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Elon Musk und Trump: Eskalation – Der Krieg um das MAGA-Erbe beginnt


Musk und Trump eskalieren
Der Knall ist ohrenbetäubend


Aktualisiert am 06.06.2025 - 07:51 UhrLesedauer: 6 Min.
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Im Video: Trump spricht von einer Enttäuschung (Quelle: reuters)
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Das Bündnis zwischen Donald Trump und Elon Musk zerreißt mit einem Knall. Was als Zweckfreundschaft begann, endet nun in einem historischen Bruch, der die amerikanische Rechte erschüttert und Milliarden vernichtet.

Bastian Brauns berichtet aus Washington

Das Ende begann mit einem Gesetz namens "One Big Beautiful Bill" (ein großes, schönes Gesetz) und entwickelte sich zu einer wahren Bombe. Sie explodierte am Donnerstag, dem 5. Juni 2025, ausgerechnet an dem Tag, als der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz im Oval Office zu Besuch kam. Die einstige Allianz zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk, ein mächtiges Duo aus populistischer Kraft und techno-libertärer Vision, zerplatzte mit einem ohrenbetäubenden Knall.

Es ist mehr als nur ein öffentlicher Streit, der von kindischen Beleidigungen bis hin zu politischen Vernichtungsdrohungen reicht. Die Folgen werden nicht nur persönlich und politisch sein, sondern geradezu historisch. Der Zerfall dieser kurzzeitig höchst erfolgreichen Verbindung könnte nicht weniger als das Ende der zentralen Achse der amerikanischen Rechten bedeuten. Es ist ein groteskes Drama, das sich da vor den Augen der Weltöffentlichkeit entfaltet.

"Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren"

Es war dieser eine Satz, den Elon Musk in seine digitale Arena, die Plattform X schleuderte, die den endgültigen Bruch mit Donald Trump bedeutete. Der reichste Mann der Welt, der mehr als 250 Millionen Dollar in Trumps Wiederwahlkampagne 2024 gesteckt hatte, warf Trump vor, jene Hand abzubeißen, die ihn fütterte: "Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren", schrieb Musk auf X. Und hinterher: "So viel Undank", begleitet von einer ganzen Tirade gegen Trumps neues Steuer- und Ausgabengesetz, das er eine "widerwärtige Abscheulichkeit" nannte.

Was hat diesen Wutausbruch von Musk ausgelöst? Trumps sogenannte One Big Beautiful Bill streicht nicht nur Steuervergünstigungen für Elektrofahrzeuge und kürzt massiv Subventionen für erneuerbare Energien. Sie sind zentrale Bestandteile von Musks Imperium: Tesla, SpaceX und xAI. Aber Musk betonte, es gehe nicht nur ums Geld.

Er empörte sich vor allem über die neuen, hohen Verschuldungen, die mit dem neuen Trump-Gesetz einhergehen. Dabei sollte es nicht zuletzt Musks Aufgabe sein, mit seiner Effizienzbehörde Doge die Staatsausgaben durch radikale Kürzungen zu reduzieren. Die dürftigen Erfolge, die Musk verbuchen konnte, sieht er durch Trumps Neuverschuldungspläne zusätzlich zu seinem Rauswurf aus der Regierung ins Lächerliche gezogen.

Milliarden an Kollateralschäden

Auf die beispiellosen Attacken seines bisherigen Verbündeten reagierte Trump in ebenjener Weise, die von ihm bekannt ist. Der US-Präsident nutzte wiederum sein eigenes soziales Netzwerk "Truth Social" und bezeichnete Musk als "verrückt". Er drohte öffentlich sogar damit, sämtliche der milliardenschweren Regierungsverträge mit seinen Unternehmen kurzerhand zu beenden.

Der Tesla-Aktienkurs stürzte daraufhin auf einen Schlag um rund 14 Prozentpunkte ab. Allein das vernichtete binnen Sekunden einen Marktwert von etwa 152 Milliarden Dollar. Nach desaströsen Wochen, in denen der Tesla-Kurs dank Musks fragwürdigen Auftretens ohnehin schon dramatisch abgesackt war, war das der größte Schlag in der Unternehmensgeschichte.

Musk wiederum reagierte auf Trumps Drohung, indem er ankündigte, sein Raumfahrtunternehmen SpaceX werde mit der "Stilllegung" des Dragon-Raumschiffs beginnen, also jener Kapsel, auf die die Nasa zur Versorgung der Internationalen Raumstation angewiesen ist.

Trump: "Ich bin enttäuscht von Elon"

Selbst während des Presseauftritts mit dem deutschen Kanzler im Oval Office bestimmte dieses offene Zerwürfnis der beiden Giganten Trump und Musk das Geschehen. "Ich bin sehr enttäuscht von Elon", sagte Trump neben Friedrich Merz, der sich wie im falschen Film gefühlt haben dürfte. Plötzlich ging es nicht mehr um seinen Antrittsbesuch, sondern um die Fehde zwischen den beiden Milliardären.

Mit Sätzen wie "Ich habe Elon sehr geholfen" und "Ich habe Elon immer gemocht", versuchte Trump noch ein wenig Bitterkeit zu überspielen. Um dann aber auch zu sagen: "Ich weiß nicht, ob wir noch eine Beziehung zueinander haben werden." Musk konterte wiederum mit flammender Wut und einem Aufruf an Trumps "Make America Great Again"-Basis: "Trump hat noch 3,5 Jahre als Präsident", so Musk. Er selbst aber werde noch "40+ Jahre da sein". Er hätte ebenso sagen können: "Trump wird vor mir sterben, also versammelt euch hinter mir."

