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Ermittler alarmieren | Deutschland wird mit Drogen aus Niederlanden überschwemmt


Ermittler alarmieren
Deutschland wird mit Drogen aus Niederlanden überschwemmt

Von Dietmar Seher

Aktualisiert am 07.06.2019Lesedauer: 3 Min.
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Beschlagnahmte Chemikalien zur Herstellung synthetischer Drogen in den Niederlanden (Symbolfoto).Vergrößern des Bildes
Beschlagnahmte Chemikalien zur Herstellung synthetischer Drogen in den Niederlanden (Symbolfoto). (Quelle: imago-images-bilder)

Die Bestellung läuft übers Darknet, der Versand per Post. Immer größere Mengen an synthetischen Drogen gelangen nach Deutschland. Die Ermittler sehen sich überfordert und erheben Vorwürfe gegen die Politik.

Rauschgift-Experten sind beunruhigt. Deutschland wird von Kokain- und Amphetamin-Importen überflutet. Einen immer größeren Teil davon bringen die Dealer über die nur wenig kontrollierte deutsch-niederländische Grenze ins Land. 2018 stellte allein die Bundespolizei in dem mehr als 500 Kilometer langen Grenzabschnitt rund 500 Kilo Drogen und drei Millionen Euro an Einnahmen aus dem Drogenhandel sicher – das sind doppelt so viele Substanzen wie 2017 und mehr als die sechsfache Geldmenge des Vorjahrs.

Auch Frank Denner, Chef der für Nordrhein-Westfalen und Teile Niedersachsens zuständigen Zollfahndung in Essen, rechnet vor, die Menge der vom Zoll sichergestellten Amphetamine und Designerdrogen sei 2018 um 86 Prozent höher gewesen als im Vorjahr. Alleine elf Kilo Crystal Meth sei in seinem Bereich beschlagnahmt worden – die Droge war bisher im Westen eher weniger aufgetreten, sondern war vor allem über Osteuropa ins Bundesgebiet gelangt. „Dabei agieren die Täter immer stärker konspirativ, schotten sich ab, nutzen vermeintlich sichere Kommunikationswege und werden insgesamt gewaltbereiter“.

Sie wenden beim Transport – neben raffinierter angelegten Hohlräumen in Autos oder Rip-on-Rip-off-Taschen in Containern – neue Tricks an: Bestellungen über das verschlüsselte Darknet werden meist per Brief ausgeliefert. "Die zu versendenden Kuverts werden, gespickt mit Drogen, aus den Niederlanden mittels Kurier erst nach Deutschland geschmuggelt", sagt Denner. Dort würden sie mit gefälschten Absendern oder den Namen von ahnungslosen Unbeteiligten versehen und in Briefkästen eingeworfen , um die Herkunft zu verschleiern. Die Erwartung der Täter: Innerdeutsche Post wird weniger kontrolliert. Dennoch: "Bild" berichtet, die Briefermittler der Deutschen Post in Marburg hätten 2018 mehr als 12.000 Briefe mit Drogen-Order wie Crystal Meth, Kokain und Ecstasy abgefangen und geöffnet.

"Für 2019 ist mit weiterer Steigerung zu rechnen"

Thomas Mischke vom Bund der Kriminalbeamten (BDK) spricht von einer "Drogenschwemme", die sich von Westen her nach Deutschland ergießt: Keine Woche gehe vorbei, "in der wir nicht mehrere Kilo sicherstellen". Die Ursachen dafür: "Niederländische Täter sind in die Herstellung synthetischer Drogen eingestiegen", sagt er. Zudem seien die Seehäfen Durchgangsstationen aus Südamerika für Kokain. "Für 2019 ist mit einer weiteren Steigerung zu rechnen."


Mischke gibt die Schuld an der aktuellen Rauschgift-Welle aber auch Fehlern der Politik. An der Westgrenze habe es "wegen anderer Prioritätensetzung" über Jahre keine reelle Bekämpfung der Betäubungsmittel-Kriminalität gegeben. So hätten sich "besorgniserregende Strukturen" entwickeln können.

"Wir wurden seit 20 Jahren zu Tode gespart und sind auch noch schlecht organisiert", sagte er t-online.de. Denn für die Bundespolizei seien ins Netz gegangene Drogendealer eher "Beifang" und müssten dem Zoll übergeben werden. "Der hat aber zu wenig Ressourcen" zur weiteren Bearbeitung. Das Vorgehen sei für alle Beteiligten kompliziert und "unsexy". Besser sei die Verstärkung von gemeinsamen Fahndungseinheiten deutscher und niederländischer Behörden, die auch die Hinterleute des Drogenschmuggels aufdecken könnten.

Bundespolizei soll gestärkt werden

Tatsächlich sind erste Schritte zu einer Verbesserung inzwischen gemacht. Die Bundespolizei soll in den nächsten Jahren an der Westgrenze zu den Niederlanden und Belgien personell deutlich aufgerüstet werden. Allerdings bleibt es dabei: An der Grenzlinie selbst dürfen sie aufgrund des Schengen-Abkommens ohne konkreten Verdacht nicht kontrollieren.


Nicht nur die Menge der illegal ins Land gebrachten Drogen steigt an und in diesem Zusammenhang die Zahl der deutschen Drogendelikte, die das Bundeskriminalamt (BKA) zuletzt mit 350 580 im Jahr 2017 angegeben hat. Auch die Wirkung der einzelnen Substanzen verstärkt sich , stellt die Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) fest. So habe sich der „Wirkstoffgehalt von Kokain im Straßenhandel seit 2011 mehr als verdoppelt“. Ähnliches gelte für Cannabis.

Verwendete Quellen
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