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Messerattacke in Würzburg: Polizei präzisiert Angaben zu den Opfern


Was über die Attacke bekannt ist
Polizei präzisiert Angaben zu den Opfern von Würzburg

Von dpa, cck

Aktualisiert am 27.06.2021Lesedauer: 4 Min.
Polizisten stehen vor abgesperrten Geschäft: Der Täter attackierte Frauen in einem Kaufhaus.Vergrößern des BildesPolizisten stehen vor abgesperrten Geschäft: Der Täter attackierte Frauen in einem Kaufhaus. (Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
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Ein Mann geht mit einem Messer offenbar wahllos auf Menschen los. Drei von ihnen überleben den Angriff in Würzburg nicht. Was über die Tat bekannt ist und was nicht.

Nach der tödlichen Messerattacke am Freitag ist Würzburg in Schock. Am Sonntag soll der drei Todesopfer gedacht werden, die Polizei ermittelt indes die Hintergründe. Was bisher über die Tat bekannt ist und was nicht.

Was über den Tathergang bekannt ist

Freitagnachmittag, gegen 17.00 Uhr: Der Verdächtige betritt eine Woolworth-Filiale in der Würzburger Innenstadt und besorgt sich dort ein Messer. Offenbar grundlos sticht er dann auf Frauen ein, drei sterben. Dann rennt der Somalier in eine nahegelegene Bank und attackiert dort und auf der Straße Passanten – wieder vor allem Frauen.

Couragierte Bürger stellten sich dem Angreifer in der Innenstadt in den Weg. In im Internet verbreiteten Clips war zu sehen, wie mehrere Menschen versuchen, den Angreifer zu überwältigen. Ein Mann ging mit einem Besen auf den 24-Jährigen los, andere waren mit Stühlen in der Hand zu sehen. Mehr dazu lesen Sie hier. Ein Mann hielt den Täter mit einem Rucksack in Schach. Wie die "FAZ" berichtet, handelt es sich dabei um einen 42 Jahre alten kurdischen Mann aus dem Iran. Er sei erst seit 17 Monaten in Deutschland und habe Asyl beantragt, sagte er dem Blatt. Er habe während der Aktion keine Angst um sein Leben gehabt und sei in dem Moment wie im Tunnel gewesen, sagte er.

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Passanten brachten die anrückende Polizei schnell zum Täter. Die Beamten stoppten den Mann schließlich mit einem Schuss in den Oberschenkel. Er sitzt nun in Untersuchungshaft.

Was über die Opfer bekannt ist

Bei allen Todesopfern und den meisten Verletzten handelt es sich laut Polizei um Frauen. Drei starben bei dem Angriff. Sie alle waren laut Polizei Kundinnen in dem Geschäft und 24, 49 und 82 Jahre alt. Vorherige Angaben, eine der Frauen habe in dem Laden als Verkäuferin gearbeitet, träfen nicht zu, sagte ein Polizeisprecher. Ein Bundeswehrsoldat, der mit anderen Passanten den Verdächtigen aufgehalten hat, sagte der "Bild", der Täter habe sich gezielt Opfer gesucht, die ihm unterlegen waren.

Sieben weitere Menschen wurden verletzt. Zwei davon griff der Täter noch in dem Geschäft an. Dabei handelt es sich um einen 57 Jahre alten Mann und eine 52-jährige Frau. Sie wurde schwer verletzt, ist aber außer Lebensgefahr, der Mann erlitt leichte Verletzungen. Auf der Straße vor dem Kaufhaus fanden Polizisten ein elfjähriges Mädchen sowie einen 16 Jahre alten Jugendlichen – beide mit schweren Verletzungen. Lebensgefahr besteht bei beiden nicht mehr. Der Täter verletzte darüber hinaus eine 26 Jahre alte Frau leicht – sie wurde ebenfalls auf der Straße gefunden.

