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Adlon-Immobilie: Ermittlungen – Anno August Jagdfeld unter Druck


Ermittlungen gegen Adlon-Verwalter
Kampf um das Luxushotel im Herzen Berlins


Aktualisiert am 21.06.2025 - 15:22 UhrLesedauer: 6 Min.
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Ein Staatsgast fährt vor dem Hotel Adlon vor: Das Luxushotel steht im Zentrum juristischer Auseinandersetzungen. (Quelle: Ralf Müller/imago-images-bilder)
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Um das Adlon-Gebäude in Berlin tobt ein Machtkampf. Es heißt, der Immobilienverwalter Anno August Jagdfeld begünstige seine Familie und gehe gegen kritische Anleger vor. Nun ermitteln die Behörden.

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den bekannten Immobilienverwalter Anno August Jagdfeld. Dem Unternehmer wird der Versuch der Anstiftung zur Falschaussage vorgeworfen. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage von t-online.

Anno August Jagdfeld verwaltet den Adlon-Immobilienfonds, in den gut 4.400 Anleger Geld investiert und damit Anteile am Adlon gekauft haben. Hintergrund ist ein Streit mit einem kritischen Anleger, der Jagdfeld die Begünstigung der eigenen Familie vorwirft, unter anderem durch zu geringe Mieten. Jagdfeld hatte behauptet, der Anleger habe einen damals führenden Mitarbeiter bestochen, um an Firmeninterna zu gelangen. Dieser Mitarbeiter gab darüber eine Versicherung an Eides statt ab, die sich jedoch als falsch herausstellte.

Jagdfeld soll den ehemaligen Mitarbeiter dazu angestiftet haben. Dem Immobilienunternehmer drohen nun laut Gesetz bei einer Verurteilung bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Die Ermittlungen haben gerade begonnen.

Was aber war genau geschehen? Am 23. August 2019, einem Montag, sitzt der ehemalige Geschäftsführer der Adlon Holding GmbH, Franz Kranzfelder, im Büro des Immobilienverwalters Anno August Jagdfeld in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Kranzfelder soll eine Versicherung an Eides statt unterzeichnen, so will es Jagdfeld. Mit dieser schriftlichen Erklärung soll Kranzfelder einen kritischen Anleger des Adlon schwer belasten. Er soll ihm darin vorwerfen, dass der Anleger ihm Geld geboten habe, um im Gegenzug belastende Informationen über Jagdfeld zu bekommen. Jagdfeld und der Anleger stehen seit Jahren miteinander im Konflikt.

Schwere Vorwürfe

Die Versicherung an Eides statt hat Kranzfelder nicht selbst formuliert. Ein führender Mitarbeiter von Anno August Jagdfeld hat die Aussage verfasst. Sie wird Kranzfelder also nur zur Unterschrift vorgelegt. Sinngemäß heißt es darin, dass der Anleger, Burkhart Ceppa, eine hohe fünfstellige Summe geboten habe, um an Geschäftsgeheimnisse zu kommen, die er gegen Anno August Jagdfeld nutzen kann. Außerdem steht in der Erklärung, Ceppa habe Kranzfelder angeboten, seine Geschäftskontakte zu nutzen, um ihm einen neuen Job zu besorgen.

Die in der Versicherung an Eides statt enthaltenen Vorwürfe sind falsch. Das geht aus dem Protokoll einer Gerichtsverhandlung vom vergangenen Jahr hervor, das t-online vorliegt. Doch warum hat Kranzfelder die Erklärung unterschrieben, obwohl der Inhalt an entscheidenden Stellen erfunden war? Wurde er von Jagdfeld unter Druck gesetzt? Vor Gericht verneint Kranzfelder das. Andere Indizien sprechen dafür. Dazu später mehr.

