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Vulkan auf La Palma: "Für wenige ist es Horror, für viele Spektakel"


Deutscher zu Vulkanausbruch
"Für wenige ist es Horror, für viele Spektakel"

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 20.09.2021Lesedauer: 3 Min.
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Vulkanausbruch auf La Palma: Lava und Gestein schossen aus dem Vulkan – ein Schreckensszenario für viele Einheimische. (Quelle: t-online)

Bilder von La Palma gehen um die Welt, der Ausbruch des Vulkans macht Schlagzeilen. Ein Deutscher hat evakuierte Menschen aufgenommen und überrascht mit seinen Schilderungen.

Aktuell ist Vollmond und da hat Kai von Schauroth eigentlich weniger Gäste. Bei Vollmond sind die Sterne schlechter zu sehen und dann lohnt sich für Amateurastronomen der Aufenthalt in Schauroths "Athos Centro Astronómico" auf La Palma weniger. Nun hat er Gäste, die wegen eines anderen Naturschauspiels bei ihm sind: Evakuierte des Vulkanausbruchs.

Der 59-jährige Kai von Schauroth hat vier Menschen aufgenommen, die zu Füßen des Vulkans leben und ihre Häuser verlassen mussten, nachdem am Sonntag erstmals seit 50 Jahren der Vulkan auf der Kanareninsel wieder ausgebrochen ist.

Am Sonntagabend zeigten bereits erste Bilder, wie die Lava Gebäude umschließt, wie rot glühendes Gesteinsmaterial durch berstende Fenster in Häuser eindringt. "Für ganz wenige ist das Horror", sagt der deutsche Inselbewohner. "Für die meisten ist es ein faszinierendes Schauspiel."

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5.000 Evakuierte

Mehr als 5.000 Menschen waren bis zum Montagmorgen evakuiert worden, weil sich die Lava aus mehreren Ausbruchstellen in Strömen den Weg nach unten bahnt. Die Menschen, die er aufgenommen hat, wussten nicht, wie es ihren Häusern ergeht und noch ergehen wird. "Aber sie sind cool." Sie stammen zwar allesamt nicht aus La Palma. Aber die vier Bewohner aus Deutschland, vom spanischen Festland und aus Bolivien lebten lange genug auf der Insel, um mit Naturkatastrophen vertraut zu sein, sagt von Schauroth.

"Die ist man gewohnt auf La Palma." Auch er selbst hatte Berührung mit derartigen Naturereignissen. "Vergangenes Jahr gab es einen gewaltigen Brand, und der ist bis 150 Meter an unsere Finca gekommen." Viele Hilfsangebote hätten ihn erreicht. "Man hilft sich hier." Er schätzt deshalb nicht, dass viele Bewohner die von den Behörden zur Verfügung gestellten Unterkünfte nutzen werden.

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Eines der beiden Paare, die jetzt bei ihm wohnen, kannte er lose. "Einmal gesehen, danach auf Facebook noch miteinander geschrieben." Wegen des anderen Paares rief ihn jemand an: "Kannst du die aufnehmen?" Er konnte.

Er selbst lebt seit 2016 im Nordwesten der Insel im Atlantik vor der Westküste Afrikas, 85 Kilometer von Teneriffa entfernt. Nach La Gomera sind es gut 60 Kilometer.

Von Oldtimerrennen zur Sternwarte

In Deutschland ist von Schauroth in der Oldtimerszene bekannt, weil er Veranstalter von Meisterschaften im historischen Rennsport war. Seit 2016 betreibt er aber auf La Palma den "Athos Star Campus": Observatorium sowie Unterkünfte und Technik zum Mieten für Amateurastronomen, die einen Himmel fast frei von Lichtverschmutzung und mit klarer Luft nutzen wollen.

Die Luft ist auch jetzt noch sauber, sagt er. Das Observatorium mit den Unterkünften ist etwa 20 Kilometer von der Ausbruchstelle entfernt. "Von uns aus sieht man eine weiße Wolke und es riecht ein bisschen verbrannt." Nicht nach Schwefel, sondern nach den Feuern, die die Lava auf ihrem Weg entfacht. Der lokale Flughafen ist ebenfalls weiter in Betrieb.

Kai von Schauroth hatte die Erdbeben natürlich mitbekommen, die in den vergangenen Tagen der Eruption vorangegangen waren. Er hatte aber nicht so recht an den Ausbruch geglaubt und sich vor allem über Reaktionen aus der Ferne gewundert. "Mehr als 50 E-Mails, Anrufe und WhatsApp-Nachrichten besorgter Gäste und Freunde kamen innerhalb von zwei Tagen vor dem Ausbruch. Schlagzeilen wie 'Beliebter Ferieninsel droht Vulkankatastrophe' haben ein verzerrtes Bild der Lage gezeigt."

"Erstaunt, wie dicht man rankommt"

Für den Großteil der gut 80.000 Menschen auf der Insel geht das Leben ganz normal weiter. Der Vulkanausbruch sei ein lokales Ereignis. "Nur die direkten Straßen dort sind gesperrt. Ich dachte, die Auswirkungen seien größer. Und ich bin erstaunt, wie dicht man rankommt – bis auf zwei Kilometer. Von Katastrophenstimmung nichts zu spüren."

Er fuhr in der Nacht nach dem Ausbruch selbst mit einem Teleskop mit 625 Millimetern Brennweite und einer Canon 6D-Kamera los: "Heute mal keine Sterne fotografieren." Von einem Balkon in acht Kilometern Entfernung gelangen ihm eindrucksvolle Aufnahmen über das Tal, aus dem vielleicht noch mehr Menschen evakuiert werden müssen.

Zurück in der Finca in 900 Metern Höhe und mit Bergrücken zwischen sich und der Lava war nicht mal mehr ein Leuchten am Horizont zu sehen. Beim Sternegucken würde der Vollmond stören, nicht der Vulkan.

Verwendete Quellen
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