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Zahlen und Fakten: Armut in Deutschland


Schnell erklärt
Warum Armut schwer zu fassen ist

t-online, Von Johannes Bebermeier

07.03.2018Lesedauer: 2 Min.
Die Essener Tafel: Ein Aufnahmestopp für Ausländer hat die Debatte um Armut neu entfacht.Vergrößern des BildesDie Essener Tafel: Ein Aufnahmestopp für Ausländer hat die Debatte um Armut neu entfacht. (Quelle: Roland Weihrauch/dpa-bilder)
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Seit die Essener Tafel einen Aufnahmestopp für Ausländer verhängt hat, wird in Deutschland wieder über Armut diskutiert. Aber wer gilt als arm? Und bildet das die Realität ab? Ein Überblick.

1. Wer gilt als arm?

Armut ist schwer zu fassen. Wo sie anfängt und wo sie aufhört, ist umstritten. Um Armut messen zu können, haben sich zwei Definitionen durchgesetzt: Die der absoluten und die der relativen Armut. Bei der absoluten Armut geht es ums Überleben, den Menschen fehlt es am Mindesten. Die Definition geht auf die Weltbank zurück. Wer mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag auskommen muss, lebt für die Weltbank in einer solchen extremen Armut.

Da es diese extreme Form der Armut in Industriestaaten wie Deutschland durch die sozialen Sicherungssysteme kaum noch gibt, schaut man hier auf die relative Armut. Dabei wird das eigene Einkommen mit dem aller anderen im Land verglichen. In der EU gilt als „armutsgefährdet“, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt. Für eine alleinlebende Person in Deutschland lag diese Armutsschwelle 2016 bei 1064 Euro.

Zudem wird von der EU-Statistikbehörde Eurostat noch erhoben, wie viele Menschen unter „erheblichen materiellen Entbehrungen“ leiden. Darunter fällt, wer sich vier von neun festgeschriebenen Posten nicht leisten kann: Dazu zählen Auto, Waschmaschine, Fernseher und Telefon, aber auch Miete oder Hypotheken, Heizkosten, hochwertige Mahlzeiten, eine einwöchige Urlaubsreise im Jahr sowie hohe unerwartete Ausgaben.

2. Wie viele Menschen sind in Deutschland arm?

Dem Statistischen Bundesamt zufolge war 2016 in Deutschland circa jeder Sechste (16,5 Prozent) armutsgefährdet – also 13,4 Millionen Menschen. In der gesamten EU waren es 17,3 Prozent. Unter „erheblichen materiellen Entbehrungen“ litten 2016 in Deutschland 3,7 Prozent, in der EU 7,5 Prozent.

3. Bilden die Zahlen Armut angemessen ab?

Daran gibt es regelmäßig Zweifel. Die meisten Studien beziehen nur das Materielle mit ein. Kritiker argumentieren, dass zum Beispiel auch Bildungschancen und die Möglichkeit der Teilhabe an der Gesellschaft betrachtet werden müssten – und damit mehr Menschen als arm gelten würden.

Andererseits gibt es auch an der Definition der relativen Armut Kritik. Denn wie viel Geld jemand wirklich im Portemonnaie hat, der weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens besitzt, hängt davon ab, wie hoch dieses mittlere Einkommen ist. Wenn alle mehr verdienen, steigt auch die Schwelle zur relativen Armut an – die von relativer Armut Betroffenen können sich mehr leisten. Und wenn alle weniger verdienen, sind durch die Definition zugleich nicht mehr Menschen von relativer Armut betroffen, weil das mittlere Einkommen eben auch sinkt. Kritiker argumentieren deshalb, der Wert sage etwas über Ungleichheit aus, aber nicht über Armut.

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