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9. November: Bundespräsident Steinmeier will den Tag des "Nachdenkens"


"Es lebe unsere Demokratie!"
Steinmeier will den 9. November als Tag des "Nachdenkens"

Von Marc von Lüpke

Aktualisiert am 09.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Frank-Walter Steinmeier: Der Bundespräsident gedachte des 9. Novembers in der deutschen Geschichte.Vergrößern des Bildes
Frank-Walter Steinmeier: Der Bundespräsident gedachte des 9. Novembers in der deutschen Geschichte. (Quelle: Wolfgang Kummer/Reuters-bilder)

1989 führte dieser Tag zum Fall der Mauer, rund 50 Jahre zuvor brannten an ihm die Synagogen: Die Erinnerung an den 9. November ist kompliziert. Der Bundespräsident regt bei einer Gedenkveranstaltung zum Nachdenken an.

Was ist er denn nun, dieser 9. November in der deutschen Geschichte? 1918 brachte er Deutschland in der Revolution die Demokratie, 1938 brannten hingegen die Synagogen, der nationalsozialistische Terror gegen die Juden eskalierte in neuem, schrecklichem Ausmaß. 51 Jahre darauf wurde am 9. November hingegen gejubelt, die Mauer fiel, Menschen aus DDR und Bundesrepublik fielen sich nach Jahrzehnten der Trennung in die Arme.

Was bedeutet der 9. November also für die Deutschen? Dieser Frage hat sich am heutigen Dienstag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gewidmet, der zur Veranstaltung "1918 – 1938 – 1989: Gedenken zum 9. November" eingeladen hatte. Vor allem erteilte das deutsche Staatsoberhaupt in seiner Rede einer Legende die Absage. "Schicksalstag", wie oft behauptet, ist der 9. November gerade nicht.

Keine höhere Gewalt im Spiel

"Schicksal, das klingt nach Vorsehung, nach höherer Gewalt", betonte Steinmeier. "Nein, am 9. November waren immer menschliche Kräfte am Werk. Kräfte des Fortschritts – und der Barbarei. Kräfte der Befreiung – und des Unrechts." Nicht nur bei Revolution, Novemberpogromen und Mauerfall, sondern auch bei der Erschießung des Demokraten Robert Blum während der Märzrevolution am 9. November 1848 und dem Hitler-Putsch im November 1923.

Doch Steinmeier sprach nicht allein, zwei Rednerinnen und ein Redner wandten sich ebenfalls an die erschienenen Gäste, unter denen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bärbel Bas als Präsidentin des Bundestags, Bundesratspräsident Bodo Ramelow sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, befanden.

Emilia Fester, mit 23 Jahren die jüngste Abgeordnete des Deutschen Bundestags, erinnerte an die Revolution von 1918 – und den Sozialdemokraten Philipp Scheidemann, der die Republik ausrief. Margot Friedländer, Überlebende der Shoa, mahnte und gedachte hingegen der Schrecken des nationalsozialistischen Terrors.

Roland Jahn schließlich, noch kürzlich Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, wandte sich dem 9. November 1989 zu, an dem der Eiserne Vorhang fiel. Vor diesem Hintergrund stellte Bundespräsident Steinmeier fest: "Der 9. November ist gewiss kein Feier-Tag". Nicht wie für Amerikaner der 4. Juli, den sie als Unabhängigkeitstag begeistert feiern, nicht wie für die Franzosen der 14. Juli, als 1789 das Volk die Bastille stürmte.

Bedenken beim Zentralrat

Emotionslos seien die Deutschen aber nicht, betonte Steinmeier. Auch nicht im Hinblick auf den 9. November: "Wir Deutsche haben viele Gedanken und Gefühle, wenn es um unser Land geht." Aber: "Wir wissen
nur oft nicht, wohin damit." Die Deutschen würden "Licht und Schatten, Freude und Trauer" gerade unter dem Brennglas des 9. Novembers aushalten – und aushalten müssen.

Steinmeier bekräftigte, dass der "9. November, dieser 'deutsche Tag'" ein "widersprüchlicher, aber ein wertvoller Tag" sei. Und dass er ihn als Einladung verstehe "zum Nachdenken über unser Land". Zum Schluss seiner Rede zitierte Steinmeier die Worte Philipp Scheidemanns vom 9. November 1918: "Es lebe die deutsche Republik! Es lebe unsere Demokratie!"

Der Zentralrat der Juden hat allerdings große Bedenken, am 9. November mehrerer Ereignisse der deutschen Geschichte gleichzeitig zu gedenken. "Der 9. November sollte ein nationaler Gedenktag für die Opfer der Shoa werden", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster in Berlin.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
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