Der Riss im rechten Machtblock

Dieser offen zur Schau gestellte Bruch zwischen Musk und Trump offenbart eine tiefere ideologische Spaltung innerhalb der amerikanischen Rechten. Sie tritt nicht erst jetzt zutage. Seit Monaten schwelte sie mit immer neuen Eruptionen, wenngleich auf kleinerer Flamme. Die vielen üblen Beschimpfungen und Verwünschungen gegen Elon Musk von Steve Bannon gehörten beispielsweise dazu. Angelegt war diese Spannung von Anfang an.

Da ist einerseits Trumps traditionalistischer Populismus, angetrieben vom Hunger nach Erdöl und Erdgas, von Zöllen und Nationalismus. Andererseits gibt es den techno-visionären Futurismus, wie ihn Figuren wie Elon Musk oder Peter Thiel vertreten. Geprägt vor allem von Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz, von Raumfahrt-Träumen, aber vor allem von radikaler Deregulierung und libertärer Staatsfeindlichkeit.

Deutlich wurden die Widersprüche beim Thema Migration. Musk warb darum, auch weiterhin Arbeitskräfte aus dem Ausland als billige und auch qualifizierte Arbeitskräfte für seine Tech-Unternehmen ins Land holen zu können. Für den Nationalisten Bannon, der Amerika am liebsten nur den Amerikanern gönnen möchte, war schon das Verrat an der Sache.

Eine Zeit lang aber schienen diese Welten in einer lukrativen Allianz koexistieren zu können. Musk brachte neues Geld, viel Aufmerksamkeit und einen neuen ideologischen Glanz. Trump gewährte ihm im Gegenzug Macht und Zugang ins Innerste des amerikanischen Staatswesens. Doch die Beziehung war von Beginn an eine Zweckgemeinschaft, noch dazu von zwei exzentrischen Egomanen. Von Beginn an stellte sich darum die Frage: Wie lange wird das gut gehen?

Die Endstufe der Loslösung von Trump

Nun also ist der Bruch da. Trump behauptet, Musk sei persönlich gekränkt. Sein Vizepräsident spricht mit Blick auf Musk von einer "Episode", was im Amerikanischen so viel heißt wie: Der Mann gehört eigentlich in die Psychiatrie. Als würde er diese Attacken noch bestätigen wollen, zündete der Raketenpionier daraufhin sozusagen die Endstufe seiner Loslösung von Trump.

Verschwörungstheorien bedienend, warf Elon Musk dem US-Präsidenten und seiner Regierung vor, mutwillig Informationen über Trump aus den Akten über den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein zu verheimlichen. Jeffrey Epstein war ein US-amerikanischer Investmentbanker und verurteilter Sexualstraftäter, der mit vielen Prominenten vernetzt war. Ihnen soll er Frauen und teils minderjährige Mädchen für sexuelle Kontakte zugeführt haben. Damit nahm der Konflikt eine erneute Wendung. Trump werde in den berüchtigten Epstein-Akten namentlich erwähnt, schrieb Musk. "Deshalb wurden sie nie veröffentlicht. Schönen Tag noch, DJT!" Und noch einmal legte er nach: "Merkt euch diesen Post für die Zukunft. Die Wahrheit wird ans Licht kommen", schrieb er.

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Damit wollte er es aber offensichtlich nicht bewenden lassen. In einem weiteren Beitrag auf X forderte Musk schließlich die Amtsenthebung Trumps. Er verband sie mit einer Umfrage an seine 220 Millionen Follower, ob es nicht Zeit für eine neue Partei sei, welche "die 80 Prozent in der Mitte" repräsentieren solle.

Der erste offene Kampf um Trumps Erbe

Das ist mehr als nur Getöse. Musk hat Einfluss, finanziell und technologisch unterstützt durch seine digitale Plattform auch auf die Meinungsbildung. Hinzu kommen seine ideologischen Unterstützer aus der Tech-Welt. Trump als Präsident hat ebenfalls Macht. So viel wie nie zuvor. Und auch er kann sie nutzen: durch das Streichen von Milliardenverträgen, das Einleiten von Ermittlungen, durch gezielte politische Repression.

In Washington stellen sich Beobachter nun die Frage: Wer überlebt diesen Krieg? Beide Männer zeigen bislang keine Anzeichen für einen Rückzug. Kampflustig stellt Trump Musk als undankbaren Egomanen dar. Musk wiederum zeichnet Trump ebenfalls als undankbar, größenwahnsinnig und korrupt. Es ist der erste große Kampf um das Erbe von Trumps MAGA-Bewegung.

Wäre es nicht das Amerika des 21. Jahrhunderts, könnte das Drama zwischen Trump und Musk auch gut im England des 16. Jahrhunderts stattfinden. In seiner Tragödie vom König Lear ließ Shakespeare jenen Monarchen, der sein Reich unter seinen Töchtern aufteilen wollte und dabei scheiterte, sagen: "Wie viel schärfer als einer Schlange Biss es ist, ein undankbares Kind zu haben!" Die rechte Familienfehde zwischen Trump und Musk hat gerade erst begonnen. Angeblich wollen die beiden am Freitag telefonieren.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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