Deutschland Castor rollt durch Deutschland

Der Castortransport ist in Deutschland. Der Zug mit hoch radioaktivem Atommüll aus Frankreich passierte nach Angaben der Polizei gegen 10 Uhr zwischen Forbach und Saarbrücken die französisch-deutsche Grenze.
In Neunkirchen stoppte der Zug für einen Lokwechsel. Es handele sich um einen geplanten Halt, bei dem Lok und Personal ausgetauscht würden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Dies werde längere Zeit in Anspruch nehmen. Der Sprecher ließ offen, wann genau der Zug mit dem hoch radioaktivem Abfall seine Fahrt fortsetzen wird.
Der Castortransport war nach einem eintägigen Zwischenstopp in Ostfrankreich wieder Richtung Deutschland gestartet. Los ging es am Mittwoch in Valognes in Frankreich. Der Zug hatte am Donnerstag in der lothringischen Gemeinde Rémilly rund 65 Autokilometer südwestlich von Saarbrücken zunächst eine Pause gemacht. Er bringt deutschen Atommüll aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague nach Gorleben. Alternativ hätte der Transport auch die Strecke über das pfälzische Berg oder Kehl in Baden-Württemberg nehmen können.
Eskalation bei Castor-Protest
Im Wendland in Niedersachsen war es am Donnerstagabend bereits zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Atomkraftgegnern und der Polizei gekommen. In dem Örtchen Metzingen rund 30 Kilometer von Gorleben entfernt setzten die Sicherheitskräfte zwei Wasserwerfer ein. Atomkraftgegner warfen bei einer Straßenblockade Steine, Farbbeutel und Böller. Es gab Verletzte auf beiden Seiten.
Nach Angaben der Polizei mussten acht Beamte wegen Verletzungen durch Steinwürfe und Reizgas behandelt werden. Atomkraftgegner sprachen von 20 durch Pfefferspray verletzten Demonstranten, eine Frau habe Prellungen erlitten. Vier Atomkraftgegner wurden laut Polizei festgenommen. Danach verlief die Nacht im Wendland laut Polizei aber ruhig.
Protestler formieren sich
Im Wendland kommen derweil immer mehr Atomkraftgegner zusammen, um gegen den Castortransport zu protestieren. Wie die Castor-Gegner mitteilten, befanden sich am Freitagmittag 2000 Protestierer im Wendland. Kletterer der Umweltschutzorganisation Robin Wood hätten inzwischen ein Baumhaus an der Bahnstrecke bezogen.
Nach dem ZDF-Politbarometer sehen die Deutschen die Anti-Castor-Demonstrationen mit gemischten Gefühlen. Grundsätzlich finden 60 Prozent die Proteste richtig und nur 37 Prozent finden sie falsch. Dass bei den Protesten aber auch Straßen und Gleise blockiert werden, lehnen 69 Prozent ab. Nur 27 Prozent unterstützen eine solche Art des Protests.
Transport seit Jahren umstritten
Der Transport des Atommülls nach Gorleben ist seit vielen Jahren umstritten. Umweltschützer halten den Salzstock an der früheren DDR-Grenze für zu unsicher, um hier den Müll für immer in rund 800 Metern Tiefe zu lagern. Das Zwischenlager, wo der Müll bis zur Endlagerung abkühlen soll, liegt in der Nähe des Salzstocks.
Der aktuelle Castor-Transport ist der letzte mit hoch radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente in Frankreich Richtung Gorleben. Bundesregierung und Energieversorger hatten sich bereits vor Jahren darauf verständigt, vom 1. Juli 2005 an keine abgebrannten Brennelemente wieder aufarbeiten zu lassen. Die Bundesrepublik muss aber bereits früher ins Ausland transportierten Atommüll zurücknehmen.