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Corona-Lage in Deutschland: Die Strategie "Lockdown light" ist gescheitert


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So kann Deutschland Herr der Corona-Lage werden

dpa, Sebastian Fischer

10.12.2020Lesedauer: 4 Min.
Greifswald: Im besonders geschΓΌtzten Teil der Intensivstation des UniversitΓ€tsklinikums Greifswald fΓΌr Corona-Patienten wird eine Patientin versorgt.
Greifswald: Im besonders geschΓΌtzten Teil der Intensivstation des UniversitΓ€tsklinikums Greifswald fΓΌr Corona-Patienten wird eine Patientin versorgt. (Quelle: dpa-bilder)
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Der Teil-Lockdown im November sollte Weihnachten retten. Stattdessen werden angesichts steigender Corona-Zahlen die ZΓΌgel nun nach und nach straffer gezogen. Wird es jetzt wieder so wie im FrΓΌhjahr?

Die Zahlen sinken einfach nicht. Trotz vieler EinschrΓ€nkungen, die in Deutschland besonders seit Anfang November gelten, vermeldet das Robert Koch-Institut (RKI) erst am Donnerstag wieder einen Corona-HΓΆchststand. 23.679 Neuinfektionen binnen eines Tages – so hoch waren die Zahlen zuletzt nicht. Und auch nicht im FrΓΌhjahr, als noch viel strengere Regeln zur EindΓ€mmung der Pandemie galten. Was lΓ€uft schief? Ist das alles zu lasch?

"Die Regeln sind nicht so, dass den Menschen die Dramatik der Lage bewusst wird", sagt Professor Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für PrÀventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. Viele sÀhen nicht mehr die Gefahr, sich anzustecken. Sie hÀtten sich an die Maßnahmen gewâhnt und seien nachlÀssiger. Er plÀdiert wie auch die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina für einen "harten Lockdown".

Mehr Infektionen, trotzdem weniger Maßnahmen

Rückblick auf Mitte MÀrz: Das âffentliche Leben in Deutschland kommt weitgehend zum Stillstand. Die meisten GaststÀtten, LÀden und Dienstleister dürfen keine Kundschaft empfangen. Nur LebensmittelgeschÀfte, Drogerien, Apotheken, Tankstellen und Banken sind offen. In den Werken großer deutscher Autobauer wie VW und BMW kommt es wegen der Ansteckungsgefahr zum Produktionsstopp.

Über Wochen dürfen sich damals nicht mehr als zwei Menschen aus verschiedenen Haushalten treffen. Die Grenzen zu den Nachbarn sind abgeriegelt. Als die meisten Schulen und Kitas geschlossen werden, ist die Zahl der TodesfÀlle in Deutschland noch einstellig, bundesweit bestÀtigt das RKI seinerzeit rund 3.000 Ansteckungen. Erst nach Ostern gibt es schrittweise wieder Lockerungen.

Und heute? Rund 20.000 Menschen sind hierzulande im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben, Hunderte weitere kommen tΓ€glich dazu. Den Menschen allerdings stehen aktuell noch so einige FreirΓ€ume offen. Zwar sind Kultur-, Sport- und GaststΓ€tten fΓΌr die Γ–ffentlichkeit auch jetzt wieder großteils gesperrt. Doch ΓΆffnen bisher noch alle GeschΓ€fte fΓΌr den Weihnachtseinkauf, Arbeiter stehen weiter an den FließbΓ€ndern, Berufspendler drΓ€ngeln sich in teils ΓΌberfΓΌllte Busse und Bahnen. Und ins Dauerthema Schulen kommt erst allmΓ€hlich Bewegung. Der Begriff dafΓΌr: "Lockdown light".

"Das hat nicht geklappt"

WΓ€hrend also im FrΓΌhjahr eine Maßnahmen-Decke ΓΌber ganz Deutschland gelegt wurde, wollten Bund und LΓ€nder von November an ΓΌber gezielte Nadelstiche vor allem die Freizeit-Kontakte der Menschen reduzieren – ohne dabei Wirtschaft und Bildung herunterzufahren. "Das hat aber nicht geklappt", sagt Zeeb. Um das Infektionsgeschehen halbwegs in den Griff zu bekommen, geht er davon aus, dass jeder seine Kontakte auf ein Viertel reduzieren mΓΌsse. Das sei mit den gegenwΓ€rtigen Maßnahmen allerdings nicht geschehen, konstatiert der Epidemiologe.

Die ersten BundeslΓ€nder greifen nun zu hΓ€rteren Maßnahmen. Im Hotspot Sachsen etwa sollen von kommender Woche an Schulen und Kitas schließen. Γ–ffnen dΓΌrfen dann nur noch LebensmittellΓ€den und GeschΓ€fte fΓΌr den Grundbedarf wie Apotheken, Drogerien und Friseure. Berlin will zwar auch das Shoppen einstellen, aber erst kurz vor dem Weihnachtsfest.

RKI-PrΓ€sident Lothar Wieler fordert die Menschen unabhΓ€ngig von Vorgaben aus der Politik auf, ihre Kontakte weiter einzuschrΓ€nken: um mehr als 60 Prozent. Bislang seien im Schnitt aber nur etwa 40 Prozent erreicht worden. Auch er sieht eine "gewisse ErmΓΌdung" in der BevΓΆlkerung. Das Risikobewusstsein habe sich teilweise verΓ€ndert.

Teil-Lockdown dΓ€mpfte Hoffnungen

Stück für Stück haben sich in den vergangenen Monaten viele wieder mehr Kontakte erlaubt. Dazu kommt noch, dass es einer reprÀsentativen Umfrage zufolge für etwa jeden siebten Bundesbürger keine eindeutigen Beweise für die Existenz des Coronavirus gibt. Bei ihnen ist die Bereitschaft, sich an Corona-Regeln zu halten, womâglich nicht so ausgeprÀgt. Unter dem Strich hÀnge die Entwicklung "in hohem Maße damit zusammen, wie wir alle uns verhalten", sagt RKI-Chef Wieler.

Weihnachten steht vor der Tür, und viele wünschen sich nach einem Jahr großer Entbehrungen nun endlich ein Zusammenkommen mit Familie und Freunden. Die Politik machte zunÀchst auch Hoffnung: Der Teil-Lockdown im November kânne das Weihnachtsfest retten, hieß es. Doch einige BundeslÀnder sind von Lockerungen über die christlichen Festtage inzwischen abgerückt. "Der Teil-Lockdown hat nicht das gebracht, was er bringen sollte", sagt Epidemiologe Zeeb.

Leopoldina forderte harten Lockdown

Das Ziel kann nur lauten: Die Neuinfektionen müssen sinken. "Es ist viel einfacher, die Fallzahlen zu kontrollieren, wenn sie niedrig sind, als wenn sie hoch sind", sagte die Gâttinger Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation am Mittwoch bei "Markus Lanz" im ZDF. Maßnahmen scheibchenweise zu beschließen, bringe nichts. Priesemann ist Mitglied des Expertenteams der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina.

Diese hatte jΓΌngst in einer eindringlichen Stellungnahme eine drastische VerschΓ€rfung der BeschrΓ€nkungen gefordert – am besten so schnell wie mΓΆglich. Ein "harter Lockdown" solle genutzt werden, um die deutlich zu hohen Neuinfektionen zu verringern. Epidemiologe Zeeb mahnt, ein solcher Lockdown solle nicht dem Winterschlaf dienen, sondern dazu genutzt werden, langfristige Strategien zu entwickeln. Die Hoffnung auf einen baldigen Start der Impfungen kΓΆnne nicht der alleinige Ausweg sein.

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Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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