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Massenhaft Kirchenaustritte: "Ich gebe dieser Institution noch maximal 100 Jahre"


Massenhaft Kirchenaustritte
"Ich gebe dieser Institution noch maximal 100 Jahre"

MeinungVon t-online, Mth

Aktualisiert am 28.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein schmelzendes Kreuz aus Eis: Manche glauben an ein absehbares Ende der Kirche.Vergrößern des BildesEin schmelzendes Kreuz aus Eis: Manche glauben an ein absehbares Ende der Kirche. (Quelle: IMAGO / Shotshop)
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Die Kirchenaustritte haben ein Rekordhoch erreicht. Auch manche t-online-Leser haben sich für einen Bruch entschieden, andere halten an ihrer Mitgliedschaft fest.

Das Jahr 2021 war kein gutes für die katholische Kirche: Wie am Montag bekannt wurde, traten 360.000 Menschen aus – und damit mehr als je zuvor. 2022 dürfte den rasanten Abwärtstrend nicht stoppen. Im Gegenteil: Missbrauchsskandale und Vertuschungen machten im laufenden Jahr reichlich Schlagzeilen.

Unter t-online-Lesern befinden sich einige, die der katholischen Kirche ebenfalls den Rücken kehrten – die einen erst kürzlich, die anderen schon vor Jahrzehnten. Doch es gibt auch solche, die der Kirchengemeinschaft treu bleiben.

"Jedwedes Recht genommen, 'im Namen Gottes' aufzutreten"

"Ich bin bereits vor 30 Jahren aus der Kirche ausgetreten", erzählt t-online-Leser Thomas Fischer. "Betrachtet man den historischen Verlauf mit Gräueltaten wie Inquisition und Hexenverbrennung, wäre das bereits in der Vergangenheit Grund genug gewesen, den Verein zu schließen.

Die immer mehr aufkommenden Fälle von schlimmstem Kindesmissbrauch nehmen der Kirche jedwedes Recht, 'im Namen Gottes' aufzutreten. Jede andere Institution müsste angesichts dieser Vorwürfe ihre Pforten schließen. Man kann nur hoffen, dass dies angesichts der steigenden Anzahl der Austritte bald der Fall sein wird."

"Kirchenaustritt ist der falsche Weg"

t-online-Leser Karlheinz Przybysz schreibt: "Was mich anrührt, ist die tragische Figur von Benedikt. Ich bin der Meinung, er ist sich direkt keiner Schuld bewusst. Er lebt mit einer Lebenslüge und hat dadurch unermessliches Leid über die betroffenen Menschen gebracht.

Kirchenaustritt ist hier der falsche Weg. Bleiben und mutig mitgestalten. Als überzeugter Christ habe ich in meinem Leben immer kritisch hinterfragt und bin oft angeeckt. Durch Verbote und Moralisieren erreiche ich nichts, nur durch Vorleben."

"Der Kirchenaustritt ist der einzige Weg, Druck auszuüben"

"Die katholische Kirche ist nicht demokratisch verfasst. Die Regeln werden allein durch die obere Hierarchie vorgegeben", erklärt t-online-Leser Peter Tietler und schlussfolgert daraus: "Der Kirchenaustritt ist somit meines Erachtens der einzige Weg, Druck auf die Oberen in der katholischen Kirche auszuüben. Würde niemand austreten, gäbe es für die Hierarchie keinen Grund, irgendetwas zu ändern."

"Wertvolle Gemeinschaft, die nicht durch Austritte dezimiert werden sollte"

"Ich wurde vor 61 Jahren in die römisch-katholische Kirche hineingeboren, denn meine Mutter war katholisch", berichtet t-online-Leser Dirk Rudolph. "Ich habe sehr oft, immer wieder und schon vor Jahren über einen Kirchenaustritt nachgedacht. Warum bin ich trotz allem nicht ausgetreten? Der Grund mag überraschen: Die römisch-katholische Kirche ändert sich über die Zeiten hinweg. Sie tut das viel zu langsam, aber sie ändert sich. Und sie wird sich auch in Zukunft ändern.

Ich unterstütze die Anliegen des Synodalen Weges voll und ganz. Ich persönlich denke, dass das Zwangszölibat abgeschafft werden muss, und dass Frauen in der römisch-katholischen Kirche einen gleichberechtigten Platz bei den Ämtern einnehmen müssen. Diese Veränderungen werden kommen, auch wenn ich dann leider ganz sicher schon nicht mehr unter den Lebenden sein werde."

Dirk Rudolph liebt seine Kirche und die Menschen, die in ihr mitwirken, wie er schreibt. "Es ist eine sehr wertvolle Gemeinschaft, die nicht durch Austritte dezimiert werden sollte."

"Ich gebe dieser Institution noch maximal 100 Jahre"

t-online-Leserin Johanna Sihler prophezeit: "Ich bin kein Orakel, doch ich gebe dieser Institution, die auf verfaulten Fundamenten steht, noch maximal 100 Jahre. Die Menschen spüren diesen fauligen Atem. Sie sind nicht mehr bereit, dies mitzutragen. Das Zeitfenster war sehr groß, sie haben es nicht genutzt.

Über Jahrhunderte standen Frauen unter dem Druck dieser Institution, Inquisition und Tod auf dem Scheiterhaufen. Nun ist es eben vorbei. Das negative Karma tut seine Wirkung und offenbart sich. Loslassen und Neuem den Weg öffnen. Es gibt viele andere Formen der Spiritualität."

"Die Kirchen tun auch sehr viel Gutes"

"Ich bin 79 und zahle immer noch evangelische Kirchensteuer", lässt t-online-Leser Bodo Panitzki uns wissen. "Die Kirchen tun auch sehr viel Gutes. Wäre ich katholisch getauft worden, hätten sich seit Beginn meiner 'Denke' aber wohl in relativ kurzen Abständen immer wieder gute Gründe finden lassen, aus der Kirche auszutreten."

"Dieser Institution kann man nicht weiter vertrauen"

t-online-Leser Karsten Loesel findet: "Das Kirchensystem und der bisherige interne Umgang mit den Tätern zeigt, dass man dieser Institution nicht weiter vertrauen kann – im Gegenteil: Als gesetzestreuer Bürger frage ich mich, warum bei derartigen Straftaten nicht von vornherein sämtliche Staatsanwaltschaften ermittelt haben. Wären die Staatsanwaltschaften nicht sogar gesetzlich dazu verpflichtet?", fragt er rhetorisch.

"Bei Straftaten kann und darf es nicht sein, dass man das der 'Täterorganisation' selbst überlässt. Kirchenrecht darf nicht bei Straftaten angewandt werden. Ich würde gerne wissen, wo es geschrieben steht, dass Kirchenrecht über dem deutschen Strafgesetz steht?"

Der Umgang mit dem Missbrauchsskandal hat Karsten Loesel dazu gebracht, Mitte 2021 aus dieser Täterorganisation, wie er sie nennt, auszutreten. "Im Nachhinein bereue ich es, das nicht schon vor Jahrzehnten getan zu haben."

Verwendete Quellen
  • Einsendungen von t-online-Lesern
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