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Corona: Viele Ämter geben Kontaktverfolgung auf – wegen Personalnot


Unklare Corona-Daten
Gesundheitsämter geben Kontaktverfolgung nahezu vollständig auf

Von afp, dpa, aj

Aktualisiert am 24.12.2021Lesedauer: 3 Min.
RKI-Chef Lothar Wieler und Gesundheitsminister Karl Lauterbach: Das RKI warnt vor unzuverlässigen Daten.Vergrößern des BildesRKI-Chef Lothar Wieler und Gesundheitsminister Karl Lauterbach: Das RKI warnt vor unzuverlässigen Daten. (Quelle: Annegret Hilse/reuters)
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Das RKI warnt vor unvollständigen Fallzahlen über die Feiertage. Weltärztepräsident Montgomery findet das "völlig unverständlich". Hinzu kommt: Viele Gesundheitsämter haben die Kontaktverfolgung eingestellt.

Ein großer Teil der Gesundheitsämter in Deutschland hat die Kontaktverfolgung und Quarantäneansprache bei Corona-Infizierten eingestellt. "Eine flächendeckende Nachverfolgung findet im Moment fast gar nicht mehr statt", sagte die Bundesvorsitzende der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. "Mehrere Länder haben sogar komplett die Suche nach Kontaktpersonen ausgesetzt, zum Beispiel Baden-Württemberg, Berlin und Hamburg."

Man gehe dort davon aus, dass sich die Menschen selbst informieren würden, was sie bei einem positiven Testergebnis oder einem Risikokontakt tun müssen. "Die Frage ist, ob alle das tun", gab Teichert zu bedenken. "Wegen der vielen positiv getesteten Personen und dem Anstieg der Inzidenzen liegt der Fokus jetzt darauf, erst einmal die zahlreichen Coronafälle zu erfassen und zu melden".

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Die Lage sei sehr angespannt, weil die Gesundheitsämter schon lange über dem Limit arbeiten würden. Eine Folge sei die sich verschärfende Personalnot: "Seit Beginn der Pandemie beobachte ich neben der Fluktuation auch eine Flucht des Personals aus den Gesundheitsämtern", sagte Teichert.

Neben der Arbeitsbelastung liege dies auch an der vergleichsweisen schlechten Bezahlung, so Teichert mit Blick auf die Bezahlung von Ärzten in Krankenhäusern. "Es gibt ein erhebliches Lohngefälle, das die Arbeit im Gesundheitsamt unattraktiv macht." Sie forderte daher, die Gesundheitsämter dauerhaft mit mehr gut bezahltem Fachpersonal auszustatten.

Omikron-Variante könnte Lage verschlimmern

Verschlimmert werden könnte der Personalmangel auch durch die Pandemie selbst. "Durch die Omikron-Variante laufen wir in Deutschland auf eine Situation zu, in der die Gesundheitsämter erkranktes Personal irgendwann nicht mehr kompensieren können", sagte Teichert dem RND. Wichtig seien zwar gute Notfallpläne. "Wenn aber beispielsweise 30 Prozent der Belegschaft erkrankt, lässt sich das auch durch Notfallpläne kaum noch ausgleichen".

Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen hat vor der fehlenden Kontaktnachverfolgung besonders bei der Omikron-Variante gewarnt. "Sie kann sich rasant ausbreiten, ohne dass dies rechtzeitig bemerkt wird", sagte er dem RND. "Wichtig ist, dass auch die Kontaktpersonen informiert werden und sich testen lassen." Wo das nicht geschehe, könnten symptomlose Infizierte die Omikron-Variante unbemerkt weitergeben. Dahmen befürchtete: "Wenn wir nicht frühzeitig bemerken, dass die tatsächlichen Fallzahlen steigen, kann die Politik darauf nicht angemessen reagieren."

Experten kritisieren unklare Corona-Datenlage

Das Robert-Koch-Institut hat bereits davor gewarnt, dass wegen der reduzierten Tests während der Feiertage die tatsächliche Ausbreitung des Coronavirus nicht in den aktuellen Inzidenzzahlen widergespiegelt werden könnte. Mehrere Gesundheitsexperten haben die lückenhafte Erfassung der Corona-Infektionszahlen am Jahresende scharf kritisiert.

"Es ist mir vollkommen unverständlich, warum wir nach wie vor an jedem Wochenende eine unklare Datenlage haben, wie auch an Feiertagen", sagte der Präsident des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, der "Welt". "Mit Blick auf Omikron hätten wir uns auch hier anders aufstellen müssen."

"Wir sind nicht auf der Höhe der Zeit", sagte Montgomery weiter. "Die Daten, die wir in den nächsten Wochen bekommen werden, dürften unterschiedlichsten Interpretationen Tür und Tor öffnen. Darunter sicher viele falsche."

Tino Sorge: "Miserable" Datenlage auch nach zwei Jahren

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge (CDU), kritisierte: "Auch nach zwei Jahren ist die Corona-Datenlage miserabel". Erneut würde sich Deutschland über den Jahreswechsel in "trügerischer Sicherheit" wiegen. Und mit "großer Meldeverzögerung" würden dann im Januar wieder "wochenalte Daten eintreffen". Das Problem sei: "Omikron macht keine Weihnachtspause."

Die Bund-Länder-Konferenz hatte zuletzt zwar bereits strengere Kontaktbeschränkungen ab dem 28. Dezember erlassen – ein genereller Lockdown sowie eine allgemeine Impfpflicht sind allerdings nicht vom Tisch und hängen nach Aussagen von Spitzenpolitikern davon ab, wie sich das Pandemiegeschehen in den kommenden Wochen entwickelt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur afp
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