In einer nahegelegenen Bank soll der Mann eine weitere Frau angegriffen haben. Die 73-Jährige kam mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus, ist aber laut Polizei nun außer Lebensgefahr. Der Zustand einer 39-Jährigen, die der Somalier ebenfalls attackierte, ist stabil. Sie sei nicht mehr in einem lebensbedrohlichen Zustand, sagte der Sprecher. Wo der Mann diese Frau angriff, war zunächst unbekannt. Die blutige Bilanz der Messerattacke: drei tote Frauen, drei lebensgefährlich verletzte Frauen, ein Mädchen und ein Jugendlicher in Lebensgefahr, ein leicht verletzter Mann und eine leichtverletzte Frau, so die Polizei.

Was über den mutmaßlichen Täter bekannt ist

Der 24 Jahre alte Tatverdächtige soll 1997 in der somalischen Hauptstadt Mogadischu geboren worden sein. Im Mai 2015 kam er nach Deutschland und war zunächst in Chemnitz beim Bundesamt für Migration gemeldet. Nach mehreren Wohnortwechseln innerhalb Deutschlands kam er 2019 nach Würzburg. In Deutschland hatte er subsidiären Schutz. Das bedeutet, die Person hat zwar keine Asylberechtigung, ihm drohte aber ernsthafter Schaden im Herkunftsland. Er hält sich somit legal in Deutschland auf.

Laut Polizei lebte der 24-Jährige zuletzt in einer Obdachlosenunterkunft. Der Verdächtige war in den vergangenen Monaten bereits psychisch aufgefallen. Im Januar kam es laut Polizei in dem Obdachlosenheim zu einem Streit. Der Mann soll dabei seine Mitbewohner mit einem Messer bedroht haben. Danach wurde der 24-Jährige in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen.

Erst vor wenigen Tagen wurde er erneut in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen, nachdem er Menschen in der Innenstadt belästigt hatte. "Da hat der Beschuldigte ein verstörtes Verhalten mit psychischen Auffälligkeiten gezeigt", sagte Wolfgang Gründler von der Generalstaatsanwalt Bamberg am Sonntag.

Was über das Motiv bekannt ist

Noch ist unklar, ob der Mann während der Tat psychisch verwirrt war oder ob es sich um eine islamistisch motivierte Tat handelte. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte am Samstag, dass von einem Einzeltäter ausgegangen werde. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach zuvor von einem Amoklauf.

Auch ob der Täter gezielt Jagd auf Frauen machte, konnten die Ermittler am Sonntag noch nicht sagen. "Die sichergestellten Gegenstände werden ausgewertet", sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes am Sonntag in München dazu lediglich. Das werde einige Zeit dauern, weil beispielsweise Material, das in der Obdachlosenunterkunft des Verdächtigen gefunden wurde, in somalischer Sprache sei. Daher sei es auch noch zu früh, etwa von Hassbotschaften zu sprechen.

Herrmann schloss einen islamistischen Anschlag nicht aus: "Es gibt jedenfalls Indizien dafür, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte", sagte er. Ein Zeuge gab ihm zufolge an, der Verdächtige habe bei der Tat "Allahu Akbar" (deutsch: Gott ist groß) gerufen.

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Wie t-online aus Ermittlerkreisen erfuhr, sagte der Verdächtige nach der Tat, er habe seinen "Dschihad" verwirklicht. Der mutmaßliche Täter habe Äußerungen gemacht, die auf religiösen Fanatismus schließen lassen. Ermittler fanden laut "Bild" auch Propagandamaterial der Terrorgruppe "Islamischer Staat" in dem Obdachlosenheim, in dem der Verdächtige zuletzt gewohnt hatte. Hinweise auf Kontakte zu militanten Salafisten gibt es dem Vernehmen nach bisher jedoch nicht. Nach Gesprächen mit dem 24-Jährigen könne er bisher kein islamistisches Motiv erkennen, sagte der Anwalt des Angreifers. Der mutmaßliche Täter hat sich bislang offiziell noch nicht geäußert.

Die Tat erinnert an einen islamistischen Anschlag vor knapp fünf Jahren in Würzburg. Am 18. Juli 2016 waren in einem Zug vier Menschen schwer verletzt worden. Ein 17-jähriger afghanischer Flüchtling hatte mit einer Axt und einem Messer in einem Regionalzug auf dem Weg nach Würzburg die Reisenden angegriffen. Anschließend flüchtete er zu Fuß, attackierte eine Spaziergängerin und wurde schließlich von Polizisten erschossen.

Verwendete Quellen
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