Mit 2,5 Promille ICE-Lokführer rauscht ohne Halt an Wittenberg vorbei
Ohne Halt ist ein alkoholisierter Lokführer an der Station Lutherstadt Wittenberg vorbeigerauscht. Erst in Bitterfeld konnte er von der Bundespolizei aus der Fahrerkabine geholt werden.
Mit knapp 2,5 Promille ist ein betrunkener ICE-Lokführer an Wittenberg vorbeigerauscht. Der Zugchef habe dann Bundespolizisten angesprochen, die in dem ICE saßen – und in Bitterfeld sei der Lokführer wenig später herausgeholt worden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei Pirna am Mittwoch. Er bestätigte einen Bericht der "Mitteldeutschen Zeitung". Der Vorfall ereignete sich am Dienstagabend im ICE 993 von Hamburg nach Leipzig. Der Lokführer sei in Bitterfeld abgelöst worden, teilte die Deutsche Bahn auf Anfrage mit. "Die genauen Umstände werden derzeit gründlich untersucht."
"Verzögerung im Betriebsablauf"
Die örtliche Polizei habe den Atemalkoholwert gemessen und 2,49 Promille gemessen, sagte der Bundespolizeisprecher. Die Bahn wollte sich zu diesem Punkt nicht äußern.
Wie die Zeitung berichtete, sollte der Zug eigentlich um 22.10 Uhr in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) halten. Er sei mit 65-minütiger Verspätung an seinem Ziel Leipzig angekommen. Als offizieller Grund sei eine "Verzögerung im Betriebsablauf" angegeben worden. Die Reisenden, die nach Wittenberg wollten, seien mit der S-Bahn zurückgefahren, sagte ein Bahn-Sprecher.
In der Mitteilung des Unternehmens heißt es: "Wir entschuldigen uns bei unseren Fahrgästen für die Unannehmlichkeiten, die sie durch die Situation in Lutherstadt Wittenberg bzw. Bitterfeld hatten. Selbstverständlich gelten auch in diesem Fall die Entschädigungsregeln der Fahrgastrechte vollumfänglich."
Für Lokführer gilt eine Null-Promille-Grenze. Verstöße dagegen würden nach einem strengen Regelwerk geahndet, so die Bahn. Der Triebfahrzeugführerschein werde sofort eingezogen und dem Eisenbahnbundesamt übergeben. Um ihn wiederzuerlangen, müsse der Betroffene anhand medizinischer und psychologischer Untersuchungen belegen, dass kein krankheitsbedingter Alkoholmissbrauch vorliegt und eine Wiederholungsgefahr ausgeschlossen ist. Das Eisenbahnbundesamt muss der Rückgabe des Führerscheins zustimmen.
Verpasste Halte sind kein Einzelfall
Dass Lokführer versehentlich an einem Bahnhof vorbeifahren, kommt immer mal wieder vor. Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren war schon einmal ein ICE an Wittenberg vorbei gefahren, ohne zu halten – am 4. Januar 2017.
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- dpa