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Streit um Starbucks: In Mailand tobt ein Kaffee- und Palmen-Krieg


Streit um Starbucks-Filiale
In Mailand tobt ein Kaffee- und Palmen-Krieg

Annette Reuther, dpa

22.02.2017Lesedauer: 3 Min.
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Auf dem Platz vor dem Mailänder Dom stehen bereits die ersten Palmen.Vergrößern des Bildes
Auf dem Platz vor dem Mailänder Dom stehen bereits die ersten Palmen. (Quelle: AFP-bilder)

Die US-Kaffeehauskette Starbucks will in Mailand ihre erste Filiale eröffnen und einen Palmengarten vor dem Dom anlegen. Längst geht es nicht mehr nur um die Bedrohung italienischer Kaffeekultur: Die Bäume sind zum Politikum geworden.

"Wir sind sehr stolz, der Stadt Mailand einen wunderschönen Garten zu schenken". So einfach stellte es sich der Europachef der US-Kaffeehauskette Starbucks, Martin Brok, noch im Januar vor. Doch in der italienischen Metropole hat er sich damit keine Freunde gemacht. Das Problem: Jener Garten soll aus Palmen und Bananenstauden bestehen und vor dem Wahrzeichen der Stadt, dem Mailänder Dom, angelegt werden. Seit Tagen tobt ein Streit um die "Begrünung" des sonst eher grauen Platzes. Dieser gipfelte nun darin, dass Vandalen die ersten gepflanzten Palmen in Brand gesetzt haben.

Rechte Parteien: "Afrikanisierung"

Es sind zwei explosive Themen, die sich hier mischen. Erstens: Starbucks will im kommenden Jahr seine erste Filiale in Italien - dem Land der Kaffeekultur - eröffnen. Der Kulturkampf zwischen Fans der XXL-Kaffeelattesirupkaramell-Kreationen von Starbucks und dem kleinen schlichten italienischen Espresso hat längst begonnen. Nicht wenige Italiener haben bereits ihren Boykott der Kette angekündigt. Der Protest gegen den Garten passt da ins Bild. Zumal Kritiker auch vermuten, dass die Stadtregierung mit Unternehmensbossen im Boot sitzt, weil Starbucks den Auftrag für das "grüne restyling" bekommen hat.

Zweitens sind die Palmen und Bananen zu einem Politikum geworden. Denn rechte Parteien sehen in den exotischen Pflanzen eine "Afrikanisierung" Italiens und machen mit Ausländerhetze mobil. "Palmen und Bananen, fehlen nur noch die Affen und Kamele und wir haben Afrika in Italien. Die Illegalen sind schon hier", sagte der Chef der ausländerfeindlichen Partei Lega Nord, Matteo Salvini. Die konservative Forza Italia protestierte mit aufblasbaren Bananen im Stadtrat. Exotische Pflanzen passen nicht nach Norditalien, so die Meinung.

"Wie ein Ferrari mit Gepäckträger"

Bürgermeister Giuseppe Sala zeigte sich zwar ebenfalls als kein "Palmen-Enthusiast", aber immerhin rief er auf seinem Instagram-Konto die Bürger dazu auf, ihre Meinung über das Projekt kundzutun. Die Antworten: "grauenhaft", "eklig", "hässlich". "Palmen am Domplatz sind wie ein Ferrari mit Gepäckträger und Wohnwagenanhänger", schrieb ein Nutzer.

Das Paradoxe dabei: Das Symbol für das Stadtzentrum Mailands ist ausgerechnet eine Palme. Und den rechten Parteien scheint auch entgangen zu sein, dass Palmen schon im 19. Jahrhundert den Platz schmückten, wie Medien bemerkten. "Vor Jahren haben sie am Domplatz eine Eislaufbahn aufgebaut, und niemand hat gegen eine Skandinavisierung gewettert", kommentierte die linksliberale Zeitung "La Repubblica".

Angst vor Immigration

Immigration wird auch in Italiens Wirtschaftsmetropole und zweitgrößter Stadt mit mehr als einer Million Einwohner als Problem gesehen. Vor allem weil der Bahnhof in Mailand die wichtigste Durchgangsstation für Migranten in Richtung Nordeuropa ist. Der Präsident der Region Lombardei, deren Hauptstadt Mailand ist, wehrt sich seit langem gegen die Aufnahme von mehr "Illegalen", wie Roberto Maroni sie meist nennt.

Die Polizei ermittelt nun, wer hinter dem Brandanschlag steckt. Das Palmen-Projekt werde aber "auf keinen Fall" gestoppt, sagte eine Stadtsprecherin. Starbucks äußerte sich auf Anfrage nicht zu der Sache.

Doch nicht nur der Kaffeehausriese, auch die Hochkultur hat sich mit einem Baumprojekt in Mailand schon einmal "verbrannt". 2010 scheiterte ein Plan, den sich Stararchitekt Renzo Piano und der legendäre Dirigent der Mailänder Scala, Claudio Abbado, erträumt hatten. Über die Jahre sollten 90.000 Bäume in der Stadt gepflanzt werden, in der Grünflächen generell Not tun. Palmen und Bananen waren damals nicht geplant, aber das Vorhaben scheiterte auch so.

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