Aktion gegen Übergewicht Demütigung? Türken werden öffentlich auf die Waage gebeten

In der Türkei sind viele Menschen übergewichtig. Die Regierung will gegensteuern – mit einer umstrittenen Methode.
Das türkische Gesundheitsministerium hat eine landesweite Aktion gestartet, bei der Bürger auf öffentlichen Plätzen gewogen werden sollen. Ziel ist es, Übergewicht frühzeitig zu erkennen und die Menschen zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren. Das erklärte Gesundheitsminister Kemal Memişoğlu auf der Plattform X.
Die Kampagne mit dem Titel "Lern' Dein Idealgewicht kennen, lebe gesund" läuft seit dem 10. Mai und noch bis zum 10. Juli in 81 Provinzen des Landes. In diesem Zeitraum will das Ministerium nach eigenen Angaben rund zehn Millionen Menschen erreichen. Dafür sollen Mitarbeitende des Gesundheitssystems an öffentlichen Orten Messstationen aufbauen, an denen Körpergröße, Gewicht und der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) erfasst werden.
Wer zu schwer ist, wird ans Gesundheitszentrum verwiesen
"Unser Gesundheitspersonal wird an öffentlichen Plätzen und Aktivitätspunkten, an denen sich unsere Bürger aufhalten, Messungen von Körpergröße, Gewicht und Body-Mass-Index vornehmen", schrieb Memişoğlu. Menschen mit einem BMI über 25 – also mit Übergewicht – sollen im Anschluss an Gesundheitszentren verwiesen werden. Dort erhalten sie laut Ministerium eine persönliche Beratung durch Fachpersonal sowie Unterstützung bei der Umstellung ihrer Ernährung.
Nach Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt eine Person mit einem BMI ab 30 als fettleibig. Laut WHO gehört die Türkei zu den europäischen Ländern mit den höchsten Adipositasraten.
Die öffentliche Umsetzung der Kampagne sorgt jedoch für Kritik. Beobachter werfen der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan vor, die Maßnahme könne demütigend wirken, da Betroffene in aller Öffentlichkeit mit ihrem Gewicht konfrontiert würden. Trotz der Kritik verteidigt das Gesundheitsministerium die Aktion. Ziel sei es, das Bewusstsein für die Risiken von Übergewicht zu schärfen und die Bevölkerung für eine gesunde Lebensweise zu sensibilisieren.
- Nachrichtenagentur dpa
- Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.