Nutzer kommentieren Skandal-Interview "Nicht die Störer haben etwas falsch gemacht"

Proteste störten ein Interview der ARD mit AfD-Chefin Alice Weidel. Zu Recht? Die Zuschauer des "Sommerinterviews" geben unterschiedliche Antworten.
Das "Sommerinterview" mit Alice Weidel ist auch noch am Tag nach seiner Ausstrahlung Gegenstand kontroverser Reaktionen. Dabei steht für viele Zuschauer weniger der Inhalt des Gesprächs zwischen der AfD-Chefin und dem Journalisten Markus Preiß im Mittelpunkt, als vielmehr die Bedingungen, unter denen es stattfand.
Der reibungslose Ablauf des Interviews wurde durch lautstarke Proteste gestört: Durchgängig waren Rufe und Chorgesänge zu hören, die die Kommunikation zwischen dem Interviewer und der Interviewten erschwerten. Viele t-online-Nutzer haben die Sendung am Sonntag verfolgt. Ihre Einschätzungen fallen sehr unterschiedlich aus.
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"Die AfD kann sich als Opfer darstellen"
Michael Theobald schreibt: "Das Sommerinterview hätte störungsfrei ablaufen müssen, denn eine Demokratie muss konträre Meinungen aushalten. Kritische Fragen sollten in den Vordergrund rücken; das war durch die Störungen aber nur eingeschränkt möglich. Die AfD kann sich nun wieder als Opfer darstellen. Damit erwiesen die Demonstranten der Demokratie einen Bärendienst."
Marga Flaßwinkel gefiel die Aktion hingegen: "Für mich war das keine Störung, sondern eher ein Zeichen dafür, dass es in unserer Gesellschaft noch Kräfte gibt, die wach und dabei kreativ sind."
Dietmar Wolf sagt: "Die Gruppe für Politische Schönheit zeigte, anders als ihr Name vermuten lässt, die hässliche Maske eines Protests, der den vermeintlichen Zweck, nämlich den Schutz der Demokratie, konterkariert. Solche Aktionen wirken abstoßend und sind wohl kaum geeignet, die breite demokratische Bewegung mitzunehmen. Die AfD weiß ganz genau, wie sie den Vorgang wieder einmal für sich nutzen kann."
"Super, mutig und richtig"
"Warum finanzieren wir mit unseren Rundfunkbeiträgen Auftritte rechtsradikaler Politiker?", fragt Claudia Steiner. "Wann hören die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten endlich den Schuss, dass man die AfD nicht kleiner machen kann, indem man ihr laufend eine Bühne gibt? Früher wurden rechtsradikale Äußerungen sanktioniert, jetzt hofiert. Ich fand die Störung super, mutig und richtig."
Stefan Radtke mailt: "Egal, welche Meinung man über Weidel und die AfD hat: Ein Interview unter solchen Bedingungen stattfinden zu lassen, ist unerträglich und schadet dem Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Fraktionsvorsitzende der zweitgrößten Partei Deutschlands unter solchen Umständen zu interviewen, hat einen tendenziösen Beigeschmack. Man fragt sich, warum die Aktion nicht früher von der Polizei unterbunden wurde oder warum man nicht einen alternativen Aufnahmeort wählte."
"Ich bin der festen Überzeugung, dass man Rechtspopulisten keine Bühne geben darf", kritisiert Barbara Breuner die ARD für den Talk mit Alice Weidel. Die Proteste begrüßt die t-online-Nutzerin: "Ein paar Mutige trauten sich, laut zu sein – und zwar laut genug, dass eine Populistin mit ihren Lügen zum Teil übertönt wurde. Nicht die Störer haben etwas falsch gemacht. Wenn man sie (verbal) angreift, obwohl sie sich für die Demokratie einsetzen, schlägt man sich ein Stück weit auf die Seite der Faschisten."
- Zuschriften von t-online-Nutzern