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"Titan"-Unglück | Witwe Christine Dawood: "Ich bin wütend"


Sohn und Mann starben in Tauchboot
Angehörige von "Titan"-Insassen: "Ich bin wütend"

Von t-online, lw

13.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Shahzada Dawood (r.) und sein Sohn Suleman zähen zu den Opfern des Tauchboot-Unglücks (Archivbild).Vergrößern des BildesShahzada Dawood (r.) und sein Sohn Suleman (l., Archivbild): Sie verunglückten mit der "Titan". (Quelle: ENGRO CORPORATION LIMITED)
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Monate nach dem "Titan"-Unglück trauert Christine Dawood immer noch um ihren Mann und ihren Sohn. Doch sie verspürt auch Wut.

Vor sieben Monaten implodierte das Tauchboot "Titan" in den Tiefen des Meeres. Fünf Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben, darunter der pakistanische Geschäftsmann Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Die Ehefrau und Mutter, Christine Dawood, sprach nun in einem Interview mit der britischen "Daily Mail" über ihre Trauer – und wie sie in die Zukunft blickt.

"Es ist das Aufwachen jeden Morgen. Manchmal glaube ich es immer noch nicht", so Dawood. "Die Möglichkeit, dass die Titan implodieren könnte, war uns nie in den Sinn gekommen." Es sei schrecklich, seinen Ehemann zu verlieren. Sie ergänzte: "Kein Elternteil sollte um sein Kind trauern müssen. Es ist unnatürlich. Plötzlich wird dir der Sinn, die Identität entrissen."

Suleman wäre am Montag 20 Jahre alt geworden. Dawood sagte der "Daily Mail", sie habe Luftballons für ihn gekauft. In diesem Jahr werde es jedoch "keine Happy Birthday-Aufdrucke auf den Ballons geben – weder Namen noch Zahlen". Es gebe keine Gräber für die verstorbenen Männer.

"Es gab keine Leichen"

Dawood erklärt: "Es gab keine Leichen, aber vor Kurzem sind wir nach Singapur gereist. Das Meer war warm genug, dass wir hineingehen konnten, und ich spürte sie [Shahzada und Suleman, Anm. d. Red.] wirklich um mich herum. (...) Ich brauche kein Grab, denn jedes Mal, wenn ich im Meer bin, kann ich mich mit ihnen verbinden, weil sie ein Teil davon sind."

Ursprünglich sollte Christine Dawood an der "Titanic"-Expedition teilnehmen – doch wegen der Corona-Pandemie wurde der Termin verschoben. Weil Sulemann in dieser Zeit volljährig wurde, war es nun für ihn möglich, anstelle seiner Mutter teilzunehmen. "Die Vorstellung, in einem kleinen Tauchboot acht Stunden lang nach unten und dann nach oben zu fahren, war nicht unbedingt mein Lieblingsgedanke", sagte Dawood der "Daily Mail".

"Hätte ich im Nachhinein gewollt, dass sie nicht gehen? Absolut – aber ich kann nicht wirklich sagen, dass ich ihnen eine solche Gelegenheit verwehrt hätte. Wenn sie zurückgekommen wären und nichts passiert wäre, wäre die Geschichte ganz anders ausgefallen", so die Witwe.

"Ich bin wütend"

Auf die Frage, ob sie wütend auf Stockton Rush, den Chef des Betreiberunternehmens Oceangate, sei, antwortete sie: "Das ist das, was man kompliziert nennen würde. (...) Wut auf Oceangate? Ich weiß es nicht. Aber Stockton ist nicht meine Lieblingsperson in diesem Schlamassel." Es sei schwierig, weil man nicht genau wisse, was passiert ist. Die Ermittlungen dauerten an. "Aber ich bin wütend", so Dawood. Rush kam bei dem Unglück selbst ums Leben, er hatte das Tauchboot gesteuert.

Nach Einschätzung verschiedener Experten hatten die Entwickler und Betreiber der "Titan" anerkannte Standards umgangen und Warnungen missachtet. Medienberichten zufolge warnte schon 2018 ein Brief der Organisation Marine Technology Society (MTS) vor dem experimentellen Charakter des touristischen Angebots, und dass die Fahrten in einer Katastrophe enden könnten. Die Trümmerteile könnten den Ermittlern wichtige Informationen geben, etwa wo die Schwachstelle des Rumpfes der "Titan" gewesen sein könnte.

Tauchboot implodierte am 18. Juni 2023

Dawood sagte, sie lerne zu akzeptieren, dass es einige Dinge gebe, die man nicht kontrollieren könne. Jetzt beginne das Jahr 2024. Vielleicht könne man mit dem neuen Jahr etwas Licht in die Dunkelheit bringen.

Das Tauchboot "Titan" war am 18. Juni verschollen, nachdem es zu einer Erkundungstour des "Titanic"-Wracks aufgebrochen war. Die US-Küstenwache hatte mithilfe vor allem kanadischer Kräfte rund 700 Kilometer südlich von Neufundland eine groß angelegte Suche gestartet, die Menschen weltweit verfolgten. Tage nach dem Verschwinden entdeckte ein Tauchroboter dann knapp 500 Meter vom Bug des "Titanic"-Wracks entfernt die Trümmer.

Alles deutet darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgab und implodierte. Die "Titanic" liegt in rund 3.800 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Der Luxusdampfer war im Jahr 1912 untergegangen, mehr als 1.500 Menschen starben damals.

Neben den Dawoods und dem Oceangate-Chef waren der französische "Titanic"-Experte Paul-Henri Nargeolet (77) und der britische Abenteurer Hamish Harding (58) an Bord.

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