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"Tagesschau" in einfacher Sprache in der ARD: Der ÖRR erfüllt seine Pflicht


Neue "Tagesschau"-Ausgabe
17 Millionen Menschen ignoriert


Aktualisiert am 13.06.2024Lesedauer: 2 Min.
Meinung
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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Eine Fernbedienung vor einen Fernseher, auf dem die "Tagesschau" läuft (Symbolbild): Die Nachrichten gibt es nun auch in einfacher Sprache.Vergrößern des Bildes
Eine Fernbedienung vor einem Fernseher, auf dem die "Tagesschau" läuft (Symbolbild): Die Nachrichten gibt es nun auch in einfacher Sprache. (Quelle: Marius Becker/dpa/dpa-bilder)

Die "Tagesschau" gibt es jetzt auch in einfacher Sprache. Damit kommen die Öffentlich-Rechtlichen endlich ihrem Auftrag nach.

Dies ist ein Kommentar. In einem Kommentar schreibt jemand seine Meinung. In Nachrichten ist die eigene Meinung nicht erlaubt. Dort geht es um Fakten.

Für viele Menschen mögen diese Sätze merkwürdig klingen, sie wissen, was ein Kommentar ist. Doch es gibt genug Menschen, die das nicht wissen. Klassische Nachrichtentexte sind für sie nicht oder nur wenig verständlich. Für sie gibt es nun die "Tagesschau" in einfacher Sprache – einmal pro Tag mit den vier wichtigsten Nachrichten.

Diese Menschen werden benachteiligt

Dieser Schritt ist überfällig. Denn er hilft dabei, dass jeder in der Gesellschaft sich über wichtige Nachrichten des Tages informieren kann. Genau das ist die Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen. Es ist sogar ihre Pflicht.

17 Millionen Erwachsene in Deutschland schreiben und lesen auf dem Niveau eines Viertklässlers – oder schlechter. Das hat verschiedene Gründe: Sie lernen gerade erst Deutsch, haben eine Lern- oder Leseschwäche, sind erkrankt oder haben schlicht eine geringe Bildung.

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Diese Menschen sind oftmals in vielen Bereichen benachteiligt. Bislang galt das auch für die Nachrichtenwelt der öffentlich-rechtlichen Sender. Für sie bietet sich eine neue Chance zur Teilhabe an der Gesellschaft. Sie haben nun einen leichteren Zugang zu Informationen und neue Möglichkeiten, sich an Diskussionen zu beteiligen, weil für viele so erst verständlich wird, worüber andere reden.

All das ist keine revolutionäre Erkenntnis. Man fragt sich daher: warum erst jetzt? Schließlich hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen Bildungsauftrag für alle Bürgerinnen und Bürger. Da erscheint es fast merkwürdig nachlässig, dass Deutschlands wichtigste Nachrichtensendung mit bis zu 16 Millionen Zuschauern ein weiteres Millionenpublikum bis jetzt ignoriert hat. Zumal andere Medien wie die Berliner Regionalzeitung "Der Tagesspiegel" oder der (ebenfalls öffentlich-rechtliche) Deutschlandfunk schon seit Jahren Angebote in einfacher Sprache haben.

Menschen werden nicht für dumm erklärt

Reichweite, Expertise und Renommee der "Tagesschau" nun zu nutzen, um den bestehenden Informationsnachteil eines maßgeblichen Bevölkerungsanteils zu reduzieren, ist ein wichtiges Zeichen.

Nun gibt es Menschen, die das Verwenden von einfacher Sprache kritisieren. Sie würden damit für dumm erklärt, argumentieren sie. Dabei sind die "Tagesschau"-Nachrichten in einfacher Sprache nur ein ergänzendes Angebot. Keine "Tagesschau"-Ausgabe fällt weg, die Nachrichten im Ersten um 20 Uhr bleiben, wie sie waren. Wer nicht auf die Sendung in einfacher Sprache angewiesen ist, braucht sie nicht anzuschauen. Das Angebot an Informationen für diese Menschen ist nahezu unbegrenzt. Die neue Sendung werden sie auf tagesschau24 oder im Internet kaum bemerken.

Dieses Angebot hat keine Verlierer, nur Gewinner.

Was ist mit den Behörden?

Doch es sollte nur ein Anfang sein. Denn Unverständliches gibt es noch zuhauf – auch für viele Deutsche, die ansonsten sprachlich auf der Höhe sind: zum Beispiel in Behördenbriefen. Eine aktuelle Studie hat gerade gezeigt: Nur einer von fünf Menschen begreift ein amtliches Schreiben im ersten Anlauf – auch mit höherer Bildung. Hier ist der Staat gefragt, endlich auch einfachere Lösungen anzubieten. Denn wer einen Brief vom Amt bekommt, muss zahlen, egal ob er es versteht oder nicht.

Mit den Nachrichten in einfacher Sprache nimmt die "Tagesschau" ihren Auftrag nun endlich ernst. Die Behörden sollten sich das zum Vorbild nehmen.

Verwendete Quellen
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