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Wiesbaden: Goldene Statue von Recep Tayyip Erdogan wieder abgebaut


Stadt beendet Kunstaktion
Goldene Erdogan-Statue sorgt in Wiesbaden für Aufregung

dpa, rew, aj

Aktualisiert am 29.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Polizisten vor der Erdogan-Statue: Die vier Meter große Statue sorgte in Wiesbaden für Irritationen.Vergrößern des BildesPolizisten vor der Erdogan-Statue: Die vier Meter große Statue sorgte in Wiesbaden für Irritationen. (Quelle: Ralph Orlowski/Reuters-bilder)
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Der türkische Präsident Erdogan ist eine Reizfigur. Künstler haben sich das in der hessischen Landeshauptstadt für eine provokante Aktion zunutze gemacht – bis die Behörden einschritten.

Die Stadt Wiesbaden hat die als Teil eines Kunstfestivals aufgestellte Statue des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan abbauen lassen. Die Sicherheit habe nicht mehr gewährleistet werden können, teilte die Stadt am späten Dienstagabend ihre Entscheidung über Twitter mit. Die Feuerwehr rückte bereits kurz nach Mitternacht an, um die Statue mit einem Kran zu entfernen.

Die Räumung des Platzes, auf dem die rund vier Meter hohe und goldfarbene Statue seit Montag stand, war nach Polizeiangaben ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Auch in der Nacht zum Mittwoch war es nach Polizeiangaben ruhig.

Die Kunstinstallation im Rahmen der Wiesbaden Biennale hatte viel Aufsehen erregt und für Irritationen gesorgt. Auch die Stadtverwaltung zeigte sich überrascht. Im Vorfeld der Biennale sei das Aufstellen einer "menschenähnlichen Statue" genehmigt worden, hatte die Stadt am Dienstag mitgeteilt. Es sei aber nicht klar gewesen, "dass es sich um eine Erdogan-Statue handeln wird".

"Leicht aggressive Stimmung"

Am Dienstagabend hatten sich Anhänger und Gegner des umstrittenen türkischen Präsidenten Erdogan heftige Wortgefechte an der Statue geliefert. Ein Polizeisprecher berichtete von einer "leicht aggressiven Stimmung", jedoch blieb es demnach bei einem verbalen Schlagabtausch. Der "Wiesbadener Kurier" zitierte Ordnungsdezernent Oliver Franz jedoch mit den Worten, zu verbalen Auseinandersetzungen seien zunehmend Handgreiflichkeiten gekommen. "Auch Stichwaffen wurden gesichtet."


Bei der Enthüllung jubelten die Anwesenden noch, schreibt die "Allgemeine Zeitung". Doch schon in ihrer ersten Nacht wurde die Statue beschmiert, wie Fotos der "Bild"-Zeitung zeigen: "Fuck you" steht Erdogan nun auf dem Bauch geschrieben, an anderer Stelle ist der Schriftzug "Türkischer Hitler" zu lesen.

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Nutzer in den sozialen Medien sind entsetzt

Auch in den sozialen Netzwerken finden sich zahlreiche Fotos der Statue, unter denen Nutzer das Kunstwerk kommentieren – mit teils starken Worten: "Das ist doch krank!" und "Die Dummheit der Menschen ist grenzenlos" schreiben User in der Diskussionsspalte.

Gegenüber der "Allgemeinen Zeitung" zeigt sich auch ein türkischstämmiger Wiesbadener besorgt. Er findet die Aktion unangemessen – besonders angesichts der Geschehnisse in Chemnitz, wo seit eines Todesfalls am Wochenende rechtsextreme Demonstrationen stattfinden: "Heute Abend sind furchtbare Dinge in Chemnitz passiert, umso unverständlicher ist es, dass gerade zu dieser Zeit so eine Aktion durchgeführt wird", sagte der Mann gegenüber der Zeitung.

"Wegen diesem Mann ist meine Familie gestorben!"

Er berichtet auch, dass die Stimmung nach der Enthüllung teilweise angespannt gewesen sei. "Wegen diesem Mann ist meine Familie gestorben!", soll ein Syrer gerufen habe. Die Aktion vergifte das Klima in der Stadt, befürchtet der Mann.

Erdogan-Anhänger sollen die Gelegenheit bereits genutzt haben, um sich neben der Statue fotografieren zu lassen: Die "Bild"-Zeitung postete ein Bild, das zeigt, wie ein Mann mit einer türkischen Flagge vor der Statue posiert.

Statement für freie Meinungsäußerung

Der Wiesbadener Staatstheater-Intendant Uwe Eric Laufenberg verteidigte die Aktion als ein Statement für die freie Meinungsäußerung. "Wir haben die Statue aufgestellt, um über Erdogan zu diskutieren", erklärte Laufenberg. "Das geht überall. Die Kunst ist dazu da, zu zeigen, wie es ist." Das sei nicht immer leicht zu verstehen. "Aber in einer Demokratie muss man alle Meinungen aushalten."

Einschreiten wollte die Stadt trotz der Proteste zunächst nicht - solange von der Kunstaktion keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgeht. Die Stadtregierung, der Magistrat, bekenne sich zur im Grundgesetz verankerten Kunstfreiheit, erklärten die Verantwortlichen. Es sei auch klar gewesen, dass die Biennale provoziere und diskussionswürdige Aktionen plane.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Bericht der "Allgemeinen Zeitung"
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