Klar ist, dass Anno August Jagdfeld die eidesstattliche Versicherung in einem Streit nutzt, den er mit dem kritischen Anleger führt. Dieser Streit zwischen Ceppa und Jagdfeld dauert bereits seit über einem Jahrzehnt an. Ceppa wirft Jagdfeld Vetternwirtschaft vor. Als Anlegervertreter sollte Jagdfeld eigentlich alles tun, um möglichst viel Rendite aus der begehrten Immobilie am Pariser Platz zu generieren. Der dazugehörige Fonds heißt Hotel-Adlon FUNDUS FONDS Nr. 31 KG. Doch manche Mieter in der Immobilie, wie zum Beispiel der bekannte China Club oder der India Club, zahlen nach Einschätzungen von Experten Mieten, die deutlich unter dem ortsüblichen Niveau liegen.

Begünstigt Jagdfeld seine Familie?

Außerdem wurden der Adlon Holding GmbH, zu der der China Club und der India Club gehören, zehn Millionen Euro an Pachtstundungen erlassen. Das Brisante daran: Von den niedrigen Mieten und Schuldenerlassen profitieren nicht etwa anonyme Gesellschafter – sondern Mitglieder von Jagdfelds eigener Familie. Seine Söhne und seine Frau sind als Geschäftsführer, Gesellschafter und Prokuristen in die Strukturen involviert. t-online hatte die Strukturen schon vor einigen Monaten aufgedeckt.

Burkhart Ceppa hatte wiederholt auf diese familiären Verquickungen hingewiesen und versucht, andere Anleger dafür zu sensibilisieren. Ohne Erfolg. Viele der mehr als 4.400 Anleger erscheinen nie zu den Versammlungen. Sie lassen sich vertreten – ausgerechnet durch Jagdfeld selbst, der bislang kaum Interesse an Aufklärung erkennen lässt. Ceppa ging so weit, dass er sich in den Verwaltungsrat des Fonds wählen lassen wollte, um die Machenschaften von Jagdfeld aus dem Inneren heraus aufzudecken und zu unterbinden. An diesem Punkt wurde die Versicherung an Eides statt für Jagdfeld eminent wichtig. Jagdfeld nutzte die Aussage des ehemaligen Mitarbeiters, um gegen Ceppa Stimmung zu machen.

Offenbar ohne weitere Prüfung, also ohne ein Gespräch mit Ceppa zu den Vorwürfen, schickte Jagdfeld im Oktober 2019 eine Nachricht an alle 4.400 Anleger mit dem Inhalt der eidesstattlichen Versicherung: Ceppa habe einem ehemaligen Geschäftsführer und Jagdfeld-Vertrauten Geld geboten für Firmeninterna und ihm einen Job in Aussicht gestellt, wenn er belastende Informationen über Jagdfeld herausgebe. In dieser Anlegerinformation ist die Rede von einem "erfolglosen Korrumpierungsversuch". Das Schreiben liegt t-online vor. Alle Vorwürfe darin sind offenbar frei erfunden. Jagdfeld stützt sich ausschließlich auf die eidesstattliche Versicherung seines ehemaligen Geschäftsführers Franz Kranzfelder, die im Büro von Jagdfeld geschrieben und von einem Mitarbeiter Jagdfelds formuliert worden war.

Ceppa geht vor Gericht

Burkhart Ceppa ging gegen die Verbreitung dieser Falschnachricht im Brief an die Anleger gerichtlich vor. Im Prozess gestand Kranzfelder unter Tränen, dass die Aussagen in der eidesstattlichen Versicherung nicht den Tatsachen entsprächen. Durch Prozessverzögerungen unter anderem wegen der Coronapandemie endete das Verfahren erst vier Jahre nach Jagdfelds Mitteilung an die Anleger. Jagdfeld stellte daraufhin in einem eigenen Schreiben an die Anleger die Unwahrheiten klar – jedoch ohne den Wortlaut mit Ceppa abzustimmen, obwohl dieser um eine genaue Absprache zu der Richtigstellung gebeten hatte.

