnlich gewesen. Seit MeToo gibt es ein noch viel größeres Bewusstsein für Beziehungen am Arbeitsplatz, die ein Machtgefälle haben."

In den USA schlage die Recherche allerdings nicht so große Wellen. Im Gespräch erklärte Smith: "Die Leute kennen Springer nicht allzu gut. Wenn man überhaupt etwas weiß, dann, dass sie digital voranschreiten, dass sie aggressiv investieren." In Deutschland werde die Marke Springer ganz anders wahrgenommen, vielleicht ein wenig wie Fox News in den USA. "Nun nähert sich die globale Marke von Springer der in Deutschland vielleicht etwas an."

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