"Mein Sohn wurde gefoltert"
Der Fall erinnert an George Floyd: In den USA ist ein 28-jΓ€hriger Schwarzer durch Polizeigewalt gestorben. Die Familie berichtet von schockierenden Szenen.
Anderthalb Wochen nach dem brutalen Tod eines 28-jΓ€hrigen Schwarzen in einer psychiatrischen Klinik im US-Bundesstaat Virginia haben seine AngehΓΆrigen schwere VorwΓΌrfe gegen die Polizei erhoben. "Mein Sohn wurde wie ein Hund behandelt, schlimmer als ein Hund", zitierten US-Medien am Donnerstag (Ortszeit) die Mutter des Opfers, Caroline Ouko. "Mein Sohn wurde gefoltert."
Zuvor hatte sie sich mit weiteren FamilienangehΓΆrigen ein Γberwachungsvideo angesehen, das nach Angaben der Staatsanwaltschaft zeigt, wie Polizeibeamte Irvo Otieno ersticken. Das Video wurde nicht fΓΌr die Γffentlichkeit freigegeben.
"Brutal mit einem Knie an seinem Hals" fixiert
Otieno war am 6. MΓ€rz in einer staatlichen Psychiatrie-Einrichtung wΓ€hrend des Aufnahmeprozesses gestorben, nachdem er aus einem GefΓ€ngnis dorthin verlegt worden war, wie die StaatsanwΓ€ltin Ann Cabell Baskervill mitteilte. Otieno habe Hand- und FuΓfesseln getragen und sei von den sieben Polizisten elf Minuten am Boden gehalten worden. "Er starb an Erstickung, weil er erdrΓΌckt wurde." Baskervill sagte laut CNN, das Γberwachungsvideo sei "extrem klar" und "extrem alarmierend". Die Polizisten und drei Krankenhaus-Mitarbeiter seien wegen Totschlags angeklagt.
BΓΌrgerrechtsanwalt Ben Crump, der bereits die Familie des bei einem Polizeieinsatz getΓΆteten Afroamerikaners George Floyd rechtlich unterstΓΌtzt hatte, sagte laut CNN, das Video zeige, wie unmenschlich Strafverfolgungsbeamte Menschen, die eine psychische Krise hΓ€tten, behandelten: Als Kriminelle anstatt als Menschen, die Hilfe brauchten. Otieno habe keine Bedrohung dargestellt. "Er ist ihnen gegenΓΌber nicht gewalttΓ€tig oder aggressiv." Man kΓΆnne sehen, wie er bewusstlos zu sein scheine, aber dennoch "brutal mit einem Knie an seinem Hals", fixiert werde.
Erinnerung an George Floyd
Crump verglich die Szenen im Video mit dem Tod von George Floyd, der im Mai 2020 von Polizeibeamten in Minneapolis mit Handschellen gefesselt, auf den Boden gedrΓΌckt und festgehalten wurde. Zwei AnwΓ€lte von Otienos Familie forderten laut "Washington Post" das Justizministerium auf, den Vorfall zu untersuchen.
Otienos Mutter Ouko sagte, ihr Sohn, der Hip-Hop-Musiker habe werden wollen, sei psychisch krank gewesen. Er habe auch psychische Probleme gehabt, als er am 3. MΓ€rz in Gewahrsam genommen worden sei β wegen eines mutmaΓlichen Einbruchs. Drei Tage spΓ€ter sei er in die Klinik eingeliefert worden. Dort sei er Polizeiangaben zufolge "kΓ€mpferisch" und deshalb zurΓΌckgehalten worden.
In den USA kommt es regelmΓ€Γig zu tΓΆdlichen PolizeieinsΓ€tzen Γ€hnlicher Art. Stellvertretend steht dafΓΌr der Fall von George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Der Fall fΓΌhrte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Seitdem gibt es immer wieder BestΓΌrzung ΓΌber Γ€hnliche FΓ€lle.
- Nachrichtenagentur dpa