Für Burkhart Ceppa war die Sache auch deshalb noch nicht ausgestanden. Er zeigte Jagdfeld im vergangenen Jahr an. Zunächst prüfte die Staatsanwaltschaft nach Ceppas Anzeige gegen Jagdfeld über mehrere Monate einen Anfangsverdacht. Nun bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, dass dieser Anfangsverdacht gegeben sei. Die Ermittlungen gegen Jagdfeld laufen nun – ob Jagdfeld sich vor Gericht dafür verantworten muss, ist allerdings noch offen.

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Druck auf falschen Zeugen

Es gibt Indizien, die dafür sprechen, dass Jagdfeld 2019 tatsächlich Druck auf den ehemaligen Geschäftsführer Kranzfelder ausgeübt hat, damit er die belastende Versicherung an Eides statt gegen Ceppa unterschreibt. So hatte Kranzfelder Burkhart Ceppa kurz nach deren Telefonaten Anfang August 2019 auf die Mailbox gesprochen und darum gebeten, dass Ceppa ihn nicht mehr anrufe. Begründet hat Kranzfelder das damit, dass er große Schwierigkeiten bekäme, wenn sie weiter miteinander sprächen. Er bekomme mehr Probleme, als er handlen könne, so steht es sinngemäß in der Anzeige gegen Jagdfeld, und so hatte er es Ceppa auf die Mailbox gesprochen. t-online liegt die Nachricht vor.

Kurz nach dieser Nachricht fand Mitte August 2019 ein Treffen zwischen Kranzfelder und Jagdfeld statt, in Jagdfelds Hotel in Heiligendamm. Eine Woche später unterschrieb Kranzfelder dann die eidesstattliche Versicherung. So geht es aus den Akten hervor. Kranzfelder bestreitet, dass Druck auf ihn ausgeübt wurde. Ceppa sieht das anders. Was stimmt, werden am Ende die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Berlin zeigen.

Der Anwalt von Anno August Jagdfeld hat auf Fragen von t-online mit einer langen Mail reagiert. Unter anderem heißt es darin: "Der Vorwurf ist unbegründet, da es kein solches Verhalten gab." Stattdessen greift Jagdfelds Anwalt in der Mail Burkhart Ceppa an. Er schreibt, Ceppa sei ein "offensichtlich unzufriedener und querulatorischer Anleger" und warnt vor einer Berichterstattung über die Ermittlungen.

Wichtig ist: Es gibt einen Unterschied zwischen einem Anfangsverdacht, den die Staatsanwaltschaft bei dem Fall Jagdfeld gegeben sieht, und einem "hinreichenden Tatverdacht". Ein Anfangsverdacht liegt vor, wenn konkrete Anhaltspunkte darauf hindeuten, dass eine Straftat begangen worden sein könnte – er ist die rechtliche Schwelle, ab der Strafverfolgungsbehörden überhaupt Ermittlungen aufnehmen dürfen. Ein hinreichender Tatverdacht hingegen ist deutlich gewichtiger: Er bedeutet, dass nach Abschluss der Ermittlungen die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung so hoch ist, dass Anklage erhoben werden kann. Im Fall von Anno August Jagdfeld, gegen den wegen des Versuchs der Anstiftung zur Falschaussage ermittelt wird, besteht bislang lediglich ein Anfangsverdacht – es geht also nicht um eine festgestellte Schuld, sondern um den rechtlich notwendigen Auslöser für die Ermittlungen.

Ceppa erklärt, er hoffe auf "eine korrekte, rechtsstaatlich haltbare Entscheidung durch Gerichte". Zum Vorwurf, er sei ein "querulatorischer Anleger", sagt er: "Dass man nun als letzte Patrone aufseiten Jagdfelds versucht, mich in die Ecke der Querulanten zu stellen, ist ein billiges wie leicht zu durchschauendes Manöver." Wie lange die Ermittlungen dauern werden, ist offen. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Anzeige gegen Anno August Jagdfeld
  • Anlegerinformation (Brief)
  • Besuch im China-Club
  • Mailbox-Nachricht von Kranzfelder

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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