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Beim EuroJam in Berlin stellten prominente Redner Perspektiven vor


Militärexperte
"Wer den Krieg einfrieren will, ist der wahre Kriegstreiber"


Aktualisiert am 09.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Politikwissenschaftler Carlo Masala: Mit einem "Einfrieren" des Ukrainekriegs würde die Gewalt nicht enden, sagte er.Vergrößern des Bildes
Politikwissenschaftler Carlo Masala: Mit einem "Einfrieren" des Ukrainekriegs würde die Gewalt nicht enden, sagte er. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur)

Neue Ideen für Europa: In Berlin stellten prominente Redner ihre Perspektiven vor. Der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff erzählte von seinen Erlebnissen in Russland.

In Berlin hat am Mittwochabend der "EuroJam" stattgefunden. Das ist eine Veranstaltung des gemeinnützigen Vereins "Tu was für Europa", bei der Musiker und Redner für neue Ideen in der EU werben. Schirmherr der Veranstaltung war Martin Schulz (SPD), ehemaliger Präsident des EU-Parlaments. Er sieht das Event in der "Arena Berlin" als Weckruf an die Europäer, wählen zu gehen und sich mit den drängendsten Themen der Zeit befassen.

Spontan als Gast geladen war Alexander Graf Lambsdorff, der deutsche Botschafter in Moskau. Die Bundesregierung hatte ihn für eine Woche aus Russland abgezogen, nachdem bekannt geworden war, dass der Kreml vermutlich die SPD ausspionieren ließ. Den unverhofften Aufenthalt in Deutschland nutzte er, um beim "EuroJam" von seinem Leben in der russischen Hauptstadt zu berichten.

"Da, wo ich lebe, kommt ein junger Mann wegen eines bunten Regenbogen-Ohrrings drei Tage in Haft. Da, wo ich lebe, kommen Menschen jahrelang ins Gefängnis, wenn sie Texte zu Bürgerrechten veröffentlichen", sagte Lambsdorff. In Russland werde einer ganzen Gesellschaft eingetrichtert, wie wichtig es angeblich sei, gegen die Ukraine in den Krieg zu ziehen, so der Diplomat und FDP-Politiker.

Gesellschaft wird eingetrichtert, in den Krieg zu ziehen

Im Unterschied dazu seien die EU und die Regierung in Brüssel des Öfteren zwar nervig, doch all der Streit und die unterschiedlichen Meinungen in der EU seien letztendlich etwas Gutes: In Demokratien müsse diskutiert werden, um die besten Lösungen zu finden, sagte Lambsdorff.

Zum Ukraine-Krieg sprach auch der Politikwissenschaftler Carlo Masala. Im Gespräch mit t-online erklärte er, Deutschland und Europa müssten der Ukraine mehr Waffen und Geld zukommen lassen. Ansonsten würde Russlands Machthaber Wladimir Putin, sollte die Ukraine den Krieg verlieren, weitere Länder in Europa angreifen. Ein "Einfrieren" des Kriegs, wie es etwa der SPD-Außenexperte Ralf Stegner fordert, sei daher keine Lösung, weil die Gewalt dann langfristig kein Ende finde: "Wer den Krieg einfrieren will, ist der wahre Kriegstreiber", sagte Masala.

"Wir brauchen einen echten Paradigmenwechsel"

Ebenfalls beim "EuroJam" sprach der ehemalige griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras von der sozialistischen Partei Syriza. Ihm zufolge müsse Europa sich der Frage stellen, warum rechtsextreme Kräfte erstarkt und faschistische Ideen in den Diskurs zurückgekehrt sind.

Die Antwort darauf könne nicht sein, einfach wie bisher zu versuchen, die Wirtschaft zu stärken und wettbewerbsfähiger zu werden. Stattdessen müssten sich die Europäer Gedanken darüber machen, welche Position Europa in der Welt haben soll. "Wir brauchen einen echten Paradigmenwechsel", sagte er.

Tsipras forderte eine gemeinsame Verwaltung von Schulden, um grundlegende Dinge wie Gesundheit und Klimaschutz einheitlich anzugehen, eine effektivere Besteuerung von Reichen und den Kampf gegen regionale Ungleichheit des Wohlstands.

Darüber hinaus sprachen der Arzt und Youtuber Aljosha Muttardi, die ehemalige Vorsitzende des deutschen Ethikrates Alena Buyx, die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal sowie drei 16-jährige junge Frauen: Zaïde Engel, Luise Goldmann und Sayen Ramirez hatten den Redner-Wettbewerb Europe16 gewonnen und traten auch beim "EuroJam" auf.

Sie forderten, dass sich die Erwachsenen und älteren Generationen ihrer Verantwortung bei der Europawahl bewusst machten. Viele Menschen würden oft zu wenig hinschauen, wenn Rechtsextremismus stärker wird und sich Menschen mit Migrationshintergrund zunehmend unsicher fühlen.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Interviews mit Carlo Masala und Alexis Tsipras
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