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Kritik an Corona-Beschlüssen der MPK: "Eine erschütternde Konzeptlosigkeit"


Reaktionen auf Corona-Gipfel
"Eine erschütternde Konzeptlosigkeit"

Von dpa
Aktualisiert am 23.03.2021Lesedauer: 3 Min.
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"Wir sind in einer sehr ernsten Lage": Hier verkündet Kanzlerin Merkel die neuen Corona-Beschlüsse, darunter auch verschärfte Maßnahmen zu Ostern. (Quelle: t-online)
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Die Kritik an den jüngsten Beschlüssen des Corona-Gipfels ist groß. Die Opposition klagt über eine fehlende Strategie. Doch Wissenschaftler befürworten einzelne Entscheidungen.

Gut elf Stunden haben Vertreter von Bund und Ländern miteinander verhandelt, um der dritten Welle der Corona-Pandemie Einhalt zu gebieten. Das Ergebnis sorgt nun für heftige Diskussionen. FDP-Chef Christian Lindner unterstellte den Regierenden auf WDR 5 eine "erschütternde Konzeptlosigkeit". Die Vorsitzende der größten Oppositionsfraktion im Bundestag, Alice Weidel (AfD), sprach in Zusammenhang mit den Beschlüssen von "Willkür", "Kopflosigkeit" und "Unsinnigkeit".

Nach Einschätzung der Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sind die erneuten Verschärfungen das Ergebnis von Versäumnissen von Bund und Ländern. "Schnelltests dürfen nicht nur in der Theorie verfügbar sein, sondern müssen in den Schulen tatsächlich ankommen", forderte sie im Gespräch mit der "Funke Mediengruppe". Auch Linksfraktionschef Dietmar Bartsch ist überzeugt, dass die angekündigten Maßnahmen vermeidbar gewesen wären. Im Interview mit der "Welt" sagte er, die Beschlüsse seien ein Ergebnis des Versagens sowohl beim Impfen als auch beim Testen.

"Werden Auslandsurlaube nicht billigen"

Laut Beschluss von Bund und Ländern soll von Gründonnerstag bis Ostermontag (1. bis 5. April) deutschlandweit das öffentliche, private und wirtschaftliche Leben weitgehend heruntergefahren werden. Nur am Karsamstag (3. April) soll den Angaben zufolge der Lebensmittelhandel geöffnet bleiben. Zudem wurde der allgemeine Lockdown bis Mitte April verlängert.


"Es wäre fatal, auf der Schlussgeraden bis zu einer ausreichenden Immunisierung zuzulassen, dass die Pandemie noch aus dem Ruder läuft", verteidigte der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans den Beschluss im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Für die Zeit nach Ostern stellte Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) deutlich mehr Schnelltests und mehr Impfdosen auch für die Hausärzte in Aussicht. "Mitte Mai und im Juni werden wir eine hohe Geschwindigkeit beim Impfen haben, deshalb ist ja unser Ziel, im Sommer soll jeder sein Impfangebot gehabt haben, und dann können wir zur Normalität zurückkehren", sagte er dem Radiosender Bayern 2.

"Wir haben sehr deutlich gesagt, dass wir auch die Auslandsurlaube nicht billigen werden", sagte Braun. Für Reisende aus Risikogebieten solle deshalb auch weiter eine Quarantänepflicht gelten. Das könne auch Mallorca wieder treffen, wenn dort die Inzidenzen erneut steigen würden.

Rätsel um Ostertage

Für offene Schulen und Kitas trotz steigender Infektionszahlen plädierte nach den Verhandlungen Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). "Schule und Kita ist herausragend wichtig, weil wir wissen, dass gerade die Kinder nicht nur am stärksten unter der Krise leiden, sondern auch die größten Spätfolgen zu befürchten haben", sagte Woidke im ZDF-"Morgenmagazin". Der Plan sei, dass im April "möglichst oft, möglichst schnell" getestet wird und Lehrerinnen und Lehrer zügig geimpft werden.

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Über den schärferen Lockdown über Ostern sagte Woidke, dass es noch Klärungsbedarf gebe. "Dann treffen sich heute nochmal die Chefs der Staatskanzleien und eventuell die Ministerpräsidenten heute Abend, um das Ganze noch mal auszudefinieren". Im Beschluss sind der Gründonnerstag und Karsamstag als Ruhetage definiert und mit weitgehenden Kontaktbeschränkungen verbunden.

Vorsichtiges Lob von Wissenschaftlern

Lob gab es wiederum von einigen Wissenschaftlern und Medizinern für die Ergebnisse der Beratungen zwischen Bund und Ländern. "Die Politik hat erkannt, dass wir in einer schwierigen Phase der Pandemie sind und die Impferfolge nicht gefährden dürfen", erklärte der Präsident der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx. Auch der Epidemiologe Dirk Brockmann vom Robert Koch-Institut (RKI) hält die Verschärfung der Corona-Maßnahmen über Ostern für sinnvoll. "Das könnte nach meiner Ansicht einen sehr positiven Effekt haben, weil eine ganze Reihe von Tagen dann quasi Ruhetage sind, also Sonntage", sagte er im Deutschlandfunk.

Aus Sicht des Mobilitätsforschers Kai Nagel von der TU Berlin sind im Kampf gegen das Coronavirus vor allem ungeschützte Kontakte in Innenräumen ein Problem. Dass diese vermieden werden sollten, komme im Beschluss von Bund und Ländern seiner Einschätzung nach zu kurz. Auch seien Zwangsmaßnahmen im Sinne der Infektionsbekämpfung effektiver als auf die persönliche Verantwortung der Bevölkerung und der Unternehmen zu setzen, wie es die Politik macht. "Wir haben aber Verständnis dafür, dass Zwang vermieden wurde", so Nagel.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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