Er soll sie für 16 gehalten haben Zeugin berichtet von Trump-Treffen bei Epstein

Opfer von Jeffrey Epstein haben sich schon früh an die Polizei gewandt. Doch erst jetzt werden ihre Geschichten bekannt – und belasten auch US-Präsident Donald Trump.
Für Donald Trump gibt es in der Affäre um seinen früheren Freund, den verurteilten und mittlerweile verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, keine Atempause. Beweise für ein Fehlverhalten des US-Präsidenten gibt es bislang zwar nicht, doch die US-Medien berichten in diesen Tagen nahezu ununterbrochen über das Thema – und fördern immer neue Details aus der gemeinsamen Vergangenheit von Trump und Epstein zutage.
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So erklärte nun die Künstlerin Maria Farmer der "New York Times", dass sie der New Yorker Polizei und dem FBI schon 1996 von einem sexuellen Übergriff durch Jeffrey Epstein und dessen Partnerin Ghislaine Maxwell berichtet hatte. Sie war zum Tatzeitpunkt Mitte zwanzig. Sie habe dabei auch Bedenken wegen prominenter Bekannter Epsteins geäußert, insbesondere über dessen Nähe zu Donald Trump. 2006 habe Farmer den späteren US-Präsidenten erneut gegenüber dem FBI im Zusammenhang mit Epstein erwähnt.
"Die ist nicht für dich"
Beweise für ein strafbares Verhalten Trumps habe sie zwar nicht, so Farmer. Ihre Aussagen stützten sich aber auf Beobachtungen aus Epsteins Umfeld, in dem sich auffällig viele junge Frauen und einflussreiche Männer begegnet seien. Insbesondere erinnert sie sich an einen Vorfall im Jahr 1995 in Epsteins Büro in Manhattan. Als junge Künstlerin habe sie damals für Epstein gearbeitet und ihm beim Aufbau einer Kunstsammlung geholfen.
Eines späten Abends habe Epstein sie in sein New Yorker Büro gerufen. Sie sei in Sportkleidung dort angekommen, berichtet Maria Farmer. Dann habe Trump das Büro betreten, sie von oben bis unten gemustert und sei ihr nicht mehr von der Seite gewichen. Farmer habe sich unwohl und eingeschüchtert gefühlt. Dann sei Epstein in das Büro gekommen und habe zu Trump gesagt: "Die ist nicht für dich." Als die beiden Männer den Raum verließen, habe Farmer gehört, wie Trump ihr Alter auf 16 Jahre schätzte.
Weißes Haus weist Darstellung zurück
Das Weiße Haus wies Farmers Darstellung zurück. Kommunikationsdirektor Steven Cheung erklärte: "Der Präsident war nie in seinem (Epsteins) Büro." Trump habe die Freundschaft zu Epstein zudem früh beendet: "Tatsache ist, dass der Präsident ihn aus seinem Golfclub geworfen hat, weil er ein Widerling war", so Cheung. Ob die Strafverfolgungsbehörden Farmers Hinweise auf Trump damals weiterverfolgt haben, ist unklar.
Die FBI-Aufzeichnungen zu Farmers Aussagen von 2006 enthalten laut "New York Times" keine Erwähnung Trumps, viele Passagen seien allerdings geschwärzt. Farmer äußerte die Vermutung, dass ihre Hinweise nicht vollständig dokumentiert oder untersucht worden sein könnten. Das FBI reagierte nicht auf eine Anfrage der Zeitung. Anlass für Farmers damalige Aussagen gegenüber der Polizei und dem FBI war ein sexueller Übergriff durch Epstein und Maxwell in einem Anwesen im Bundesstaat Ohio.
Epstein und Maxwell sollen sich an Farmer vergangen haben
Das Anwesen gehörte einem Bekannten Epsteins. Im Sommer 1996 sei Farmer von Epstein und Maxwell dorthin eingeladen worden. Zunächst habe sie Epstein die Füße massieren sollen. Dann hätten Epstein und Maxwell angefangen, sie heftig zu begrapschen. Sie habe daraufhin fluchtartig den Raum verlassen und sich in einem anderen Teil des Anwesens "verbarrikadiert". Später habe sie bemerkt, dass aus ihrem Spind Fotos ihrer jüngeren Schwestern verschwunden seien – Bilder, auf denen diese nur leicht bekleidet gewesen seien.
Jeffrey Epstein starb 2019 während der Untersuchungshaft in einer New Yorker Gefängniszelle, bevor ihm der Prozess gemacht werden konnte. Seine Partnerin Ghislaine Maxwell wurde 2021 wegen sexuellen Missbrauchs und Menschenhandels zu 20 Jahren Haft verurteilt. Maria Farmer war in dem Prozess gegen Maxwell nicht als Zeugin geladen. Ihre jüngere Schwester Annie Farmer hatte dort jedoch ausgesagt, dass Maxwell sie auf Epsteins Anwesen in New Mexico eingeladen, dort ihre Brüste massiert und sie aufgefordert hatte, ihr Oberteil abzulegen.
Recherchen belegen Farmers Aussage
Zudem bestätigte Annie Farmer in dem Prozess, dass ihre Schwester Maria dem FBI bereits früh von Epstein und dessen Umfeld berichtet habe. Nach Angaben der "New York Times" belegen auch Polizeidokumente, dass sich Maria Farmer im August 1996 zunächst an ein New Yorker Revier gewandt hatte. Das FBI nahm später eine Befragung auf, deren Aufzeichnungen teilweise mit Farmers Darstellung übereinstimmen.
Jeffrey Epstein wurde 2006 erstmals angeklagt und kam durch einen umstrittenen Deal mit der Staatsanwaltschaft mit einer milden Strafe davon. 2019 wurde er erneut angeklagt, dieses Mal wegen des Missbrauchs zahlreicher Minderjähriger. Sein Tod in einer Gefängniszelle gab Anlass zu Verschwörungstheorien, wonach Epstein nicht durch Suizid starb, sondern ermordet wurde – angeblich, um hochrangige Persönlichkeiten aus seinem früheren Umfeld zu schützen.
Fall Epstein bleibt für Donald Trump politisch brisant
Trump hat stets bestritten, von Epsteins Verbrechen gewusst oder sich selbst falsch verhalten zu haben. Nach Epsteins Verhaftung 2019 erklärte Trump, er habe sich "vor vielen Jahren" von Epstein distanziert und ihn aus Mar-a-Lago ausgeschlossen, nachdem er sich gegenüber der Tochter eines Clubmitglieds unangemessen verhalten habe. Im Wahlkampf war Trump mit dem Versprechen angetreten, sämtliche Informationen im Fall Epstein zu veröffentlichen.
Kürzlich teilten die von Trump eingesetzten Spitzen von Justizministerium und FBI dann mit, dass keine weiteren Dokumente in dem Fall veröffentlicht würden. Eine "Kundenliste" Epsteins gebe es nicht, und es stehe fest, dass sich Epstein selbst das Leben genommen habe, erklärten Justizministerin Pam Bondi und FBI-Chef Kash Patel. Das aber zweifeln selbst eingefleischte Trump-Anhänger an – und fordern nun umso dringlicher Aufklärung von ihrem Präsidenten.
- nytimes.com: An Accuser’s Story Suggests How Trump Might Appear in the Epstein Files
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