"Freiwilligenkorps" veröffentlicht Bilder Deutsche Rechtsextreme kämpfen offenbar in Ukraine

Der Krieg in der Ukraine zieht Ausländer an, die das Land gegen Putins Aggression verteidigen wollen. Unter ihnen sind auch deutsche Neonazis.
Es ist kein Geheimnis, dass deutsche Rechtsextremisten in militärischen Verbänden für die Ukraine gegen Russland kämpfen. Bereits 2023 berichtete die Berliner "tageszeitung" (taz) über den Neonazi Stephan K., der "Putins Neo-Bolschewismus" bekämpft. Aktuelle Recherchen des NDR zeigen: K. ist nicht der einzige Neonazi auf den Schlachtfeldern der Ukraine.
Der 26-jährige Leon B. aus Mecklenburg-Vorpommern, zuvor in der Szene der neonazistischen Kleinstpartei "Der Dritte Weg" aktiv, ist auf mehreren Bildern mit Sturmgewehr und Schutzweste zu sehen. Die Aufnahmen wurden im Telegram-Kanal des "Deutschen Freiwilligenkorps" (DFK) veröffentlicht – einer Gruppierung deutscher Rechtsextremer, die auf Seiten der Ukraine kämpft. Die entsprechenden Bilder liegen t-online vor.
Sie wurden offenbar im Kampfgebiet aufgenommen. Hinweise auf Ort und Zusammenhang liefern die abgebildeten Waffen und ein Militärfahrzeug im Hintergrund. Ob B. tatsächlich an Kampfhandlungen teilnahm, ist unklar. Angehörige bestätigten jedoch, dass er sich in der Ukraine aufgehalten habe und inzwischen wieder in Deutschland sei.
B.s Paypal-Konto wurde wohl für Spenden genutzt
Laut NDR wurde über das Paypal-Konto von B.s Unternehmen zu Spenden für einen ballistischen Helm aufgerufen – ebenfalls im Telegram-Kanal des DFK. In der Vergangenheit hatte B. sich unter anderem an Kampfsporttrainings mit Mitgliedern des "Dritten Wegs" beteiligt.
Der Landesverfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern ordnet die Partei "Der Dritte Weg" als extremistisch ein. In einem aktuellen Bericht heißt es, Ziel sei die Abschaffung der Demokratie durch eine "nationale Revolution". Die Organisation nehme im rechtsradikalen Spektrum eine Sonderrolle ein, da sie pro-ukrainische Positionen vertrete und Nationalisten vor Ort unterstütze.
Neonazis kämpfen in ukrainischen Einheiten
Das Deutsche Freiwilligenkorps ist inzwischen in das 49. Infanteriebataillon "Karpaten-Sitsch" der regulären ukrainischen Streitkräfte eingegliedert. In sozialen Netzwerken propagieren Mitglieder des DFK offen ihre Gesinnung und teilen Kriegsberichte sowie Spendenaufrufe.
Auch in anderen Bundesländern gibt es wohl Hinweise auf ähnliche Fälle. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg berichtet auf Anfrage des NDR von mehreren deutschen Rechtsextremisten, die sich "höchstwahrscheinlich an Kampfhandlungen beteiligt haben".
Wie gefährlich sind die Rückkehrer?
Sicherheitsbehörden sehen in solchen Rückkehrern ein Risiko. Der Bundesnachrichtendienst (BND) teilte dem NDR auf Anfrage mit, dass von extremistisch motivierten Kämpfern nach deren Rückkehr ein erhöhtes Gefährdungspotenzial ausgehe. Sie seien an Kriegswaffen ausgebildet worden, hätten Kampferfahrung gesammelt – und könnten versuchen, Waffen in die EU zu schmuggeln.
Auch Beratungsstellen wie "Lobbi", die Opfer rechter Gewalt unterstützen, warnen vor einer möglichen Radikalisierung durch die Kriegserfahrung. Der Einsatz im bewaffneten Konflikt könne in der Szene als Prestigefaktor wirken – weil dort oft Menschen bewundert würden, "die zur Tat schreiten".
Auf eine Anfrage des NDR reagierte Leon B. nicht. Auch die ukrainische Botschaft äußerte sich nicht zu dem Fall. Das Schweriner Innenministerium verwies aus datenschutzrechtlichen Gründen auf eine generelle Aussage zu Ausreisen.