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Gender-Diskurs: Warum wir uns alle mal beruhigen sollten


Gender-Debatte
Im Gebrüll geht das Entscheidende unter

  • Christine Holthoff
MeinungVon Christine Holthoff

Aktualisiert am 21.02.2023Lesedauer: 2 Min.
Meinung
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Streit statt Lösung: Warum in der Gender-Debatte einiges schiefläuft.Vergrößern des Bildes
Streit statt Lösung: Warum in der Gender-Debatte einiges schiefläuft. (Quelle: IMAGO/Fotoagentur WESTEND61)

Im Streit um das Gendern stehen sich zwei Extreme gegenüber. Echter Diskurs kann so nicht entstehen. Dabei liegen die wirklich spannenden Fragen viel tiefer.

"Umerziehungsfantasien", "Sprachsäuberungen", "Neodiktatur einer von Komplexen zerfressenen Minderheit" – was Sie da lesen, sind nur einige Beispiele dafür, wie sprachlich hochgerüstet mittlerweile die Debatte ums Gendern geführt wird. Oder sollten wir besser sagen: eben nicht geführt wird?

Statt sachlich und ernsthaft das Für und Wider von Sternchen, Doppelpunkt oder auch nur dem Anhängsel "-innen" zu diskutieren, ist jede Seite sofort auf 180. So war es, als Karl Lauterbachs Gesundheitsministerium kürzlich ankündigte, den bekannten Reklamespruch "Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" umzuformulieren. Und so war es auch, als der britische Puffin-Verlag mitteilte, potenziell verletzende Wörter aus den Kinderbüchern von Roald Dahl zu tilgen. Doch so wird eine fruchtbare Debatte unmöglich, die wirklich spannenden Fragen werden nicht diskutiert.

Warum wir uns alle mal beruhigen sollten

Viel zu oft stehen sich nur die Extreme gegenüber: auf der einen Seite die, die sich von einem angeblichen Genderzwang in ihrer Freiheit beschränkt sehen ("Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!"), auf der anderen die vermeintlich Progressiven, die gleich jeden als unsensiblen Sexisten oder Transfeind diffamieren, nur weil er noch das generische Maskulinum benutzt. So kommen wir nicht weiter.

Es gibt durchaus gute Argumente für und gegen sensible Sprache. Man muss es nicht gut finden, dass Literaturklassiker umgeschrieben werden, die zu einer völlig anderen Zeit entstanden sind. Und man kann Lauterbachs neu formulierten Reklamespruch als schwer verständlich kritisieren. Aber wenn man immer gleich die rhetorische Abrissbirne schwingt und von "Sprachpolizei" und "Gendergaga" redet, gehen die wichtigen Fragen im Gebrüll unter:

Wo ist mehr Sensibilität dringend angebracht und ab wann führt sie nur noch dazu, dass Menschen am kleinsten Widerstand zerbrechen, weil sie ihn nicht mehr gewöhnt sind? Wo sollten Bewegungen wie der Feminismus nicht bloß anklagen, sondern den Einzelnen auch befähigen, stärker für sich einzustehen, statt die Verantwortung komplett auf das System abzuwälzen?

Man muss nicht einer Meinung sein

Darüber sollten wir streiten. Nicht mit Polemik und Scherzen über Wortungetüme, die angeblich die deutsche Sprache verhunzen. Sondern indem wir offen bleiben für die Sichtweisen anderer und sie zu verstehen versuchen.

Das muss noch lange nicht bedeuten, dass man am Ende einer Meinung ist. Aber vielleicht rücken so beide Extreme ein Stück aufeinander zu. Das wäre nicht nur besser für den Blutdruck, sondern würde auch die Chance auf echte Gleichberechtigung steigern.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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