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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wichtig für viele Krebsarten Krebsrisiko: Dieses Körpermaß ist bei Männern besonders wichtig

Wer übergewichtig ist, hat ein höheres Risiko an Krebs zu erkranken. Doch gerade Männer sollten nicht nur auf die Waage schauen. Ein anderes Maß ist genauer.
Übergewicht gilt schon lange als Risikofaktor für verschiedene Krebsarten wie Speiseröhren-, Leber- oder Nierenkrebs. Dabei ist allerdings entscheidend, wo sich das Fett ansammelt – vor allem bei Männern. Eine aktuelle Studie aus Österreich und Schweden zeigt, dass bei ihnen der Taillenumfang das entscheidende Maß ist, um das Krebsrisiko zu bestimmen. Anders sieht es bei Frauen aus. Die Studie wurde in dem Fachmagazin "Journal of the National Cancer Institute" veröffentlicht.
Große Datenanalyse aus Schweden bringt neue Erkenntnisse
Für die Studie werteten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Gesundheitsdaten von mehr als 339.000 erwachsenen Personen aus Schweden aus. Dazu gehörten auch Angaben zum Body-Mass-Index (BMI) und dem Taillenumfang der Probanden. Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein weitverbreitetes Maß, um Übergewicht zu bestimmen. Er setzt das Körpergewicht ins Verhältnis zur Körpergröße. Der Taillenumfang misst die Fettansammlung im Bauchraum. Beide Maße werden genutzt, um das Risiko für übergewichtsbedingten Krebs zu bestimmen.
Über eine Beobachtungszeit von etwa 14 Jahren registrierten die Forschenden dann, zu wie vielen Krebserkrankungen es unter den Probanden kam. Anschließend verglichen sie die Ergebnisse zum BMI und dem Taillenumfang mit den Krebserkrankungen.
Taillenumfang schlägt BMI – zumindest bei Männern
Das Ergebnis: Der Taillenumfang von Männern ist ein noch aussagekräftigerer Risikofaktor für die Entwicklung von übergewichtsbedingtem Krebs als der BMI. Auf Frauen trifft diese Erkenntnis jedoch nicht zu. Konkret stieg das Risiko für eine Krebserkrankung um 25 Prozent, wenn der Bauchumfang um etwa elf Zentimeter größer war – zum Beispiel 101 statt 90 Zentimeter. Zum Vergleich: Ein ähnlich stark erhöhter BMI – ein Anstieg um 3,7 Punkte – zeigte aber nur ein Risiko von 19 Prozent.
Aber wie viel Bauchfett ist zu viel?
Allgemein gilt: Ab einem Bauch- beziehungsweise Taillenumfang von 80 Zentimetern bei Frauen und von 94 Zentimetern bei Männern gilt das Risiko für Folgekrankheiten wie Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Typ-2-Diabetes als erhöht. Auch das Krebsrisiko steigt. Ab einem Bauchumfang von 88 Zentimetern bei Frauen und 102 Zentimetern bei Männern beginnt die "bauchbetonte Adipositas", welche das Risiko für die genannten Krankheiten sogar deutlich erhöht.
Warum Bauchfett bei Männern so gefährlich ist
Eine Erklärung der Autoren: Der BMI sagt nichts darüber aus, wo das Fett im Körper gespeichert ist. Vor allem bei Männern scheint nicht das Gewicht allein zu zählen, sondern vor allem die Fettverteilung – und damit der Taillenumfang. Denn der Taillenumfang zeigt an, wie viel gefährliches Bauchfett eine Person hat.
"Das abdominale Fett, das sich um die Bauchorgane ansammelt, ist stoffwechselaktiver und wird mit weiteren gesundheitlichen Nachteilen wie Insulinresistenz, Entzündungen und erhöhten Blutfettwerten in Verbindung gebracht. Folglich können Personen mit ähnlichem BMI unterschiedliche Krebsrisiken aufweisen, je nach Fettverteilung“, erklärt Joseph Fritz das Ergebnis. Er ist Co-Autor der Studie und Mitarbeiter am EpiCenter der Medizinischen Universität Innsbruck. Mehr dazu, warum Bauchfett gefährlich ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Welche Krebsarten werden durch Übergewicht begünstigt?
Als Krebsarten, die durch starkes Übergewicht (Adipositas) bedingt sind, gelten Speiseröhren-, Magen-, Dickdarm-, Rektum-, Leber-, Gallengangs-, Gallenblasen-, Bauchspeicheldrüsen-, Brust-, Gebärmutterschleimhaut-, Eierstock- und Schilddrüsenkrebs sowie das Nierenzellkarzinom, das Meningeom und das multiple Myelom.
Bei Frauen kein eindeutiger Zusammenhang
Anders sieht es bei Frauen aus: Hier war der Taillenumfang kein genauerer Risikofaktor als der BMI. Beide Maße führten zu einem ähnlichen Ergebnis. Ein um 12 Zentimeter größerer Taillenumfang oder ein um 3,7 Punkte höherer BMI ließen das Krebsrisiko bei Frauen jeweils um rund 13 Prozent steigen.
Warum dieser Unterschied? Frauen speichern Fett meist unter der Haut, an Hüften, Oberschenkeln oder eben auch an der Taille, erklären sie Studienautoren. Daher sei der Taillenumfang bei Männern ein genaueres Maß für sogenanntes viszerales Fett als bei Frauen. Und dieses viszerale Fett, das sich um die Organe anlagert, ist gefährlicher als das Unterhautfett.
- nachrichten.idw-online.de: "Taillenumfang ist bei Männern noch aussagekräftiger für übergewichtsbedingtes Krebsrisiko als der BMI". (Stand: Mai 2025)
- academic.oup.com: "Comparing waist circumference with body mass index on obesity-related cancer risk: a pooled Swedish study". (Stand: März 2025; englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.