Pariser Taxi-Unternehmen zieht Tesla-Autos aus dem Verkehr
Ein Passant tot, 20 weitere verletzt: Nach einem schweren Unfall setzt das größte Taxi-Unternehmen der französischen Hauptstadt Teslas nicht mehr ein. Auch in den USA hat Musks Unternehmen zu kämpfen.
Das größte Pariser Taxi-Unternehmen will nach einem tödlichen Unfall vorerst keine Tesla-Autos des Typs Model 3 mehr einsetzen. Nach Angaben des französischen Verkehrs-Staatssekretärs Jean-Baptiste Djebbari gibt es derzeit aber keine Hinweise auf ein technisches Problem.
In Paris erklärte das Taxi-Unternehmen G7 am Dienstag, dass vorerst keine Model 3 mehr fahren sollen. Andere Modelle des US-Elektroautoherstellers allerdings sollen demnach weiterhin in der Flotte fahren. Bei dem Unfall am Samstag war ein Passant getötet und 20 weitere verletzt worden. Es bestand der Verdacht eines technischen Defekts, was der US-Hersteller jedoch zurückwies. Djebbari sagte am Mittwoch dem Sender RMC, dass es "nach derzeitigem Stand" keine Hinweise auf eine technische Störung als Ursache gebe.
Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung
Bei der Unglücksfahrt in der Pariser Innenstadt hatte der Fahrer die Kontrolle über sein Auto verloren und war gegen zahlreiche Menschen und Gegenstände am Straßenrand geprallt. Ein französischer Untersuchunsrichter leitete am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren wegen "fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung" gegen den Fahrer ein, wie es aus Justizkreisen hieß.
Wegen der Geschwindigkeit und dem Fahrverhalten hatte es Mutmaßungen gegeben, dass beispielsweise das Gaspedal geklemmt haben könnte. Nachdem Tesla die Daten des verunglückten Fahrzeugs aus der Ferne überprüft hatte, bestritt das US-Unternehmen jedoch, dass es ein technisches Problem mit dem Auto gegeben habe. Tesla versicherte auf AFP-Anfrage seine Bereitschaft, mit den Pariser Behörden zusammenzuarbeiten.
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Klage wegen sexueller Belästigung in den USA
Ärger droht Tesla unterdessen an einer anderen Front. In den USA verklagten weitere ehemalige Mitarbeiterinnen den Elektroautobauer wegen sexueller Belästigungen am Arbeitsplatz. Wie die Anwälte David Lowe und William Jhaveri-Weeks am Dienstag mitteilten, beschrieben die sechs Ex-Beschäftigten aus dem US-Bundesstaat Kalifornien ein Umfeld, "in dem es normal ist, dass man ihnen nachpfeift, sie beäugt, unangemessen berührt und ihnen Avancen macht". Fünf der Frauen arbeiteten in einem Werk in Fremont, eine weitere in einem Servicezentrum.
Erst vergangenen Monat hatte eine Ex-Mitarbeiterin der Fabrik in Fremont eine Klage wegen andauernder sexueller Belästigungen eingereicht. Vergangene Woche folgte die Klage einer weiteren Betroffenen. "So viele ähnliche Erfahrungen zeigen, dass es sich um ein systemisches Problem bei Tesla handelt", erklärte Anwalt Jhaveri-Weeks.
Demnach forderten männliche Kollegen die Frauen unter anderem zum Sex auf. Mitarbeiterinnen, die sich auf Avancen einließen, seien zudem von Vorgesetzten bevorzugt behandelt worden.
Der Klage zufolge sollen auch Äußerungen von Tesla-Chef Elon Musk Anlass für Belästigungen gewesen sein. So habe dieser öfter betont, dass die Tesla-Modelle S, 3, X und Y zusammengenommen als "Sexy" gelesen werden könnten - dies hätten Mitarbeiter aufgegriffen, um "alles als sexy zu bezeichnen", schilderte eine der Klägerinnen.
Tesla ignorierte rassistische Vorfälle
Tesla reagierte nicht auf eine AFP-Anfrage zu den neuesten Anschuldigungen. Das Unternehmen hat öfter mit Klagen ehemaliger Mitarbeiter zu kämpfen. Erst im Oktober hatte ein kalifornisches Geschworenengericht einem schwarzen Ex-Mitarbeiter 137 Millionen Dollar (121 Millionen Euro) Schadenersatz zugesprochen, weil das Unternehmen anhaltende rassistische Vorfälle ignoriert hatte.
Auch bei Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX gibt es Vorwürfe einer frauenfeindlichen Firmenkultur. Eine ehemalige Ingenieurin schrieb im Netz, dass das Unternehmen trotz zahlreicher Meldungen von sexueller Belästigung nichts unternommen habe. SpaceX reagierte nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme.
Der 50-jährige Musk war erst am Montag vom US-Magazin "Time" zur Persönlichkeit des Jahres gekürt worden. Musk wird von vielen als Genie und Visionär gefeiert. Er sorgt allerdings unter anderem mit provokativen Tweets auch immer wieder für Negativschlagzeilen.
- Nachrichtenagentur AFP