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Bluttat in Charleston: Angehörige verzeihen dem Attentäter


Obama bewundert "Güte"
Angehörige verzeihen Attentäter von Charleston

Von ap, dpa
Aktualisiert am 20.06.2015Lesedauer: 3 Min.
Dylann R. erschien per Videoschaltung aus dem Gefängnis vor Gericht.Vergrößern des BildesDylann R. erschien per Videoschaltung aus dem Gefängnis vor Gericht. (Quelle: ap-bilder)
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Er hatte am Mittwoch in einer von Schwarzen besuchten Kirche in Charleston (South Carolina) das Feuer eröffnet und neun Menschen kaltblütig erschossen. Während die Gouverneurin Nikki Haley die Todesstrafe für den Täter fordert, sorgen die Angehörigen der Opfer für Staunen und Bewunderung: Bei einer Anhörung von Dylann R. vor Gericht richteten sie emotionale Worte an den mutmaßlichen Mörder - und vergaben ihm. Das rührte auch US-Präsident Barack Obama.

"Ich vergebe dir, meine Familie vergibt dir", sagte Anthony Thompson, der Angehörige einer Toten. Die Familien der Opfer würden gerne sehen, dass Dylann R. Reue zeige. "Tue das und dir wird es besser gehen", sagte Thompson.

Dylann R. sprach in der Videoschaltung vom Gefängnis nur kurz, um Fragen des Richters zu beantworten. Er zeigte keine Regung, als die Familien ihn vom Gerichtssaal aus über die Leinwand direkt ansprachen.

"Wir haben dich am Mittwochabend mit offenen Armen in unserer Bibelgruppe willkommen geheißen", sagte Felecia Sanders, die das Massaker überlebt hatte - anders als ihr Sohn.

Dylann R. war in die Bibelstunde gekommen und hatte nach Angaben der Ermittler fast eine Stunde lang mit den Gläubigen zusammengesessen, bevor er das Feuer eröffnete. "Du hast einige der wunderbarsten Menschen getötet, die ich kenne", sagte Sanders zu R. "Jede Faser meines Körpers tut weh." Aber auch sie sagte: "Möge Gott dir gnädig sein."

Obama: "müssen handeln"

Diese unerwartete Reaktion der Angehörigen sorgte bei US-Präsident Barack Obama für Bewunderung. Auf einer Spendenveranstaltung in San Francisco sagte er, die Antwort der Familien der neun Toten sei "ein Ausdruck von Glauben, der unvorstellbar ist, aber der die Güte des amerikanischen Volkes widerspiegelt."

Er habe während der vergangenen Tage die meiste Zeit an die Tat in Charleston denken müssen. Bei Massenmorden wie diesen sei es nicht genug, nur sein Beileid auszusprechen, so Obama. "Wir müssen handeln."

Alana Simmons sagte bei der Anhörung, obwohl ihr Großvater und die anderen Opfer durch eine Tat des Hasses gestorben seien, werde der Hass nicht gewinnen. Einer polizeilichen Erklärung zufolge machte R. gegenüber einem Überlebenden zudem eine rassistische Bemerkung.

"Charleston ist eine sehr starke Gemeinschaft. Wir haben große Herzen. Wir sind eine liebende Gemeinschaft", sagte Richter James Gosnell. Er forderte die Bürger auf, auch der Familie des jungen Mannes durch diese schwere Zeit zu helfen. Der Strafverteidiger des Beschuldigten, teilte mit, dessen Familie drücke ihren "Schock, Kummer und Unglauben" über die Tat aus.

Tat schweißt zusammen

Bürgermeister Joseph Riley sagte, eine hasserfüllte Person sei mit verrückten Ideen in die Gemeinschaft gekommen. Anstatt Charleston zu trennen, habe er die Stadt aber näher zusammengebracht.

Unter den neun Toten ist auch Clementa Pinckney, der ein langjähriger Abgeordneter und Senator der Demokraten im Staat South Carolina, aber auch gleichzeitig Pastor in der Kirche war. Die anderen acht Opfer spielten ebenfalls eine wichtige Rolle in der historischen Kirche: Sie waren etwa Pastoren, Lehrer oder Chorsänger.

Dem Verdächtigen wird neben Mord auch Waffenbesitz bei der Begehung einer Straftat vorgeworfen. Der Richter setzte die Kaution für den letzteren Punkt auf eine Million Dollar fest. Wegen der Mordvorwürfe steht noch eine weitere Kautionsanhörung an.

Das Justizministerium erklärte, es erwäge auch eine Anklage auf Bundesebene, unter anderem werde wegen des Verdachts auf Hassverbrechen und Terror gegen R. ermittelt. Justizministerin Loretta Lynch erklärte aber, dass manchmal Anklage auf Ebene der einzelnen Staaten besser geeignet seien. Gouverneurin Haley sagte dem Fernsehsender NBC, sie wolle den Schützen "unbedingt" mit dem Tod bestraft sehen.

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