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Nach Bluttat in Potsdam: Verdächtige in Psychiatrie eingewiesen


Vier Menschen starben
Verdächtige nach Bluttat von Potsdam in Psychiatrie eingewiesen

Von dpa, afp, aj, lw

Aktualisiert am 29.04.2021Lesedauer: 4 Min.
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Potsdam: Vier Menschen sind in einer Klinik getötet worden. (Quelle: reuters)
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In einer Klinik in Potsdam sind vier Menschen getötet und eine Person schwer verletzt worden. Nach und nach kommen weitere Informationen zu der Tragödie ans Licht – doch viele Fragen sind noch offen.

Nach dem vierfachen Tötungsdelikt in einer Behinderteneinrichtung in Potsdam ist die 51-jährige Verdächtige in eine Psychiatrie eingewiesen worden. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in der brandenburgischen Hauptstadt am Donnerstag nach der Vorführung beim Haftrichter der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe bei der Frau "entsprechende Hinweise" auf eine psychiatrische Erkrankung.

Die Sprecherin der Ermittlungsbehörde wollte keine näheren Angaben machen, warum die Staatsanwaltschaft keine Mordmerkmale sieht. Ebenfalls keine Angaben machten die Ermittler zunächst dazu, ob und in welcher Form sich die Tatverdächtige einließ. Eine Unterbringung der Mitarbeiterin in der Psychiatrie sei nicht beantragt worden. Dies deutet darauf hin, dass den Ermittlern bisher keine Hinweise auf eine psychische Erkrankung der Frau vorliegen. Das Motiv für die Gewalttat bleibt vorerst weiter unklar. Zudem ist nicht geklärt, welche Funktion die tatverdächtige 51-jährige Verdächtige in dem Krankenhaus innehatte.

Vier Opfer waren langjährige Bewohner

"Die Opfer werden zurzeit gerichtsmedizinisch untersucht", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wilfried Lehmann. Die "Bild"-Zeitung berichtete, dass die Heimbewohner mit einem Messer umgebracht worden seien. Der Oberstaatsanwalt konnte dies nicht bestätigen. Nach Angaben der "Märkischen Allgemeinen", der "Potsdamer Neuesten Nachrichten" und der "Bild" soll die Verdächtige ihrem Mann von den Taten berichtet haben, als sie nach Hause kam, daraufhin soll die Polizei informiert worden sein. Dies wollte der Staatsanwalt ebenfalls nicht bestätigen. "Die Polizei ist informiert worden und hat dann die Leichen vorgefunden."

Die vier Opfer der tödlichen Gewalttat waren nach Angaben des Oberlinhauses langjährige Bewohner in der diakonischen Einrichtung. Zwei von ihnen hätten dort seit ihrer Kindheit gelebt, sagte Tina Mäueler, Bereichsleiterin Wohnen in den Oberlin Lebenswelten am Donnerstag. Nähere Angaben zur Identität wurden nicht gemacht.

"Es hat uns allen die Beine weggehauen"

Bei der Tat war am Mittwochabend auch eine Frau schwer verletzt worden. Eine 51-jährige Mitarbeiterin wurde wegen dringenden Tatverdachts festgenommen. Die Opfer sind laut Polizei in verschiedenen Krankenzimmern einer Station gefunden worden.

Am Donnerstagvormittag wendete sich Dr. Matthias Fichtmüller, der theologische Vorstand des betroffenen Hauses, an die Öffentlichkeit. "Es hat uns allen die Beine weggehauen", sagte er in einer Pressekonferenz. "Das ist etwas, was man nicht so ohne weiteres wegsteckt." Im Verein Oberlinhaus sei man noch nicht zum Trauern gekommen. Die Mitarbeiter stehen unter Schock. Fichtmüller bedankte sich darüber hinaus für die Zuwendung und kündigte an, dass es am Donnerstagabend in der Oberlinkirche eine spontane Gedenkandacht geben wird. In zwei Wochen solle ein Gedenkgottesdienst folgen.

Mordkommission ermittelt

Die Mordkommission der Polizeidirektion und die Staatsanwaltschaft ermitteln zum Verdacht eines vorsätzlichen Tötungsdelikts. "Die Verletzungen aller Opfer sind nach bisherigen Erkenntnissen auf schwere, äußere Gewaltanwendung zurückzuführen", hieß es in der Mitteilung.

Die Tat hat sich im Thusnelda-von-Saldern-Haus ereignet, das Teil der Klinik ist. In der Einrichtung werden Menschen mit schweren Behinderungen betreut. Die Polizei verhängte eine Nachrichtensperre, weil die Angehörigen der Getöteten benachrichtigt werden sollen, bevor öffentlich weitere Angaben zu den Opfern und den Tatumständen gemacht werden.

Polizei seit Mittwochabend im Einsatz

Vor den Gebäuden an der Rudolf-Breitscheid-Straße in Potsdam-Babelsberg standen in der Nacht zum Donnerstag Polizeiautos und Krankenwagen. Kriminaltechniker mit Koffern gingen in ein Haus in der Nähe des Eingangs. Auch ein Notfallseelsorger ging in das Gebäude. Die Polizei ist seit Mittwochabend kurz vor 21 Uhr im Einsatz.

Zu dem Komplex, auf dem sich die Tat ereignete, gehören neben einer Klinik Kitas und Schulen, Arbeitsplätze und Wohnbereiche für Menschen mit Behinderung sowie Beratungsstellen. Der Verein Oberlinhaus beschreibt sich auf seiner Website als diakonisches "Kompetenzzentrum für Teilhabe, Gesundheit, Bildung und Arbeit in der Region Berlin-Brandenburg".

"Furchtbare Nachrichten"

Der Potsdamer Oberbürgermeister, Mike Schubert, schrieb auf Twitter: "Es ist eine unbegreifliche Tat. Unsere Gedanken sind heute bei den Angehörigen der Getöteten, den BewohnerInnen und allen Mitarbeitenden. Wir werden in dieser schweren Zeit an der Seite des Oberlinhauses Potsdam stehen."

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich bestürzt. "Eine schreckliche Nachricht. Ich bin schockiert", sagte Woidke am Donnerstag nach Angaben von Regierungssprecher Florian Engels. "Meine Gedanken gelten den Opfern und meine Anteilnahme den Angehörigen." Im Privatsender BB Radio sprach er von einer grauenhaften und fürchterlichen Tat. "Es ist ein schwerer Tag für Brandenburg."

"Spekulationen jeglicher Art verbieten sich"

Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) drückte ihre Erschütterung aus. "Die entsetzlichen Tötungsdelikte in einer Einrichtung (...) in Potsdam-Babelsberg haben mich tief erschüttert und mit Trauer erfüllt", sagte Nonnemacher am Donnerstag im Landtag in Potsdam. "Spekulationen jeglicher Art verbieten sich", betonte sie mit Blick auf den noch offenen Tathergang. Sie sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. "Ich möchte allen Beschäftigten und den Mitpatienten und Mitpatientinnen viel Kraft in den nächsten Tagen und Wochen wünschen, um dieses schreckliche Ereignis aufzuarbeiten."

Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) bekundete sein Beileid auf Twitter: "Furchtbare Nachrichten aus Potsdam-Babelsberg. (...) Ich bin sehr erschüttert."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • Eigene Recherchen
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