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Terrorpropaganda als Videospiel: Als Terrorist Israelis bekämpfen


Terrorpropaganda als Spiel
"Zionisten" abschlachten und "Märtyrer" werden

Von Laura Mielke, Lucas Maier

22.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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Terrorpropaganda am Computer: Dieses Spiel ist einfach zu bekommen als es sollte.Vergrößern des Bildes
Terrorpropaganda am Computer: Dieses Spiel ist einfacher zu bekommen, als es sollte. (Quelle: Screenshot "Fursan Al-Aqsa")

Ein Spieleentwickler hat ein Videospiel veröffentlicht, in dem der Spieler als palästinensischer Terrorist israelische Soldaten tötet. Obwohl das Spiel in Deutschland verboten ist, kann man es leicht bekommen – wie eine Recherche von t-online zeigt.

Angesichts des Krieges ist dieses Spiel mehr als zynisch: Als palästinensischer Terrorist israelische Soldatinnen und Soldaten töten und das Land von der vermeintlichen Besatzungsmacht befreien. Das ist in einem Spiel möglich, das seit 2021 auf Steam, einer der weltweit größten Computerspiel-Plattformen, angeboten wird. In Deutschland ist der Download gesperrt. Recherchen von t-online zeigen jedoch, dass man trotzdem leicht an das Spiel kommt.

Am letzten Freitag hatte der Hersteller eine Neuauflage hochgeladen. "Fursan al-Aqsa – die Ritter der al-Aqsa-Moschee" heißt das Spiel des brasilianisch-palästinensischen Entwicklers Nidal Nijm. Wer das Spiel spielt, schlüpft in die Rolle von Ahmad al-Falastini, ein fiktiver palästinensischer Student. Laut der Beschreibung soll der Charakter "von israelischen Soldaten zu Unrecht gefoltert und fünf Jahre lang inhaftiert" worden sein, die Familie des Charakters sei "bei einem israelischen Luftangriff getötet" worden.

Der junge Mann wolle nun Rache an denjenigen üben, "die ihm Unrecht getan, seine Familie getötet und sein Heimatland gestohlen haben". Darum schließt er sich einer fiktiven palästinensischen Widerstandsbewegung namens Fursan al-Aqsa an. Die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem ist für Muslime einer der heiligsten Orte der Welt. Auch für andere Glaubensgruppen, wie beispielsweise das Judentum, ist der Ort heilig.

Fursan al-Aqsa: Freiheitskampf oder Terror?

Immer wieder steht die Moschee im Zentrum von Auseinandersetzungen. Die zweite Intifada wurde "Al-Aqsa-Intifada" genannt, die Terrorangriffe des 7. Oktober bezeichnete die Hamas als "Operation al-Aqsa-Flut". Ziel der Aktionen ist es, die Moschee unter muslimische Kontrolle zu bringen. Seit 1967 steht die Moschee unter israelischer Kontrolle.

Der Hersteller des Spiels will die palästinensische Seite des Konflikts zeigen. Es solle keinen Hass gegen Juden verbreiten, sagt er. Das Spiel selbst glorifiziert allerdings Selbstmordattentate, lässt den Spieler seine Feinde auf brutale Art mit einem Säbel köpfen, immer mit dem Ziel "alle Zionisten" zu töten. Flankiert wird das Ganze von "Allahu Akbar"-Rufen und einem Märtyrerkult. Stirbt man in dem Spiel, erscheint ein Slogan "Freu dich, oh Mutter des Märtyrers, freu dich und bereite deinen Sohn auf die Hochzeit im Paradis vor".

In einer Sequenz ist auf einem Banner im Hintergrund auch die Politikerin der Volksfront zur Befreiung Palästinas, Leila Chaled, zu sehen. Sie gilt als eine der ersten Flugzeugentführerinnen der Welt und war an mehreren Entführungen beteiligt.

Verboten, aber doch erhältlich

Zu dem Verbot des Spiels in Deutschland schrieb der Entwickler in einem Diskussionsraum der Plattform Steam, dass es wegen Verstößen gegen Artikel 4 des Grundgesetzes aus dem Verkauf genommen wurde. Artikel 4, Absatz 1 besagt: "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich."

Um zu verhindern, dass das Spiel in Deutschland erworben wird, wurde eine Regionalsperre verhängt. Kurz vor Veröffentlichung des Spiels diskutierte auch das EU-Parlament über eine Sperre unter der Verordnung zur Bekämpfung der Verbreitung terroristischer Inhalte im Internet. Dafür müssen die Mitgliedsstaaten selbst aktiv werden oder Europol beauftragen.

Wie einfach diese Sperre zu umgehen ist, hat ein Selbsttest von t-online gezeigt. Auf einer reichweitenstarken Internetplattform haben wir den Entwickler des Spiels als vermeintliche Interessenten angeschrieben: "Das Spiel ist in meinem Land nicht verfügbar – kannst du trotzdem was machen?" Innerhalb kurzer Zeit antwortete Nidal Nijm: "Ich weiß, dass es in Deutschland verboten ist, aber du kannst es direkt bei mir kaufen."

Um das Spielgeschehen zu verifizieren, haben wir das Spiel während unserer Recherche ebenfalls ausprobiert. Dabei sind wir über einen Drittanbieter gegangen und konnten das Spiel kostenlos herunterladen. Der Rechercheaufwand bis zum Downloadbereich umfasste gerade einmal 15 Minuten und fand ausschließlich über frei zugängliche Webseiten statt.

Verwendete Quellen
  • euraparl.europa.eu: "Video game ‘Fursan al-Aqsa: The Knights of the Al-Aqsa Mosque’" (englisch)
  • Eigene Recherche
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