Unwetterwarnung Orkantief "Xaver" bleibt gefährlich
Auch in der Nacht und am Freitag hält uns Orkan "Xaver" weiter in Atem. An der Nord- und Ostseeküste, in Schleswig-Holstein, Teilen Niedersachsens, in Mecklenburg-Vorpommern sowie in den Hochlagen der Mittelgebirge drohen weiter Orkanböen. An der Nordsee besteht die Gefahr einer schweren Sturmflut.
Die Flutwelle soll in Cuxhaven um 3 Uhr morgens eintreffen, in Hamburg wird der Höchststand voraussichtlich um 6 Uhr erreicht.
"Sehr schwere Sturmflut" in Hamburg erwartet
Die Behörden eine amtliche Gefahrenmeldung vor einer "sehr schweren Sturmflut" am Freitagmorgen in Hamburg erlassen. Das Hochwasser solle gegen 6.30 Uhr mit etwa 5,60 Metern über Normalnull am Pegel im Stadtteil St. Pauli eintreten, wie die Hamburger Innenbehörde unter Berufung auf das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie mitteilte.
"Tief liegende Gebiete im Hafen und an der Elbe" sollen "rechtzeitig" verlassen werden. "Schützen Sie Ihren Besitz, hören Sie Radio und informieren Sie Ihre Nachbarn", heißt es in der Gefahrenmeldung.
Der Fischmarkt steht bereits seit den frühen Abendstunden unter Wasser. Außergewöhnlich große Schiffe durften weder in die Elbe einlaufen noch den Hamburger Hafen verlassen. Im Fährverkehr konnten mehrere Anleger nicht mehr angesteuert werden - etwa am Fischmarkt oder der Elbphilharmonie.
Böen von bis zu 180 km/h
"Die Nacht der Wahrheit kommt noch", sagt Fiede Nissen auf der Hallig Langeneß, der schon das katastrophale Hochwasser im Jahr 1962 miterlebt hat. "Es könnte eine der schlimmsten Sturmfluten seit Beginn der Aufzeichnungen werden", bestätigt Fabian Ruhnau von der Meteomedia Unwetterzentrale.
Stefan Kreibohm, Meteorologe beim Wetterdienst Meteomedia auf der Ostsee-Insel Hiddensee, rechnete mit Windspitzen von 180 Kilometern pro Stunde. Den Küstenbewohnern empfahl er: "Handy aufladen, Batterien für Taschenlampen bereithalten, alle Türen verschließen und nicht rausgehen."
Massive Verkehrsbehinderungen
Am Donnerstag traf "Xaver" Norddeutschland mit großer Wucht. Am Mittag erreichte das Orkantief die deutsche Nordseeküste und wütete zunächst mit Böen von um die 120 Stundenkilometern - am frühen Abend waren es in List auf Sylt sogar 133 Stundenkilometer. Der Westen Schleswig-Holsteins überstand die erste Phase des Unwetters nach frühen Behördeneinschätzungen glimpflich.
Die nordfriesischen Halligen meldeten schon am frühen Nachmittag "Land unter". Inseln waren vom Festland abgeschnitten, die Fähren stellten den Betrieb ein. Auch in Richtung Helgoland ging nichts mehr. Im Westen Mecklenburg-Vorpommerns wurden Bäume umgerissen. Die Polizei warnt angesichts vorhergesagter Orkanspitzen bis 140 Kilometer pro Stunde vor Fahrten mit dem Auto.
Auch an Flughäfen wie München, Düsseldorf oder Köln/Bonn wirkte sich der Sturm aus. In Hamburg wurden bis zum Abend fast alle Starts und Landungen gestrichen. Auch für Freitag gab es weitere Absagen. Den Bahnverkehr bremste der Sturm ebenfalls aus: Auf mehreren Strecken etwa in Schleswig-Holstein wurde die Geschwindigkeit von Dieseltriebwagen gedrosselt.
Stürmisch bis in den Süden
In der Nacht zum Freitag kann es an Nord- und Ostseeküste, in Schleswig-Holstein, Teilen Niedersachsens, in Mecklenburg-Vorpommern sowie in den Hochlagen der Mittelgebirge weiterhin zu Orkanböen kommen. Ansonsten sind in der Nordhälfte verbreitet Sturmböen, teils auch schwere Sturmböen bis orkanartige Böen möglich. Auch im Süden sind kann es stürmisch werden.
Von Norden gelangt immer kältere Luft zu uns. Im Süden fällt ab 400 bis 500 Metern Schneeregen oder Schnee. In der Nordhälfte muss mit teils kräftigen Schnee- und Graupelschauern, lokal mit Blitz und Donner gerechnet werden. In kräftigen Schauern kann es bis ins Tiefland weiß werden, in den Mittelgebirgen ab 300 bis 400 Metern sorgen schauerartige Schneefälle für winterliche Straßenverhältnisse und in freien Hochlagen kann es zu starken Schneeverwehungen kommen.
Entwarnung erst am Samstag
Am Freitag bleibt es sehr windig bis stürmisch mit teils orkanartigen Böen aus Nordwest an den Küsten, vor allem im Bereich von Schauern. Auch im Norden und Osten kann es weiterhin verbreitet zu Sturmböen kommen. Bei Schauern sind dort auch schwere Sturmböen oder vereinzelt orkanartige Böen zu befürchten.
An den Alpen und in den Mittelgebirgen schneit es dazu verbreitet längere Zeit bis in die Niederungen. Teilweise kann es in kräftigen Schneeschauern bis in tiefe Lagen weiß werden. Die Höchstwerte liegen nur noch bei rund einem bis maximal vier Grad im Westen und Südwesten.
Am Samstag lässt der Wind allmählich nach. In den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen sowie an der Ostsee sind vor allem in der ersten Tageshälfte noch Sturmböen möglich.